URI: 
       # taz.de -- Kommentar Berlusconi: Kein Knast, keine Koalition
       
       > Auch das aktuelle Abhör-Urteil wird Berlusconi nicht ins Gefängnis
       > bringen. Politisch ist er aber isolierter denn je – und weitere Prozesse
       > stehen an.
       
       Ein Jahr Haft für Silvio Berlusconi, weil er sich illegal ein Abhör-Tape
       über politische Gegner verschaffte, und gleich zwei Jahre und drei Monate
       für seinen Bruder Paolo: So das [1][Urteil eines Mailänder Gerichts] am
       Donnerstag. Ja und?, ist man versucht zu sagen. Der Weg bis zum endgültigen
       Spruch ist sehr lang, Berlusconi wurde noch nie in letzter Instanz
       verurteilt. Hinzu kommt, dass seine Kernwählerschaft völlig immunisiert
       ist; die Wahlen haben das erneut bewiesen.
       
       Und doch hat dieses Urteil Folgen. In den nächsten Wochen werden sich die
       Justiznachrichten über den ewig Straflosen kräftig häufen. Die Urteile im
       Ruby-Prozess sowie in einem Prozess wegen Steuerhinterziehung stehen an,
       dazu kommt die Aufnahme eines Verfahrens, weil Berlusconi in den Jahren
       2006–2008 Millionen ausgegeben haben soll, um Parlamentarier des
       gegnerischen Lagers abzuwerben.
       
       Konsequenzen hat das vor allem in der verfahrenen politischen Situation.
       Berlusconi träumt weiter von einem Kompromiss mit dem gemäßigt linken
       Partito Democratico (PD): Diesen Kompromiss wird er nicht bekommen.
       
       Denn nach dem Boom Beppe Grillos würde es die PD schier zerreißen, wenn sie
       auch nur die kleinste Absprache mit der Berlusconi-Rechten träfe. Das gilt
       erst recht, weil das gerade gefällte Urteil genauso wie die jetzt
       anstehenden Verfahren eines klar zeigen: Berlusconi spielt foul, wann immer
       er kann. Selbst eine „Technikerregierung“, getragen von links und rechts,
       so wie zuletzt die Regierung Monti, scheidet damit aus.
       
       So hat das Urteil von Mailand direkten Einfluss auf die (un-)möglichen
       Lösungen für das Patt im Parlament. Der PD bleibt nur der Weg, bei Grillo
       um Unterstützung zu buhlen. Doch da Grillo diese Lösung vorerst
       ausschließt, bringt auch der Richterspruch von Mailand Italien raschen
       Neuwahlen ein gutes Stück näher.
       
       7 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Abhoer-Prozess-in-Italien/!112364/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Braun
       
       ## TAGS
       
   DIR Italien
   DIR Wahlen in Italien
   DIR Silvio Berlusconi
   DIR Beppe Grillo
   DIR Italien
   DIR Silvio Berlusconi
   DIR Silvio Berlusconi
   DIR Grillo
   DIR Italien
   DIR Silvio Berlusconi
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Debatte Italien: Fünf Sterne, drei Krisen
       
       Die M5S-Bewegung von Beppe Grillo hat mehr zu bieten als Euro-Skepsis: Als
       Erste hat sie Italiens Niedergang auf die politische Agenda gebracht.
       
   DIR Abgeordnetenhauses in Italien: Neue Präsidentin
       
       Die linke Laura Boldrini ist zur Präsidentin des italienischen
       Abgeordnetenhauses gewählt worden – sie bekam 327 Stimmen und damit 17 mehr
       als benötigt.
       
   DIR Abhör-Prozess in Italien: Berlusconi mal wieder verurteilt
       
       Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi ist zu einer
       einjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das entschied ein Mailänder
       Gericht. Abfinden wird er sich damit nicht.
       
   DIR Staatsanwältin belastet Berlusconi schwer: Systematische Prostitution
       
       Berlusconi habe nicht nur Sexparties mit Minderjährigen organisiert. Er
       habe auch eine umfassendes System zur Prostitution betrieben, sagt die
       Mailänder Anklägerin.
       
   DIR Debatte Italien: Wahre Clowns
       
       Nun jammern sie wieder, die europäischen Eliten. Dabei haben Grillo und
       Berlusconi nur bewiesen, dass in der Mitte nichts mehr zu holen ist.
       
   DIR Schwierige Regierungbildung in Italien: Große Koaltion ausgeschlossen
       
       Bersani will keine große Koalition seines Mitte-Links-Bündnisses mit Silvio
       Berlusconi. Einzige Möglichkeit bleibt damit eine Minderheitsregierung.
       
   DIR Berlusconi unter Bestechungsverdacht: Senator gekauft
       
       Unmittelbar nach der Wahl beschäftigt sich Italiens Justiz wieder mit dem
       ehemaligen Premier. Diesmal geht es um Stimmenkauf.