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       # taz.de -- Studie zum Online-Shopping: Postbote ersetzt nicht den Verkäufer
       
       > Der Umsatz im Online-Handel wächst schnell. Nach einer Studie von ECE und
       > Roland Berger ist aber für Einkaufszentren noch nicht alles verloren.
       
   IMG Bild: Wachsender Online-Handel: Paketbote ist ein Beruf mit Zukunft.
       
       HAMBURG taz | Ende Januar hat eine Hamburger Institution geschlossen. 1.000
       Töpfe hieß das Kaufhaus und der Name war Konzept: 250.000 verschiedene
       Artikel hat der Familienbetrieb vorgehalten: von der Badezimmer-Armatur bis
       zur Fotoausrüstung. Doch vor der Konkurrenz eines Online-Riesen verblasst
       selbst diese beeindruckende Auswahl. Der Versandhändler Amazon Deutschland
       hatte nach Angaben des Portals Statista 2011 allein in der Sparte „Küche
       und Haushalt“ 5,4 Millionen Artikel im Sortiment.
       
       Wie gegen eine derart erdrückende Übermacht anzukommen sein könnte und ob
       die Kundschaft das überhaupt will, hat der Hamburger
       Shoppingcenter-Betreiber ECE zusammen mit der Unternehmensberatung Roland
       Berger (RB) in einer aufwändigen Studie untersucht. Zu den überraschenden
       Ergebnissen gehört, dass der Preis on- wie offline nicht das wichtigste
       Entscheidungskriterium beim Kauf ist und es Internet-affine junge Leute
       gibt, die vor allem offline einkaufen.
       
       [1][www.rolandberger.com/media/press_releases/Neue_Studie_Dem_Kunden_auf_de
       r_Spur.html] 
       
       Die ECE, eine Tochterfirma der Otto-Group, betreibt Einkaufszentren in ganz
       Europa. Der Umsatz sei stärker gewachsen als der des Einzelhandels im
       Durchschnitt, und auch die Kundenfrequenz sei nicht eingebrochen, sagte
       Henrie Kötter von der ECE bei der Vorstellung der Studie. Der traditionelle
       Einzelhandel und die Kommunalpolitik ist davon nicht immer begeistert, weil
       die Einkaufszentren dazu tendieren, in sich abgeschlossene Kreisläufe zu
       bilden, zu besichtigen etwa in Hamburg-Harburg.
       
       Durch die Konkurrenz aus dem Internet kommen nicht nur die Läden in den
       Fußgängerzonen unter Druck, sondern auch die Shopping-Center. Weil in die
       bisherigen Studien zur Bedeutung des Online-Handels unzureichend seien,
       habe sich sein Unternehmen eine fundierte Grundlage zur Meinungsbildung
       verschaffen wollen, sagte Kötter. „In den existierenden Studien sieht man
       ein sich perpetuierendes Vorurteil“, kritisierte der Björn Bloching von
       Roland Berger.
       
       Für die Studie wurden 42.000 Menschen in 64 Einkaufszentren befragt. 2.000
       Menschen führten einen Monat lang ein detailliertes Einkaufstagebuch. Dabei
       stellten die Autoren fest, dass bereits heute 16 Prozent des
       Einzelhandelsumsatzes in Deutschland online erwirtschaftet werden. Das ist
       mehr als doppelt so hoch wie die Schätzung des Handelsverbands Deutschland
       (HDE). Am meisten online verkauft werden laut ECE / RB Elektronikartikel,
       gefolgt von der Mode. Der HDE rechnet hier anders: 62 Prozent der Bücher,
       30 Prozent der Spielwaren, 13 Prozent der elektronischen Erzeugnisse und
       neun Prozent der Kleidung würden via Internet an den Mann gebracht.
       
       [2][www.einzelhandel.de/index.php/presse/zahlenfaktengrafiken/item/110175-d
       erdeutscheeinzelhandel.html] 
       
       Das Phänomen, das Leute in einen Laden gehen, um sich ein Produkt anzusehen
       und es dann im Internet zu kaufen, ist der ECE / RB-Studie zufolge weniger
       dramatisch als erwartet. Auf diesem Weg werden sechs Milliarden Euro Umsatz
       gemacht. Andersherum – im Internet recherchiert, im Laden gekauft – waren
       es 68 Milliarden Euro Umsatz. Dabei ist zu sagen, dass für zwei Drittel der
       Befragten der Einkauf im Geschäft am wichtigsten ist. Der Preis als
       Entscheidungskriterium rangiert bei Online-Käufen auf Platz drei, offline
       auf Platz acht.
       
       Die Kunden überlegten genau, was sie wo einkauften, sagte der
       Unternehmensberater Lars Luck. Dabei hätten stationäre Läden Vorteile wie
       die Beratung, das Anfassen und gleich Mitnehmen können. „Es wäre fatal,
       wenn der stationäre Handel auf die Idee käme, hier zu sparen um mit den
       Online-Preisen mithalten zu können“, folgerte er.
       
       Die Geschäfte in der Stadt müssten lernen, wie der Online-Handel die Daten
       zu nutzen, die ihnen ihre Kunden überlassen, um auf deren Wünsche eingehen
       zu können. Vordenker der Branche in den USA träumen von der Interaktion der
       Kunden-Smartphones mit den Geschäften. Das würde personalisierte Werbung
       und einen direkten Online-Kauf ermöglichen.
       
       20 Feb 2013
       
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   DIR [1] http://www.rolandberger.com/media/press_releases/Neue_Studie_Dem_Kunden_auf_der_Spur.html
   DIR [2] http://www.einzelhandel.de/index.php/presse/zahlenfaktengrafiken/item/110175-derdeutscheeinzelhandel.html
       
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   DIR Gernot Knödler
       
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