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       # taz.de -- Rüstungsexporteure weltweit: Deutschland sucht Kunden
       
       > In den vergangenen fünf Jahren gingen deutsche Waffenexporte um acht
       > Prozent zurück. In den Top 5 der Exporteure taucht dafür ein neuer auf:
       > China.
       
   IMG Bild: Puppe mit einer FN-16 MANPAD auf der internationalen Messe „Air Show“ im chinesischen Zhuhai.
       
       STOCKHOLM taz | Deutschland bleibt weltweit drittgrößter Rüstungsexporteur.
       Doch seine Waffenschmieden suchen neue Abnehmer. Die leeren Staatskassen
       bei vielen seiner traditionellen europäischen Kunden machen sich nämlich
       bemerkbar. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2012 ging der deutsche
       Waffenexport um 8 Prozent gegenüber dem vorherigen Fünfjahreszeitraum
       zurück.
       
       Zur gleichen Zeit ist der globale Rüstungstransfer um 17 Prozent gewachsen.
       Stand Deutschland im jeweiligen Fünfjahrestrend vor zwei Jahren noch für 11
       Prozent des globalen Waffenhandels, ist dieser Anteil nun auf 7 Prozent
       gesunken. Diese Zahlen nennt das Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem
       jährlichen „Trendbericht“, der am heutigen Montag in Stockholm
       veröffentlicht wird.
       
       Darin taucht auch erstmals seit 20 Jahren ein neuer Name auf der
       Top-5-Liste der größten Waffenexporteure auf: China. Das Land der Mitte
       steigerte seine Rüstungsexporte zwischen 2003 und 2007 und 2008 bis 2012 um
       162 Prozent. Damit wuchs sein globaler Anteil an den Exporten größerer
       konventioneller Waffen von 2 auf 5 Prozent – ein Prozent hinter dem
       viertplatzierten Frankreich.
       
       Großbritannien fiel erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs aus der
       Spitzengruppe heraus und liegt nun auf Platz sechs der Topliste. Die von
       den USA und Russland mit weitem Abstand angeführten „Big Five“ stehen für
       75 Prozent des weltweiten Waffenhandels.
       
       ## Pakistan, Birma und Bangladesch kaufen
       
       „Chinas Wachstum in Sachen Rüstungsindustrie ist hauptsächlich auf
       umfassende Aufträge aus Pakistan zurückzuführen“, erläutert der
       Sipri-Waffenhandelsexperte Paul Holtom. Mit Birma und Bangladesch sind auch
       die zweit- und drittbesten chinesischen Kunden asiatische Länder.
       
       Ähnlich sieht das Bild für die USA aus, das global für 30 Prozent aller
       Waffentransfers steht: Fast die Hälfte der US-Exporte – 45 Prozent – gingen
       nach Asien und Australien. Überhaupt gibt diese Region zunehmend den Ton im
       Waffenhandel an.
       
       Sie schluckte im Sipri-Berichtszeitraum 47 Prozent der globalen
       Waffenimporte, und die fünf Spitzenländer beim Import liegen mit Indien –
       das wertmäßig allein 12 Prozent aller international gehandelten Waffen
       importierte –, sowie China, Pakistan, Südkorea und Singapur alle in Asien.
       Im vorangegangenen Fünfjahreszeitraum rangierte beispielsweise noch
       Griechenland auf Platz vier.
       
       Russland – mit einem Anteil von 26 Prozent am globalen Waffenhandel – trug
       laut Sipri „signifikant zur Aufrüstung in Südostasien bei“, vor allem durch
       Lieferungen von Kampfflugzeugen und Raketen an Indonesien, Malaysia und
       Vietnam. Ihre größten Kunden hatten die russischen Waffenkonzerne in Indien
       und China.
       
       ## Spannungen im Süd- und Ostchinesischen Meer
       
       Diese Aufrüstung komme in einer Zeit wachsender Spannungen im Süd- und
       Ostchinesischen Meer, so das Friedensforschungsinstitut. Viele Staaten
       Asiens und Ozeaniens hätten in den letzten Jahren Waffen bestellt, um
       „Macht weit über die Landesgrenzen hinaus zu projizieren“.
       
       Auch Deutschland exportierte zwischen 2008 und 2012 bereits 31 Prozent
       seiner Rüstungsgüter in diese Region – Tendenz steigend. Den relativ
       gesunkenen Anteil Deutschlands am globalen Rüstungskuchen erklärt Sipri mit
       dem Abschluss von Lieferungen aus verschiedenen umfassenden und
       langfristigen Verträgen für Systeme der Land- und Seestreitkräfte im
       Berichtszeitraum.
       
       Allerdings stünden deutsche Rüstungsfirmen bereits in Verhandlungen über
       eine ganze Reihe neuer Deals mit mehreren Staaten vor allem im Mittleren
       Osten und Nordafrika oder hätten diese schon abgeschlossen. Konkret erwähnt
       Sipri die geplanten Lieferungen von Panzern und Militärfahrzeugen an
       Saudi-Arabien und Katar sowie von Fregatten und Fuchs-Radpanzern an
       Algerien.
       
       Eine wirkliche Trendwende hin zu verminderten deutschen Ausfuhren sei also
       nicht in Sicht. Doch immerhin registrieren die Stockholmer Friedensforscher
       für Berlin „eine anhaltende innenpolitische Debatte über das Maß an
       Restriktionen bei der Rüstungsexportkontrolle“.
       
       18 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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