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       # taz.de -- Streit der Woche: Ist Zypern nur der Anfang?
       
       > In Zypern sollen die Bürger nun mit ihrem Ersparten die Banken retten.
       > Damit wird ein Präzedenzfall geschaffen.
       
   IMG Bild: Die „Bank of Cyprus“ in Athen, immer noch geschlossen.
       
       In Zypern leben gerade einmal 1,2 Millionen Menschen. 1,2 Millionen, von
       deren Erspartem bald das Land gerettet werden soll. Kontos von unter
       100.000 Euro sollen einmalig mit 6,75 Prozent belastet werden, Beträge
       darüber mit 9,9 Prozent. Damit werden erstmals bei der Rettung eines
       Eurolandes auch KleinsparerInnen herangezogen.
       
       Als die Zahlen am Freitag vergangener Woche bekannt wurden, entstanden
       riesige Warteschlangen vor den Geldautomaten, die BürgerInnen wollten ihre
       Ersparnisse abheben. Die Folge: Der jeweilige Betrag auf den Privatkonten
       ist schon einmal eingefroren, die Banken bis Donnerstag wegen des Ansturms
       geschlossen. Insgesamt sollen so 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen – als
       Eigenbeteiligung der BürgerInnen zur Staatsrettung.
       
       Mittlerweile ist der Widerstand und die Empörung auch über die Grenzen
       Zyperns hinaus so groß geworden, dass die Euro-Finanzminister zumindest
       einräumen, dass Sparanlagen unter 20.000 Euro nicht belastet werden müssen.
       Die Proteste werden deshalb nicht aufhören. Warum mit dem eigenen Ersparten
       für Verfehlungen in Politik und Wirtschaft aufkommen? Gerecht scheint das
       nicht zu sein.
       
       ## Ein Sonderfall?
       
       Viele KleinsparerInnen in ganz Europa fühlen mit den BürgerInnen vor Ort
       mit – und bekommen langsam Angst um ihre eigenen Konten. Angela Merkel
       versucht zu beruhigen und frischt ihre Garantie von 2008 auf, dass die
       Einlagen deutscher SparerInnen sicher seien: „Es ist das Merkmal einer
       Garantie, dass sie gilt. Und den Worten der Bundeskanzlerin und des
       damaligen Finanzministers ist nichts hinzuzufügen,“ sagte Pressesprecher
       Steffen Seibert.
       
       Zypern sei ein Sonderfall. Dieses Mantra sagen dieser Tage viele
       PolitikerInnen auf, denn sie befürchten nicht nur, dass BankkundInnen auf
       der Insel massiv an Vertrauen verlieren, sondern auch solche in anderen
       Euroländern mit Finanzproblemen wie Spanien oder Griechenland – und
       ebenfalls ihr Kapital abziehen. „Die Beteiligung kleiner Sparer ist
       hochgradig gefährlich. Sie erschüttert das Vertrauen der Anleger auf dem
       ganzen Kontinent. Europas Bürger müssen nun um ihr Geld fürchten,“ warnte
       der Wirtschaftsweise Peter Bofinger in einem Interview.
       
       Schon allein die Forderung der EU, dass Zypern ein solches Gesetz
       verabschieden solle, ist bisher einmalig. Stimmt das zypriotische Parlament
       dieser Tage positiv darüber ab, drängt sich eine Frage besonders mit Blick
       auf andere Krisenländer unmittelbar auf: Ist Zypern nur der Anfang?
       
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       streit@taz.de
       
       19 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR L. Kroh
   DIR K. Gottschalk
       
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