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       # taz.de -- Tourismus in der Hauptstadt: Da rollt was auf Berlin zu
       
       > 11 Millionen Gäste, 25 Millionen Übernachtungen – der Tourismus in der
       > Hauptstadt boomt. Den stärksten Zuwachs erlebt der Bezirk Neukölln.
       
   IMG Bild: Selbst im dichtestes Schneetreiben ist Berlin noch attraktiv für Touristen.
       
       BERLIN taz | Berlin feiert den nächsten Tourismus-Rekord: Elf Millionen
       Gäste kamen 2012 in die Stadt; die Zahl der Übernachtungen stieg im
       Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Millionen auf fast 25 Millionen – das
       entspricht einer Zuwachsrate von 11,4 Prozent: Stärker wuchs 2012 keine
       andere Metropole weltweit. „Wir haben keine toten Monate mehr, Andrang
       herrscht das ganze Jahr über“, sagte der Geschäftsführer der
       Tourismusgesellschaft visit Berlin, Burkhard Kieker, am Mittwoch bei der
       Vorstellung der Zahlen.
       
       Diese wären noch höher ausgefallen, hätte der Großflughaben BER wie geplant
       im Juni 2012 eröffnet, so Kieker: „Es gibt dadurch eine
       Entwicklungsverzögerung bei den ausländischen Gästen.“ Deren Zahl nahm 2012
       um 13,5 Prozent zu. Somit kamen 42,5 Prozent aller Berlin-Touristen aus dem
       Ausland. Dass diese in Kauf nähmen, bei der Anreise mit dem Flugzeug in
       München oder Frankfurt umzusteigen, sei nur der riesigen Magnetwirkung
       Berlins zu verdanken, so Kieker.
       
       Er nutzte die Vorstellung der Zahlen ebenso wie Wirtschaftssenatorin
       Cornelia Yzer (CDU) für scharfe Angriffe auf Brandenburgs
       Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), weil der sich seit Dienstag
       für ein Nachtflugverbot am BER zwischen 22 und 6 Uhr einsetzt. „Diese
       Diskussion ist eine Belastung und der falsche Weg“, sagte Yzer. Sie
       erwarte, dass sich Brandenburg an frühere Vereinbarungen aller
       Flughafen-Gesellschafter halte, um den BER zum internationalen Drehkreuz zu
       machen. „Wir können uns mit dem Flughafen gern auf Paderborner Niveau
       begeben, aber so wird die Region nicht erfolgreich sein“, sekundierte
       Kieker.
       
       Die Mühsal eines Flugzeugumstiegs haben 2012 insbesondere mehr Menschen aus
       den arabischen Golfstaaten auf sich genommen: Von dort kamen 42,8 Prozent
       mehr Gäste als 2011: 28.000. Dagegen sank die Zahl der griechischen
       Touristen um 29 Prozent auf 25.000. Die meisten ausländischen Touristen
       kommen aus Großbritannien, Italien, den USA und den Niederlanden.
       
       Ihre Unterkunft fanden sie zumeist in Mitte: knapp 4,5 Millionen
       übernachteten dort. Es folgen Charlottenburg-Wilmersdorf mit 2,3 und
       Friedrichshain-Kreuzberg mit 1,4 Millionen Übernachtungsgästen. Am
       stärksten gewachsen ist der Touristenzustrom in Neukölln: Hier buchten sich
       2012 rund 290.000 Gäste ein Bett, 15,4 Prozent mehr im Vergleich zu 2011.
       Insgesamt gibt es 126.000 Betten für Touristen in Berlin, deren Auslastung
       beträgt 54,5 Prozent.
       
       ## Zu viele Ferienwohnungen
       
       Das Angebot ist offenbar groß genug, um einen möglichen Rückgang der auf
       15.000 bis 18.000 geschätzten Zahl der Ferienwohnungen verkraften zu
       können: Für sie plant die rot-schwarze Koalition eine Meldepflicht. Später
       sollen Behörden die Rückwidmung in Mietwohnungen verlangen können, wenn das
       Wohnungsangebot im Kiez knapp ist. „Das ist gut, denn ansonsten greift der
       Tourismus zu stark in die Lebenswirklichkeit der Einwohner ein“, so Kieker.
       Es gebe viel mehr Ferienwohnungen, als die Stadt brauche.
       
       Eine City Tax gibt es noch nicht. Die Sondersteuer von 5 Prozent auf jede
       private, nicht aber geschäftliche Übernachtungen sollte eigentlich vom 1.
       Januar 2013 an Geld in den Landeshaushalt spülen. Derzeit ist die
       Einführung für spätestens Ende März angekündigt.
       
       Innerhalb der nächsten zwei Wochen werde Finanzsenator Ulrich Nußbaum
       (parteilos) dem Senat ein überarbeitetes Konzept vorlegen, kündigte Yzer
       an. „Ich erwarte, dass die Einnahmen wieder in den Tourismus und die Kultur
       fließen“, sagte die Senatorin.
       
       20 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Puschner
       
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