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       # taz.de -- FREIRÄUME: Die Köpi soll für Schuldner bluten
       
       > Der Wagenplatz des autonomen Zentrums Köpi fürchtet seine Verdrängung: Am
       > Donnerstag sollen zwei Flächen zwangsversteigert werden. Widerstand
       > angekündigt.
       
   IMG Bild: Da hat Berlin Übung drin: Demonstration für den Erhalt der Köpi im Jahre 2007.
       
       Das autonome Wohn- und Kulturzentrum „Köpi“ an der Köpenicker Straße in
       Mitte wappnet sich für den Kampf gegen seine Verdrängung. Für Donnerstag
       hat das Amtsgericht Mitte zwei Zwangsversteigerungen anberaumt: Es geht um
       Flächen, auf denen sich der Köpi-Wagenplatz befindet. „Die Versteigerungen
       sind ein Angriff auf uns alle, deswegen werden wir Investoren zeigen,
       worauf sie sich einlassen“, sagte ein Bewohner der taz. Die Köpi sei Teil
       einer Widerstandsbewegung gegen Aufwertung und Vertreibung.
       
       Derzeit leben rund 100 Menschen auf dem Gelände – je zur Hälfte im Haus und
       auf dem Wagenplatz. Außerdem gibt es eine Siebdruckwerkstatt, einen
       Kletterraum, ein Kino, Konzerträume und eine Kneipe sowie ein Archiv für
       politische Filme und Dokumentationen. Am vergangenen Wochenende hatte die
       Köpi mit Konzerten und einer Demonstration für den Erhalt des Freiraums
       ihren 23. Geburtstag gefeiert.
       
       Seit der Besetzung im Februar 1990 und aufgrund immer wieder wechselnder
       Besitzer und deren Pleiten hat es schon zahlreiche Versuche zur
       Zwangsversteigerung gegeben, Proteste und Drohgebärden der Autonomen
       hielten Interessenten jedoch lange fern. Erst 2007 griff der einem Geflecht
       an Briefkastenfirmen zugehörige Geschäftsführer Besnik Fichtner zu –
       mutmaßlich als Strohmann für den Immobilienunternehmer Siegfried Nehls,
       gegen den bald darauf die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsvorwürfen
       ermittelte.
       
       Den Hausbewohnern schickte Fichtner erst eine Kündigung, kurz darauf
       schloss er mit ihnen Mietverträge über knapp 30 Jahre ab – inklusive einer
       Duldungsvereinbarung für den Wagenplatz. Die genauen Hintergründe dieses
       Sinneswandels sind ebenso unklar wie die derzeitigen Besitzverhältnisse am
       Grundstück. Nehls war am Montag nicht zu erreichen. Fichtner sagte der taz,
       ohne eine „ordentliche Gage“ beantworte er keine Fragen.
       
       ## Ernsthafte Absichten
       
       Mit den Zwangsversteigerungen versuchen nun die Commerzbank als frühere
       Eigentümerin sowie das Finanzamt Schulden einzutreiben. Es geht um eine
       Fläche von 988 m(2) mit 520.000 Euro Verkehrswert sowie ein 986-m(2-)Areal
       zu 540.000 Euro. Sie sollen am Donnerstag um 10 und um 12 Uhr versteigert
       werden. Köpi-Aktivisten haben für 9 Uhr eine Kundgebung vor dem Amtsgericht
       in der Littenstraße angekündigt. Bewohner-Anwalt Ulrich Kerner erwartet
       Bieter mit ernsthaften Absichten: „Die Gegend hat sich zu sehr entwickelt,
       als dass Interessenten wie in der Vergangenheit fernblieben.“
       
       Sollte es tatsächlich zur Verdrängung der Köpi kommen, verlören nicht nur
       viele Linke einen zentralen Treffpunkt. Der Ort fungiert ebenso als
       beliebtes Hassobjekt politischer Gegner: 2010 wollten Mitglieder der Jungen
       Union Köln im Rahmen einer Anti-Linksextremismustour die Köpi besuchen,
       verwarfen diesen Plan jedoch kurz davor. Im vergangenen Sommer
       demonstrierte die rechtspopulistische Splittergruppe Pro Deutschland vor
       der Köpi „gegen linksextreme Gesetzesbrecher“.
       
       26 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Puschner
       
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