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       # taz.de -- Integration von Roma: Wohnen ist das Problem
       
       > Im Rahmen des „Aktionsplans Roma“ will Berlins Integrationsbeauftragte
       > Monika Lüke zur Notaufnahme ein Wohnheim für obdachlose Familien
       > einrichten.
       
   IMG Bild: "Die Menschen brauchen Perspektive": Berlins Integrationsbeauftragte Monika Lüke.
       
       Der Senat plant offenbar die Einrichtung eines Wohnheims für obdachlose
       Roma-Familien. Die Integrationsbeauftragte des Senats, Monika Lüke,
       erklärte gegenüber der taz, sie setze sich für eine solche
       Notaufnahmestelle ein. „Es gibt derzeit kaum Möglichkeiten, Familien
       unterzubringen, die obdachlos geworden sind“, sagte sie. Zwar seien von
       Obdachlosigkeit „nicht nur Roma betroffen, aber diese besonders häufig“.
       Und das Problem werde zunehmen, wenn ab 2014 die Arbeitnehmerfreizügigkeit
       für Rumänien und Bulgarien in Kraft tritt.
       
       Berichte über obdachlose Roma-Familien gibt es immer wieder – vor allem,
       wenn sie öffentlich campieren wie im vorigen Sommer am Leopoldplatz. Damals
       waren mehrere Familien von einem zwielichtigen Vermieter in der Moabiter
       Turmstraße geräumt worden. Für die Neuköllner Schulstadträtin Franziska
       Giffey (SPD), verantwortlich für den kürzlich veröffentlichten 3.
       Neuköllner Roma-Statusbericht, ist das Problem Obdachlosigkeit eines der
       drängendsten im Zusammenhang mit dem Zuzug von Rumänen und Bulgaren nach
       Berlin. Deren Zahl nimmt seit einiger Zeit zu: Lebten 2011 noch knapp
       20.000 Rumänen und Bulgaren in Berlin, waren es voriges Jahr fast 25.000.
       Wie viele davon Roma sind, ist statistisch zwar nicht erfasst, aufgrund von
       Gesprächen in Schulen und Beratungsstellen gehe man jedoch davon aus, dass
       es sich bei den meisten Rumänen und Bulgaren um Roma handele, erklärte
       Lüke.
       
       ## Tropfen auf heißem Stein
       
       Das Thema Wohnen stehe auch im „Aktionsplan zur Einbeziehung ausländischer
       Roma“, im Zentrum, so Lüke weiter – neben Bildung, Gesundheit und
       Ausbildung. Die Verhandlungen mit den zuständigen Senatsverwaltungen über
       die Einrichtung eines Wohnheims für Roma-Familien seien „ziemlich weit“
       gediehen. Man habe auch eine konkrete Immobilie im Auge.
       
       Dennoch sei klar, dass ein solches Wohnheim nur ein „Tropfen auf den heißen
       Stein“ sein könne, so Lüke. Sie wolle sich daher auch dafür einsetzen, dass
       die Wohnungsbaugesellschaften günstige Wohnungen an Roma vermieten. „Nur
       wird das geschützte Marktsegment kleiner, beziehungsweise es gibt immer
       mehr Menschen, die dafür infrage kommen: Asylbewerber, Hartz-IV-Bezieher,
       Roma-Familien. Da müsste man insgesamt was tun beim Thema Wohnen“, sagte
       Lüke.
       
       Der Roma-Aktionsplan wird seit vorigem Jahr unter Beteiligung von
       Senatsverwaltungen, Bezirken, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen erarbeitet.
       Voraussichtlich im April wird der Senat den Plan verabschieden, seine
       genaue Ausgestaltung hängt vor allem von den anstehenden
       Haushaltsverhandlungen ab.
       
       21 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
       ## TAGS
       
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