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       # taz.de -- Türkischer EU-Beitritt: Oettinger wettet
       
       > Die EU-Kommission findet die „persönliche Meinung“ von Kommissar
       > Oettinger unpassend: Er hatte für einen schnelleren Beitritt der Türkei
       > plädiert.
       
   IMG Bild: EU-Kommissar Oettinger hat Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit der Türkei.
       
       BRÜSSEL dpa | Mit Kritik am zögerlichen Umgang mit dem
       EU-Beitrittskandidaten Türkei hat EU-Kommissar Günther Oettinger (59) für
       Wirbel gesorgt. Die Bild-Zeitung zitierte den deutschen EU-Kommissar am
       Mittwoch von einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brüssel.
       
       Dort habe der CDU-Politiker mit Blick auf die deutsche und europäische
       Außenpolitik gesagt: „Ich möchte wetten, dass einmal ein deutscher Kanzler
       oder eine Kanzlerin im nächsten Jahrzehnt mit dem Kollegen aus Paris auf
       Knien nach Ankara robben wird, um die Türken zu bitten, Freunde, kommt zu
       uns.“
       
       Seit Jahren kommt der geplante EU-Beitritt der Türkei nicht mehr voran. An
       diesem Sonntag reist Bundeskanzlerin Angela Merkel (ebenfalls CDU) für zwei
       Tage nach Ankara, wo sie auch Staatspräsident Abdullah Gül und
       Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan trifft.
       
       ## Persönliche Meinung
       
       Die EU-Kommission distanzierte sich von Oettingers Äußerung. Ein Sprecher
       von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte auf Anfrage, man habe
       seine Anmerkungen „zur Kenntnis“ genommen: „Das ist seine persönliche
       Meinung und nicht die der EU-Kommission.“
       
       Innerhalb der EU-Kommission ist Oettinger für das Ressort Energie
       zuständig. Seine Sprecherin erklärte auf Anfrage, Oettinger habe sich nicht
       für den Beitritt der Türkei ausgesprochen: „Der EU-Kommissar hat vielmehr
       auf das Interesse der Türkei an einem EU-Beitritt hingewiesen und
       gleichzeitig unterstrichen, dass die EU und die Regierungen der
       EU-Mitgliedsländer ein Interesse an einer engen Beziehung zur Türkei haben
       müssten.“
       
       Schon 1987 hat die Türkei den Beitritt beantragt, doch erst 2005 wurde der
       Beginn von Beitrittsverhandlungen vereinbart. Sie stocken seit 2010.
       Hauptgrund ist die Forderung, dass die Türkei ein Assoziierungsabkommen mit
       der EU auch auf das EU-Mitglied Zypern anwenden muss. Die Türkei lehnt die
       Öffnung ihrer Grenzen gegenüber der griechisch-zyprischen Regierung jedoch
       ab, da sie noch immer rund 30 000 Soldaten im Norden Zyperns stationiert
       hat.
       
       21 Feb 2013
       
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