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       # taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Kenia: Kenyattas Sieg zeigt Spaltung
       
       > Die Opposition in Kenia beklagt Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung.
       > Der nächste Präsident muss sich in Den Haag verantworten.
       
   IMG Bild: Anhänger des neuen Präsidenten bejubeln den Sieg.
       
       NAIROBI taz | Der Sieg von Uhuru Kenyatta bei den kenianischen
       Präsidentenwahlen dürfte der internationalen Gemeinschaft Kopfschmerzen
       bereiten. Der 51-Jährige ist der erste Präsidentschaftskandidat, der eine
       Wahl gewinnt, während gegen ihn eine Klage beim Internationalen
       Strafgerichtshof in den Haag (ICC) anhängig ist.
       
       Die EU und die USA hatten schon vor der Wahl erklärt, nur im Notfall mit
       Kenyatta in Kontakt zu treten. Sie gratulierten zwar dem kenianischen Volk
       zur Wahl, erwähnten aber Kenyatta mit keinem Wort.
       
       Der Wahlsieger und sein Koalitionspartner, der zukünftige Vizepräsident
       William Ruto, stehen unter dem Verdacht, die Gewaltausbrüche bei den
       umstrittenen Wahlen von 2007, bei denen mehr als 1.300 Menschen umkamen,
       geschürt zu haben. „Wir haben so etwas noch nie erlebt“, sagt ein
       europäischer Diplomat. „Viel hängt davon ab, ob die beiden sich in ein paar
       Monaten in Den Haag einfinden, um sich gegen die Beschuldigungen zu
       verteidigen.“
       
       ## Der reichste Mann des Landes
       
       Der Wahlsieger ist der Sohn von Kenias erstem Präsidenten Jomo Kenyatta und
       der reichste Mann des Landes. Er versprach nach seiner Wahl, sich an die
       internationalen Vereinbarungen zu halten. Die Gerichtsverfahren gegen Ruto
       und Kenyatta sind für Mai und Juli geplant. Sollten sie nicht in Den Haag
       erscheinen, kündigte die internationale Gemeinschaft Sanktionen wie gegen
       den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir an, der sich ebenfalls
       weigert, wegen der Kriegsverbrechen in Darfur vor dem ICC zu erscheinen.
       
       „In so einen Fall können wir Kenia nicht anders behandeln als Sudan. Aber
       Kenia ist ein wichtiger Handelspartner für die EU. Außerdem spielt es eine
       wichtige Rolle bei der Vertreibung der radikalislamistischen Bewegung
       al-Shabaab im Nachbarland Somalia“, sagt ein Diplomat.
       
       Trotz der Spannungen angesichts der Verzögerung bei der Auszählung der
       Stimmen blieb es ruhig in Kenia. Im ersten Urnengang braucht der Sieger
       mehr als 50 Prozent der Stimmen. Nach Angaben der Wahlkommission entfielen
       auf Kenyatta nur gut 8.000 Stimmen mehr als benötigt. Der Zweitplatzierte
       Raila Odinga bekam etwa 800.000 Stimmen weniger. Er weigert sich, das
       Ergebnis zu akzeptieren, und hat Beschwerden beim Gericht eingereicht.
       
       ## Kein Vertrauen in die Wahlkommission
       
       Nach Angaben seiner Wahlkampagne gingen in der Nacht von Freitag auf
       Samstag eine Viertelmillion der Stimmen für Odinga „verloren“. Unmittelbar
       vor der Veröffentlichung der Ergebnisse stieg die Wahlbeteiligung
       überraschend von 70 auf 86 Prozent. Auch kritisierten Odingas Wahlhelfer,
       dass die Wahlkommission das Gesetz verletzt habe, da bei der endgültigen
       Auszählung der Stimmen im Zentrum in Nairobi keine Beobachter anwesend
       waren.
       
       „Viele Kenianer glauben, dass Odinga vor fünf Jahren der Sieg durch eine
       Clique um den amtierenden Präsidenten Mwai Kibaki gestohlen wurde“, erklärt
       der Anwalt und Bürgeraktivist Maina Kiai. „Das Vertrauen in die
       Wahlkommissionen ist jedenfalls völlig dahin. Durch die wenig transparente
       Arbeitsweise der IEBC ist das Vertrauen in Kommissionen sicher nicht
       wiederhergestellt worden.“ Odinga rief seine Anhänger auf, das
       Gerichtsverfahren abzuwarten.
       
       Die Ergebnisse des Urnenganges deuten an, dass Kenia entlang ethnischer
       Linien gespalten ist. Kenyatta bekam vor allem Stimmen aus den Wohngebieten
       seines Kikuyu-Stammes, und die Kalenjin votierten zumeist für
       Koalitionspartner Ruto. Ein internationaler Wahlbeobachter sagte: „Was auch
       immer die Gerichte entscheiden, eine Hälfte der Kenianer wird nie zufrieden
       sein. Es ist nur zu hoffen, dass das nicht zu Gewalt führt.“
       
       10 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ilona Eveleens
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