URI: 
       # taz.de -- Christian Ströbele gegen NPD-Verbot: „Den Geldhahn zudrehen“
       
       > Ein NPD-Verbot hat wenig Aussicht auf Erfolg, sagt Grünen-Politiker
       > Ströbele im Interview. Sinnvoller sei eine Kürzung der Staatsgelder.
       
   IMG Bild: Nicht verbieten, aber wenigstens auch nicht mit Geld unterstützen: Ströbele über die NPD
       
       taz: Herr Ströbele, wird es auch nach dem Ausstieg der Bundesregierung aus
       dem Verbotsverfahren einen Antrag gegen die NPD in Karlsruhe geben? 
       
       Christian Ströbele: Es sieht so aus. Der Bundesrat wird das Verbot wohl
       beantragen. SPD-Ministerpräsidenten sagen, sie wollen daran festhalten.
       
       Mit Erfolg? 
       
       Ich fürchte, nein. Die NPD verfolgt zwar eindeutig verfassungsfeindliche
       Ziele, aber für ein Verbot muss sich aus dem Material auch valide ergeben,
       dass sie diese aktiv kämpferisch anstrebt und – vor allem – dass ein Verbot
       verhältnismäßig ist. Das setzt voraus, dass die NPD eine echte Bedrohung
       unserer Grundordnung ist. Das ist angesichts der Schwäche der NPD und ihrer
       schwindenden Wahlerfolge mehr als fraglich.
       
       Die NPD bekommt, wie alle Parteien, Geld vom Staat. Viele halten allein das
       für einen Grund, die Partei zu verbieten. Haben sie nicht recht? 
       
       Nein. Doch dass die NPD Millionen vom Staat bekommen hat und auch weiter
       bekommen wird, ist höchst ärgerlich. Deshalb müssen wir Wege suchen, der
       NPD den Geldhahn zuzudrehen – ganz oder zum Teil.
       
       Wie? 
       
       Indem dieser noch legalen Partei für verfassungsfeindliche oder gar
       rassistischer Umtriebe staatliche Zuwendungen entzogen werden. Das könnte
       durch eine Grundgesetzänderung gehen, vielleicht reicht auch ein einfaches
       Gesetz. Da sind die Juristen unterschiedlicher Auffassung.
       
       Grundgesetzänderungen gibt’s nicht mal eben so … 
       
       Nach dem Grundgesetz sind alle Parteien prinzipiell gleichzubehandeln. Aber
       dies fällt nicht unter die „Ewigkeitsgarantie“ des Grundgesetzes. Dieses
       Gleichbehandlungsprinzip kann also mit ausreichenden Gründen eingeschränkt
       werden, wie das existierende Parteiverbot zeigt. Dazu wäre eine
       Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig. Aber warum soll es die nicht geben?
       
       Gesetzt den Fall, dies wäre juristisch machbar: Ist es politisch klug?
       Schaffen wir damit nicht zwei Klassen von Parteien: staatliche
       privilegierte und solche ohne Staatsgeld? 
       
       Nein. Ein wichtiges Bedenken, aber der Staat soll ja nur nicht gezwungen
       sein, verfassungsfeindliche Aktivitäten zu subventionieren. Die
       Entscheidung, ob eine Partei oder einzelne ihrer Betätigungen
       verfassungsfeindlich sind, muss natürlich weiter beim
       Bundesverfassungsgericht liegen. Falls dieses die Verfassungsfeindlichkeit
       feststellt, könnten wenigstens Gelder für rassistische Bildungsarbeit oder
       solche Aktionen und Propaganda vorenthalten werden.
       
       Damit wird die Hürde vor einschneidenden Einschränkungen der Arbeit von
       Parteien aber radikal gesenkt. Als Nächstes könnte dann die CSU fordern,
       die Linkspartei finanziell auszutrocknen, oder? 
       
       Missbrauchsgefahr gibt es beim Parteienverbot auch. Deshalb soll ja nicht
       der Bundestagspräsident oder ein anderes politisches Gremium entscheiden,
       sondern das Bundesverfassungsgericht als politisch neutrale Instanz. Wir
       hätten nicht nur den Hammer, das Verbot, dessen wirksamer Einsatz gerade
       mit Blick auf europäische Gerichte unwahrscheinlich ist. Sondern auch
       gezieltere Instrumente wie die Kürzung staatlicher Gelder, die nicht den
       Nachweis einer Gefahr für die Grundordnung voraussetzen.
       
       Gibt es noch mehr Unterstützer dieser Idee? 
       
       Es gibt Rechtsgutachten, die diesen Weg für gangbar halten. Und es gibt
       Kollegen in allen Fraktionen, die dafür offen zu sein scheinen.
       
       22 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Reinecke
   DIR Stefan Reinecke
       
       ## TAGS
       
   DIR NPD-Verbot
   DIR Hans-Christian Ströbele
   DIR Verfassung
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Schwerpunkt Grundgesetz
   DIR Schwerpunkt Christian Ströbele 
   DIR NPD-Verbot
   DIR Schwerpunkt Holger Apfel
   DIR Schwerpunkt Neonazis
   DIR NPD-Verbot
   DIR NPD-Verbot
   DIR FDP
   DIR NPD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neues Wahlplakat: Ströbele ändert die Richtung
       
       Der Grüne Hans-Christian Ströbele startet zum vierten Mal den Wahlkampf um
       ein Direktmandat für den Bundestag - und setzt auf sein bewährtes
       Comic-Plakat.
       
   DIR NPD-Verbot: Bundestag stellt keinen Antrag
       
       Der Antrag der SPD-Fraktion, für ein Verbot der NPD vor das
       Verfassungsgericht zu ziehen, wurde vom Parlament abgelehnt. Zuvor stritten
       die Parlamentarier darüber.
       
   DIR Bundesparteitag der NPD: Vorsitzender bleibt, Ärger auch
       
       Der Aufstand gegen NPD-Chef Holger Apfel fiel auf dem Weinheimer Parteitag
       aus. Der alte Bundesvorsitzende ist auch der neue.
       
   DIR Bundesinnenminister Friedrich: Zahl rechter Straftaten gestiegen
       
       Im vergangenen Jahr haben rechtsextreme Gewalttaten zugenommen, so
       Innenminister Friedrich. Er warnte erneut vor den Gefahren durch Neonazis.
       
   DIR Antrag auf ein NPD-Verbot: Richter fordern mehr Vorbereitung
       
       Die Verfassungrichter stellen höhere Anforderungen an das Beweismaterial,
       um ein NPD-Verbotsverfahren zu beginnen. Das Material müsse besser
       aufgearbeitet sein.
       
   DIR Diskussion um NPD-Verbot: FDP will das Verfahren stoppen
       
       Das Verhalten der Regierung beim NPD-Verbot sei ein fatales Signal,
       kritisiert die SPD. Sie kündigt einen eigenen Antrag im Bundestag an.
       
   DIR Kommentar NPD-Verbot: Feigheit vor dem Staatsfeind
       
       Eine legale Partei von der Parteienfinanzierung auszuschließen, ist
       unmöglich. Dass der Staat die Nährmutter der Nazis spielt, ist jedoch nicht
       vermittelbar.
       
   DIR FDP gegen NPD-Verbot: „Dummheit kann man nicht verbieten“
       
       Die schwarz-gelbe Regierungskoalition findet keine Einigung zum NPD-Verbot.
       Philipp Rösler kündigt eine Ablehnung des Verbotsverfahrens im Kabinett an.