# taz.de -- Kommentar FDP-Parteitag: Die fiebrigen Liberalen
> FDP-Chef Rösler beschwor auf dem Parteitag ein Ende der Streitereien in
> der Partei. Aber das, was in Berlin geschah, ist davon ziemlich weit
> entfernt.
IMG Bild: Vielleicht doch lieber Fußballspielen, Herr Brüderle?
So viel scheint klar nach diesem Wochenende: Die FDP ist die Partei der
Möglichkeiten. Und zwar in jeder Variation. Wer bei den Liberalen aufsteigt
oder abgewatscht wird, wer geliebt oder gemobbt wird – das ist eine Frage
der jeweiligen Tagesform.
Dass zum Beispiel Philipp Rösler mit guten 85 Prozent zum
Parteivorsitzenden wiedergewählt wird, ist sicher nicht der Dank für seine
erfolgreiche Arbeit in den zurückliegenden zwei Jahren. Nein, dieser Erfolg
verdankt sich einzig einem temporären Ausschlag auf dem
FDP-Fieberthermometer. Rösler hatte nach der Niedersachsenwahl vor sieben
Wochen endlich mal was richtig gemacht und seinen umtriebigsten Widersacher
[1][Rainer Brüderle mit der Spitzenkandidatur neutralisiert]. Das reicht
bei der FDP zum Heldentum und für die Wiederwahl.
Oder Birgit Homburger. Bei der Wiederwahl zum stellvertretenden
Parteivorsitz unterlag die Landeschefin von Baden-Württemberg überraschend
klar dem Sachsen Holger Zastrow. Und das, obwohl die Absprachen eigentlich
das Gegenteil vorgesehen hatten. Man kann das Ergebnis als schönen Erfolg
für den Ostdeutschen Zastrow werten. Man kann daran aber auch die
Uneinigkeit der FDP-Delegierten, die Zerstrittenheit der Landesverbände und
das Intrigengeflecht innerhalb der Parteiführung ablesen.
Auch der Umstand, dass die Delegierten den schleswig-holsteinischen
Landespolitiker Wolfgang Kubicki den zwei liberalen Bundesministern Daniel
Bahr und [2][Dirk Niebel] vorzogen, zeigt, wie irrlichternd hier
Personalentscheidungen fallen. Die FDP-Delegierten – mithin die Vertreter
der Basis – honorieren dieser Tage offenbar eher die schmissige Performance
des Ichlings Kubicki, statt ihren Bundespolitikern einen Platz im Präsidium
zuzubilligen. Der parteiinterne Querulant Niebel wurde der Parteiräson
geopfert; über seine Arbeit als Entwicklungsminister waren bislang keine
Klagen aus der FDP vernommen worden.
Immer tiefere Wunden werden geschlagen, immer öfter müssen die
FDP-Repräsentanten ihre Ernüchterung und Enttäuschung vor laufenden Kameras
weglächeln. Das ist nicht das, was [3][Parteichef Rösler] wollte: das Ende
der Streitigkeiten, die Einigkeit in der Führung.
Freund, Feind, Parteifreund – in der geschwächten FDP wird in den kommenden
sechs Monaten wohl noch so manche persönliche Rechnung beglichen werden.
10 Mar 2013
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## AUTOREN
DIR Anja Maier
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