URI: 
       # taz.de -- Budapest hofiert Rechtsextreme: Ungarn verleiht Antisemiten Orden
       
       > Er hat Roma als „Menschenaffen“ bezeichnet. Trotzdem wird der
       > Fersehmoderator Ferenc Szaniszlo hoch dekoriert. Auch andere Rassisten
       > werden in Ungarn ausgezeichnet.
       
   IMG Bild: Gegendemo: Jobbik-Abgeordneter Márton Gyöngyösi mit Bärtchen.
       
       BUDAPEST dpa | Ungarns rechtskonservative Regierung hat hohe staatliche
       Auszeichnungen an Personen vergeben, die für ihre antisemitischen und
       rechtsextremen Äußerungen bekannt sind. Nach ungarischen Medienberichten
       vom Wochenende erhielt der Fernsehmoderator Ferenc Szaniszlo zum
       Nationalfeiertag am 15. März den Tancsics-Preis, die höchste staatliche
       Ehrung für Journalisten.
       
       Szaniszlo hatte in dem der Regierungspartei Fidesz nahestehenden Sender
       Echo TV antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und die Minderheit
       der Roma als „Menschenaffen“ diffamiert. Die staatliche
       Medienaufsichtsbehörde hatte den Sender deshalb 2011 mit einer Geldstrafe
       belegt.
       
       Mit dem Verdienstorden ausgezeichnet wurde der Archäologe Kornel Bakay, der
       von Jesus Christus behauptet, er sei kein Jude, sondern ein Prinz aus dem –
       angeblich mit den Ungarn verwandten – alt-iranischen Volk der Parther
       gewesen. Außerdem unterstellt er den Juden, im Mittelalter Sklavenhandel
       organisiert zu haben.
       
       Das Goldene Verdienstkreuz erhielt der Leadsänger der Rockband „Karpatia“,
       Janos Petras. Die Formation gilt als die „Hausband“ der rechtsextremen
       Parlamentspartei Jobbik. Sie schuf auch den Marsch für die inzwischen
       verbotene, von der Jobbik ins Leben gerufenen paramilitärischen Ungarische
       Garde. Die Band besingt in ihren Texten die „unbefleckte Nation“ und ruft
       zu gewaltsamen Veränderungen der Grenzen Ungarns auf.
       
       ## „Bedauerliche“ Ehrung
       
       Der für die Preise zuständige Minister für menschliche Ressourcen, Zoltan
       Balog, nannte die Ehrung Szaniszlos „bedauerlich“. Er habe von den
       antisemitischen Äußerungen des Fernsehmannes nicht gewusst, sagte er. Für
       eine Aberkennung der Auszeichnung gebe es aber keine juristische Handhabe.
       Zu den anderen umstrittenen Ehrungen äußerte sich Balog nicht.
       
       Aus Protest gegen die Vergabe des Journalisten-Preises an Szaniszlo gaben
       mehr als zehn frühere Tancsics-Preisträger ihre Auszeichnung zurück.
       Oppositionelle Kommentatoren werteten die Ehrung rechtsextremer
       Persönlichkeiten als Geste der Regierung an die Jobbik und an die extreme
       Rechte.
       
       17 Mar 2013
       
       ## TAGS
       
   DIR Ungarn
   DIR Jobbik
   DIR Rechtstextreme
   DIR Viktor Orbán
   DIR Ungarn
   DIR Roma
   DIR Jobbik
   DIR Ungarn
   DIR Ungarn
   DIR Ungarn
   DIR Ungarn
   DIR Ungarn
   DIR Ungarn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Preisverleihung an Orbán-Minister: Rechte für Menschenrechte
       
       Ein Minister aus dem Kabinett von Ungarns Premier Viktor Orbán erhält in
       Berlin einen Preis. Die CSU und Hans-OIaf Henkel gratulieren.
       
   DIR Urteil gegen Mörder von Roma in Ungarn: Rechte bekommen lebenslänglich
       
       Ihr beharrliches Leugnen half nichts: Ein Gericht in Budapest verurteilt
       vier Rechtsradikale. Sie hatten 2008 und 2009 sechs Roma erschossen.
       
   DIR Antiziganismus in Ungarn: Kein Wasser für Roma
       
       Auch Ungarn erlebt eine Hitzewelle. Doch die Stadt Ozd verweigert Roma die
       Wasserversorgung. Sie würden das Wasser „verschwenden“.
       
   DIR Antisemistismus in Ungarn: Aufmarsch unterm Hakenkreuz
       
       Einen Tag vor der Vollversammlung des World Jewish Council in Budapest hält
       die faschistische Jobbik- Partei eine Kundgebung ab.
       
   DIR Ágnes Heller wird bedroht: „Juden raus“ in Budapest
       
       Die Philosophin und Holocaust-Überlebende Ágnes Heller wird in Ungarns
       Hauptstadt von faschistischen Studenten bedroht und diffamiert. Ein Besuch.
       
   DIR Verfassungsänderung in Ungarn: Präsident unterschreibt
       
       Trotz internationaler Kritik tritt die Verfassung in Kraft. Die EU hatte
       eine Prüfung und gegebenenfalls Sanktionen wegen antidemokratischer
       Tendenzen angekündigt.
       
   DIR Kommentar Demokratie in Ungarn: Hoffen auf die Finanzmärkte
       
       In Budapest kann die Regierung ihre Verfassung nach Gusto ändern. Rettung
       könnte höchstens noch von den Finanzmärkten kommen.
       
   DIR Parlament in Ungarn: Die pervertierte Verfassung
       
       Die Regierungsfraktion beschließt hoch umstrittene Änderungen. Unter
       anderem wird die Unabhängigkeit der Justiz stark eingeschränkt.
       
   DIR Wahlrecht in Ungarn: Klatsche für Premier Viktor Orbán
       
       Das Verfassungsgericht hebt die von der Regierung geplante Registrierung
       von Wählern auf. Ohnehin sind 80 Prozent der Ungarn gegen die Reform.
       
   DIR Antisemitismus in Ungarn: Faschisten wollen Juden zählen lassen
       
       Jüdische Politiker, Hand heben: Die faschistische Partei Ungarns will
       wissen, wie viele Juden im Parlament sind. Die Reaktion der Regierung?
       Kommt spät.