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       # taz.de -- Teleskop „Alma“ blickt ins All: Sternengeburten nach dem Urknall
       
       > Die Entstehung von Sternen und Galaxien soll mit dem neuen Riesenteleskop
       > „Alma“ in Chile erforscht werden. Schon jetzt gibt es spektakuläre
       > Erkenntnisse.
       
   IMG Bild: Die „Alma“-Teleskope in Chile: 5.000 Meter über dem Meer.
       
       SAN PEDRO DE ATACAMA dpa | Das Super-Teleskop „Alma“ in der chilenischen
       Atacamawüste ist am Mittwoch offiziell in Betrieb gegangen. Forscher
       versprechen sich von dem internationalen Milliardenprojekt wichtige
       Erkenntnisse über die Geburt der Sterne. „Alma“ lieferte sogar bessere
       Bilder als das „Hubble“-Teleskop, sagt Mattheus de Graauw, Direktor des
       [1][„Alma“-Observatoriums], beim Festakt in Chile.
       
       Bevor das Projekt überhaupt vollständig in Betrieb war, lieferte „Alma“
       bereits spektakuläre Erkenntnissse. Mit Hilfe des neuen Teleskops haben
       Forscher schon herausgefunden, dass [2][unzählige Sterne deutlich früher
       entstanden] als bislang angenommen. Bislang waren erst 16 der insgesamt 66
       „Alma“-Teleskope in Betrieb.
       
       Nach Erkenntnissen des internationalen Astronomenteams gab es die
       heftigsten Sternentstehungsausbrüche in der Geschichte des Universums,
       sogenannte Starbursts, größtenteils bereits vor etwa zwölf Milliarden
       Jahren. „Das ist nur zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall und eine
       Milliarde Jahre früher als bislang angenommen“, sagte der Leiter des Teams,
       Axel Weiß vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Die
       Erkenntnisse präsentieren die Forscher in der Fachzeitschrift [3][Nature]
       und dem [4][Astrophysical Journal].
       
       Während der „Starbursts“ wandeln Galaxien mit hoher Geschwindigkeit
       gewaltige Mengen von kosmischem Gas und Staub in neue Sterne um. Das geht
       rund tausendmal schneller als in normalen Galaxien. „In der Milchstraße
       entsteht pro Jahr eine neue Sonne, in diesen Galaxien sind es 1.000 pro
       Jahr“, sagte Weiß. „Das kann man nur in fernen Galaxien beobachten, in
       unserer Nachbarschaft gibt es das überhaupt nicht.“
       
       Ganz nebenbei entdeckten die Forscher mit „Alma“ auch noch Wasser in
       rekordverdächtiger Ferne. In entlegenen Galaxien konnten die Astronomen das
       am weitestens entfernte Wasser im Universum entdecken, das bislang
       beobachtet wurde.
       
       ## Zuckermoleküle entdeckt
       
       Und noch eine interessante Erkenntnis hat „Alma“ auch in seiner ersten
       Version den Wissenschaftlern schon geliefert: Die Teleskope entdeckten
       kleine, organische [5][Zuckermoleküle im All]. „Dieser Zucker ist ein
       Baustein für Leben“, sagte der europäische „Alma“-Projektleiter Wolfgang
       Wild von der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Garching bei München, der
       zum Festakt nach Chile gereist war. „Dann kann man spekulieren: Ist Leben
       im Weltall weit verbreitet?“
       
       „Alma“ steht auf dem Chajnantor-Plateau in der Atacamawüste – mehr als
       5.000 Meter über dem Meeresspiegel. Mit seinen 66 Einzel-Teleskopen soll es
       künftig noch weitere bahnbrechende Erkenntnisse liefern über die Entstehung
       von Sternen und ganzen Galaxien. Mehr als eine Milliarde Euro kostete das
       Projekt. Am Mittwoch waren 57 der Antennen in Betrieb, die übrigen sollten
       nach Angaben de Graauws in Kürze starten.
       
       ## Vom Auge zum Fernrohr
       
       „Es ist vergleichbar mit dem Übergang vom nackten Auge zum ersten
       Fernrohr“, sagte Wild über das Super-Teleskop. Davon versprechen sich die
       Forscher tiefe Einblicke in die „stürmische Jugendphase des Universums“,
       wie Astronom Weiß das nennt.
       
       „Alma“ misst Radiowellen im Millimeterbereich und sogar darunter. Die
       Millimeterwellen sind besonders gut geeignet, ausgedehnte Gas- und
       Staubwolken zu durchdringen. Beobachten wollen Astronomen damit die
       sogenannte kalte Materie-Gaswolken, in denen neue Sterne entstehen und die
       bei Entstehung ganzer Galaxien eine wichtige Rolle spielen.
       
       „Unser Wissen über deren Ursprung ist bislang nur theoretisch. Mit 'Alma'
       werden wir die Hypothesen mit der Realität konfrontieren können“, sagte der
       chilenische Astronom Manuel Aravena. °Wir werden mit dem Superteleskop
       Dinge beobachten können, die wir uns heutzutage noch nicht einmal
       vorstellen können.“
       
       14 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.almaobservatory.org/
   DIR [2] http://www.almaobservatory.org/en/press-room/press-releases/537-alma-rewrites-history-of-universes-stellar-baby-boom
   DIR [3] http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature12001.html
   DIR [4] http://iopscience.iop.org/
   DIR [5] http://iopscience.iop.org/2041-8205/757/1/L4/
       
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