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       # taz.de -- „taz“auf der Leipziger Buchmesse: Schwule Mädchen und die falsche Seife
       
       > Grundeinkommen, Midlifecrises und Fuck-Buddies: Marina Weisband, Eva
       > Menasse und Martin Reichert stellen ihre Bücher am taz-Stand vor.
       
   IMG Bild: Marina Weisband auf der Buchmesse in Leipzig.
       
       Die Hoffnung stirbt zuletzt. Richtig viele Menschen erhoffen sich von der
       25-jährigen Politikerin Marina Weisband Erkenntnisse, Konzepte und Ideen
       der Piratenpartei zu erfahren - schließlich hat sie gerade ein Buch darüber
       geschrieben: „Wir nennen es Politik“. Oft und drängend wird nachgefragt,
       wie das denn alles gehen soll mit dem Grundeinkommen, der Selbstverwaltung
       der Schulen, dem Urheberrecht... Schlagfertig und kokett macht Weisband ihr
       Privatleben zur Ware und die Piratenpartei zum Dauerhoffnungsträger der
       politisch Verdrossenen.
       
       Wie es einem ergeht, wenn man dann wirklich Mitglied dieser Partei wird,
       das hat taz-Autorin Astrid Geisler in ihrem Buch „Piratenbraut - meine
       Erlebnisse in der wildesten Partei Deutschlands“ aufgeschrieben. Zum
       Beispiel wurde sie nicht mit großem „Hallo!“ begrüßt, nicht mal ein
       „Willkommen an Bord“ war drin - beim Abschluss ihres Handyvertrags lag mehr
       Pathos in der Luft.
       
       Sie beschreibt einen Verein, in dem alles vertreten ist: Von Atom-Freunden
       über Waffen-Freaks bis hin zum Veganer, der sich über die Milk&Honey-Seife
       in der Parteizentrale beschwert. Die wichtigen Richtungsentscheidungen
       dieser Partei, so ihr Fazit, stehen noch aus.
       
       Eine Vision – wie es ist, wenn die einem abhanden kommen, das weiß auch die
       Protagonistin aus Eva Menasses neuem Roman „Quasikristalle“, der sich aus
       der Summe der Perspektiven auf eine Frau zusammensetzt. Was würden Menschen
       über mich erzählen? Der Postmann, der Hausmeister, meine Schwester, Freunde
       und Kollegen? 13 Versionen inklusive den Blick auf sich selbst enthält das
       Buch.
       
       ## Ficken macht nicht immer froh
       
       Wie viel von der Autorin in der beschriebenen Frau steckt? 67,3 Prozent -
       schließlich ist auch sie Halbjüdin und Österreicherin in Deutschland.
       Pointiert und scharf ist die von ihr vorgelesene Textpassage über die
       Midlifecrises der Protagonistin - wenn die Powerjahre zwischen 30 und 40
       vorbei sind, die Kinder aus dem Gröbsten raus und der Job soweit ok – aber
       was kommt dann?
       
       Bleibt nur der nächste Swingerclub. Irgendwann muss man sich ja mit den
       eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen. Und wie Frauen und Männer das tun,
       hat taz-Redakteur Martin Reichert herausgefunden. Viele Menschen haben sich
       von ihm für sein Buch „Vertragt euch.
       
       Auf Friedensmission zwischen Mann und Frau“ über ihre befragen lassen und
       wirklich alles erzählt. Zum Beispiel die kaufmännische Angestellte, eine
       promiske Frau, ein schwules Mädchen, das sich nimmt, was sie will und
       braucht, ohne feste Beziehung. Denn gewisse Dinge macht man in einer
       heterosexuellen Beziehung eben nicht - Fremdgehen zum Beispiel.
       
       Dabei wäre es gut, wenn die Leute nicht nur mit dem Autor, sondern auch
       miteinander reden würden - dann käme man vielleicht zu der Erkenntnis, dass
       es gar nicht so schlimm ist, wenn man sich mal in jemand anderes verliebt
       oder mit einem anderen ins Bett geht – solange der Partner die Nummer eins
       bleibt. Denn unter den Top Five, was in einer Beziehung wichtig ist, landet
       der Sex laut Reichert eigentlich auf dem letzten Platz.
       
       16 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Niemann
   DIR Julia Niemann
       
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