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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Liebe für einen Spieltag
       
       > Wer der TSG 1789 Hoffenheim Punkte klaut, dem fliegen die Herzen zu.
       > Sogar der FC Augsburg ist kurz mal ganz beliebt.
       
   IMG Bild: Liebe in Zeiten des Hoffenheim-Hasses: zwei Ausgburger herzen sich
       
       Was für ein Tag für den FC Augsburg! Selten wurde der Klub der bayerischen
       Schwaben so sehr geliebt wie an diesem Spieltag. Alle Verächter des
       Oligarchenfußballs, alle Werksklubhasser, alle
       Traditionsklubtraditionalisten – und derer gibt es jede Menge in diesem
       Land – haben Liebesgrüße in den Süden Deutschlands geschickt, nachdem die
       Augsburger die TSG Hoffenheim auf einen Abstiegsplatz geschossen haben. Für
       sie scheint es, nachdem die Meisterschaft entschieden ist, nichts
       Wichtigeres in dieser Restsaison zu geben als die Eliminierung der
       verhassten Emporkömmlinge aus der Bundesliga.
       
       In Augsburg wird man sich nicht schlecht gewundert haben über die
       plötzliche Zuneigung. Noch vor einem Jahr empfanden es nicht wenige als
       Frechheit, dass es der Klub, der mit dem Geld des
       [1][Billigklamotten-Millionärs] Walter Seinsch in die Bundesliga gehievt
       wurde, doch tatsächlich die Frechheit besaß, um den Klassenerhalt
       mitzuspielen.
       
       Und nicht wenige Tränen flossen vor allem in Köln, Kaiserslautern und
       Berlin, nachdem das die Parvenüs aus der Fuggerstadt tatsächlich geschafft
       haben. Es wird nicht lange dauern, bis den Augsburgern die alte Abneigung
       der Kurvennostalgiker aus den schlecht geführten Klubs mit mehr oder
       weniger großer Vergangenheit wieder zuteil wird. Da hilft es dem Ansehen
       des Klubs auch gar nicht, dass es jetzt sogar schon Fans des FC Augsburg
       als Flaschenwerfer, Busentglaser und Hooligans in die Zeitung geschafft
       haben.
       
       ## Hilferuf der Verkannten
       
       Der Angriff der Augsburger Fans auf einen Bus mit Anhängern von Schalke 04
       am vorvergangenen Wochenende wirkte beinahe wie ein Hilferuf von ewig
       Verkannten: Bitte, nehmt uns endlich ernst, wir können auch böse sein! Man
       wird die Bitten nicht erhören. Sollte Augsburg nach der Saison in der
       Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern um einen Platz im Oberhaus
       spielen, dann werden landauf, landab wieder die Hymnen auf den schlafenden
       Riesen aus der Pfalz gesungen werden, der es verdient hätte, endlich
       aufgeweckt zu werden.
       
       Doch noch sind die Augsburger die Guten. Jetzt gilt es erst einmal, die
       Hoffenheimer auf dem Müllhaufen der Bundesligageschichte zu entsorgen,
       Orts- und Regionalbezeichnungen wie Sinsheim, Zuzenhausen oder
       [2][Kraichgau] aus dem Wortschatz zu streichen. Und wenn in der nächsten
       Saison wieder zum großen [3][Werksklubjagen], an dem sich Borussia
       Dortmunds Boss Aki Watzke und Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert
       Bruchhagen ja gerne beteiligen, geblasen wird, kann es gut sein, dass neben
       dem VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen auch der FC Augsburg ins Visier
       gerät. Der Augsburger Fußballreligionsfrieden wird nur bis zum 34. Spieltag
       andauern.
       
       Auch anderen Klubs, ganz anderen sogar, wird in diesen Tagen des
       ungebremsten Hoffenheim-Hasses Liebe für einen Spieltag zuteil. Unter
       denjenigen, die am nächsten Wochenende dem FC Bayern einen Sieg in
       Hoffenheim wünschen, werden gewiss etliche sein, die im Stadion schon mal
       „Tod und Hass dem FCB!“ gebrüllt haben.
       
       24 Feb 2013
       
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