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       # taz.de -- Hochschule kooperiert mit Apple: Exklusives Datengeschenk
       
       > Um Vorlesungsinhalte extern bereitzustellen, macht die Freie Universität
       > Berlin einen Deal mit Apple. Nicht nur an der Exklusivität regt sich
       > Kritik.
       
   IMG Bild: Vorlesungen der FU überall abrufen – aber nur mit Apple.
       
       BERLIN taz | Immer mehr Universitäten nutzen das Internet, um ihren
       Lehrbetrieb der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vor allem
       Videomitschnitte von Vorlesungen werden inzwischen online angeboten,
       Vorreiter waren Hochschulen in den USA. Nun arbeitet auch die [1][Freie
       Universität (FU)] in Dahlem daran, Vorlesungsclips im Netz bereitzustellen.
       
       Anders als bei vergleichbaren Projekten sollen die Inhalte der FU aber in
       einer exklusiven Kooperation mit dem Geräte- und Softwarehersteller Apple
       verbreitet werden – und zwar über die [2][Bildungsplattform „iTunes U“].
       
       Auf Anfrage bestätigte die Universität die Nutzung der Plattform. Damit
       wolle die FU „ihren Lehrenden ermöglichen, sich in Ergänzung zu den
       universitätsinternen Systemen mit eigenen Lehrveranstaltungen einer
       breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren“, hieß es aus der Pressestelle der
       FU.
       
       Zum Deal mit Apple gehört offenbar, dass die Universitätsleitung die
       Verbreitung von Inhalten über andere Wege zu verhindern versucht. In einem
       internen Schreiben, das der taz vorliegt, wirbt Peter Lange, Kanzler der
       Freien Universität, für die Kooperation mit dem kalifornischen Unternehmen.
       Dozenten werden explizit aufgefordert, „von der Nutzung anderer externer
       Internet-Plattformen zur Verbreitung von aufgezeichneten
       Lehrveranstaltungen und audiovisuellen Materialien abzusehen“.
       
       ## Abgeschottet
       
       So viel Exklusivität sorgt bei Studierendenvertretern für Kritik:
       „Natürlich begrüßen wir jedes Vorhaben, Wissen und Lehre universeller
       verfügbar zu machen“, erklärt etwa Hannes Hauswedell von der Fachschaft
       Bioinformatik gegenüber der taz. „Was das Präsidium plant, scheint aber
       leider kein besonders universeller Zugang zu werden, sondern eher ein
       Datengeschenk an ein großes Unternehmen.“
       
       Tatsächlich schottet sich die Universität mit der Nutzung von „iTunes U“
       aus frei zugänglichen Internet ab. Voraussetzung für die Nutzung der
       Materialien ist die Nutzung der iTunes-Software von Apple – mit einem
       herkömmlichen Webbrowser kann man nicht darauf zurückgreifen. Das schließt
       einige Betriebssysteme von vornherein aus: Im Open-Source-System Linux
       lässt sich iTunes beispielsweise nicht installieren.
       
       Kritik kommt dementsprechend von der Free Software Foundation (FSF), die
       sich um den Schutz von Nutzern freier Software kümmert. Matthias Kirschner
       von der FSF Europe findet es „enttäuschend, dass eine von öffentlichen
       Geldern finanzierte Universität ihr Wissen Externen online nur verfügbar
       macht, wenn diese die Software eines bestimmten Herstellers nutzen“. Rein
       technisch sei es überhaupt kein Problem, die Materialien für alle Nutzer
       unkompliziert zum Herunterladen anzubieten.
       
       Schließlich setzt auch die Datenschutzbeauftragte der Freien Universität,
       Ingrid Pahlem-Brandt, ein großes Fragezeichen hinter die Kooperation mit
       Apple. „Eine Verbreitung von Vorlesungsvideos exklusiv über iTunes U wäre
       in höchstem Maße datenschutzrechtlich problematisch“, sagt Pahlem-Brandt.
       Zum Beispiel sei unklar, was mit den Daten geschehe, die beim Abruf der
       Videos auf iTunes U entstehen.
       
       15 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.fu-berlin.de/
   DIR [2] http://www.apple.com/de/education/itunes-u/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanno Böck
       
       ## TAGS
       
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