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       # taz.de -- Bericht von Reporter ohne Grenzen: Feinde des Internets
       
       > China, Syrien, Bahrain, Iran und Vietnam: Diese fünf Staaten stehen wegen
       > Netz-Zensur in einem Bericht zum Welttag gegen Internetzensur besonders
       > in der Kritik.
       
   IMG Bild: „In über 30 Ländern ist die Pressefreiheit nur 2x3 m groß“. Protestaktion von Reporter ohne Grenzen.
       
       BERLIN epd | Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen beklagt
       eine zunehmende Zensur des Internets. Nicht nur autoritäre Staaten, sondern
       auch die Überwachungstechnik westlicher Unternehmen spiele eine wesentliche
       Rolle bei der Unterdrückung kritischer Stimmen und unerwünschter
       Informationen im Internet, heißt es in dem Bericht „Feinde des Internets“
       von Reporter ohne Grenzen. Anlass für den in Berlin veröffentlichten
       Bericht ist der Welttag gegen Internetzensur am Dienstag.
       
       In dem Bericht werden fünf Staaten besonders hervorgehoben: Syrien, China,
       Iran, Bahrain und Vietnam. Dies seien die wichtigsten, aber keineswegs die
       einzigen Feinde des Internets. Die Regierungen dieser fünf Länder
       überwachten mit Hilfe von Späh- und Zensurtechnologie gezielt Journalisten
       und Medien. Damit seien sie verantwortlich „für schwere Verstöße gegen die
       Presse- und Informationsfreiheit und andere Menschenrechte“.
       
       Autoritäre Regierungen setzten zunehmend komplexe Technik ein, um
       unliebsame Webseiten zu blockieren oder um kritische Journalisten und
       Blogger auszuforschen und zu verfolgen. „Der Einsatz solcher Technologien
       ist schon unter strenger rechtsstaatlicher Aufsicht umstritten“, sagte
       Matthias Spielkamp, Vorstandsmitglied der deutschen Sektion von Reporter
       ohne Grenzen. In den Händen autoritärer Regime verwandelten sie sich aber
       in digitale Waffen.
       
       ## Export nach Syrien und in den Iran verboten
       
       Die Europäische Union und die USA hätten mittlerweile zwar den Export von
       Soft- und Hardware zur Internetüberwachung nach Syrien und in den Iran
       verboten. Doch das sei zu wenig. Spielkamp forderte von den EU-Staaten und
       den USA, den Export von Zensur- und Überwachungstechnik generell zu
       kontrollieren.
       
       In China etwa werden laut Reporter ohne Grenzen Web-Anrufe mit der lokalen
       Version von Skype automatisch auf Schlüsselwörter gefiltert und unter
       Umständen blockiert oder mitgeschnitten. 69 Blogger und Online-Aktivisten
       seien zurzeit im Gefängnis. Auch Telefone und E-Mail-Verkehr ausländischer
       Korrespondenten würden überwacht.
       
       Der Iran treibe seit September den Plan voran, ein vollständig überwachtes
       und zensiertes „nationales Internet“ zu schaffen. Im Golfstaat Bahrain
       sollen nach Informationen der Journalistenvereinigung die Computer von
       Oppositionellen und Dissidenten mit Trojanern infiziert sein, die E-Mails
       mitlesen, Internet-Telefonate abhören und sogar auf die eingebaute Kamera
       zugreifen können.
       
       Der Bericht „Feinde des Internets“ zählt auch IT-Sicherheitsfirmen auf,
       deren Produkte in autoritären Staaten zur Anwendung kommen. „Die Anbieter
       verkaufen ihre Software entweder selbst an solche Regierungen und nehmen
       Übergriffe damit in Kauf, oder sie haben es versäumt, den Export ihrer
       Software so zu kontrollieren, dass Missbrauch ausgeschlossen ist“, heißt es
       dazu.
       
       12 Mar 2013
       
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