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       # taz.de -- Das Fifa-Konklave tagt: Ein ganz bisschen Reformation
       
       > Im Mai will sich die Fifa neue Regeln geben. Im Konklave von Zürich
       > laufen die Vorbereitungen. Den großen moralischen Aufbruch wird es nicht
       > geben.
       
   IMG Bild: Fifa-Präsident Sepp Blatter will keine großen Veränderungen
       
       BERLIN taz | Das Fifa-Konklave tagt wieder. Zum ersten Mal in diesem Jahr
       versammeln sich die Kardinäle des Weltfußballs am Mittwoch in jenen
       sagenumwobenen, abhörsicheren und fensterlosen Raum, in dem sie schon so
       manch merkwürdige Entscheidung getroffen haben. Das Exekutivkomitee des
       internationalen Fußballverbands Fifa kommt zusammen, um das Konzil
       vorzubereiten, das am 31. Mai auf Mauritius stattfinden wird.
       
       Dort, auf dem Fifa-Kongress, sollen die 209 Abgesandten der Fußballnationen
       über die Zukunft des Verbands abstimmen. Für Sepp Blatter, den Präsidenten
       der Organisation, sollte der Kongress den Höhepunkt des Reformprozesses
       darstellen, den er nach den von Korruptionsvorwürfen begeleiteten
       Entscheidungen, die Weltmeisterschaft 2022 nach Katar zu vergeben, und dem
       miesen Rennen um seine Wiederwahl 2011 hatte einleiten müssen.
       
       Längst ist klar, dass aus dem großen moralischen Aufbruch, für den Blatter
       einst den ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger und den Tenor Placido
       Domingo als Galionsfiguren gewinnen wollte, nur eine notdürftige Sanierung
       wird.
       
       Mark Pieth, der Schweizer Strafrechtsprofessor, den Blatter als eine Art
       Chefreformator für seinen Verband angagiert hat, musste längst feststellen,
       dass er mit seinen Ideen nicht durchkommt. Seinem Ärger über die Fifa hat
       er öffentlich Luft gemacht.
       
       ## Blatter lehnt ab
       
       Blatters Kommentar darauf ließ nicht lange auf sich warten: „Sie kommen
       nicht mit Lösungen und Vorschlägen, sie kommen mit Entscheidungen, die wir
       zu machen haben. Das ist nicht, wonach wir gefragt haben.“
       
       Pieths Reformvorschläge, die bei einer Umsetzung nun wahrlich keine
       Revolution dargestellt hätten, wurden mehr und mehr aufgeweicht. Konsens
       gibt es eigentlich nur noch darüber, dass zukünftig alle Mitglieder der
       Fifa auf ihrem Kongress über den Austragungsort einer WM entscheiden sollen
       und nicht wie bisher das Konklave der Mitglieder des Exekutivkomitees.
       
       ## das Wahlsystem bleibt
       
       Auch könnte es eine Amtszeitbeschränkung für den Fifa-Präsidenten geben,
       wobei statt der vorgeschlagen acht Jahre nun ein Deckel von zwölf Jahren im
       Raum steht.
       
       Als undurchsetzbar gilt mittlerweile die Idee, die Mitglieder des
       Exekutivkomitees vom Kongress wählen zu lassen. Bislang werden sie von den
       Kontinentalverbänden entsandt und agieren als Interessenvertreter
       derjenigen, die ihnen das Mandat erteilt haben. Dass die
       Kontinentalverbände wenig Lust haben, ein Stück ihrer Macht preiszugeben,
       das musste der ehemaligen DFB-Präsident Theo Zwanziger, der deutsche
       Vertreter in der Exekutive, im Februar feststellen.
       
       Er ist für die Implementierung des Reformprozesses in der Fifa
       verantwortlich und hatte Abgesandte der Kontinentalverbände nach Zürich
       geladen. Seine Aufgabe ist es, deren Interessen auf einen Nenner zu
       bringen. Dass der eher klein sein wird, wird auch der unerschütterliche
       Blatter-Jünger Zwanziger wissen.
       
       ## Korrupte Funktionäre
       
       Auch bei der Korruptionsbekämpfung, die im Zentrum der 2011 angeschobenen
       Reformbemühungen stehen sollte, wird es den ganz großen Wurf nicht geben.
       Korrupte Funktionäre müssen auch weiterhin nicht fürchten, sich vor
       unabhängigen Kommissionen rechtfertigen zu müssen. Das Kontrollwesen wird
       von der Fußballfamilie selbst verwaltet.
       
       Kein Wunder, dass eine Organisation wie Transparency International sich
       kopfschüttelnd abgewendet hat, als die Fifa um deren Unterstützung warb.
       Auch der US-Anwalt Michael J. Garcia, der in der Ethikkommission der Fifa
       so etwas wie der Chefermittler ist, muss sich den Vorwurf, nicht unabhängig
       zu agieren, gefallen lassen. Er wird der Exekutive am Donnerstag berichten,
       was er über den längst in aller Öffentlichkeit verhandelten Korruptionsfall
       um den Sportrechtevermarkter ISL herausgefunden hat.
       
       Zunächst geheim, versteht sich, und ganz im Sinne der Fifa und dessen Chef
       Blatter, der Generalsekretär der Fifa war, als mit der ISL gedealt wurde.
       
       20 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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