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       # taz.de -- Seeschlacht im Eismeer: „Kämpfen, bis sie uns versenken“
       
       > Die japanische Walfangflotte rammt im Südpazifik Schiffe der radikalen
       > Umweltschützer von Sea Shepherd. Eines wurde beinahe versenkt.
       
   IMG Bild: 2007: Die „Farley Mowat“ von Sea Shepard stoppt den japanischen Walfänger „Kaiko Maru“.
       
       BERLIN taz | Der Kapitän des japanischen Fabrikschiffes „Nisshin Maru“
       drehte am Ende ab. Sonst hätte es im Südpazifik, 5.000 Kilometer vom
       nächsten Hafen entfernt, eine Tragödie gegeben. Seit einer Woche liefern
       sich japanische Walfänger und die radikalen Umweltschützer der Organisation
       Sea Shepherd ihre Scharmützel im Südpazifik, im neunten Jahr hintereinander
       geht das nun schon so.
       
       Noch ist niemand dabei umgekommen. Am Mittwoch war es sehr knapp für die
       Crew der Bob Barker. „Unser Schiff war kurz vorm Kentern. Wir haben
       'Mayday' gefunkt und dem japanischen Kapitän mitgeteilt: Wenn er nicht
       aufhört, dann bringt er uns um“, sagt der Kapitän der Bob Barker“, Peter
       Hammarstedt, der taz am Satellitentelefon.
       
       Mit drei Schiffen, ausgerüstet mit militärischen Aufklärungsdrohnen und
       Hubschraubern, versuchen die Aktivisten derzeit, die japanische Flotte am
       Walfang zu hindern. Ihre Taktik in diesem Jahr: Sie wollen verhindern, dass
       das Mutterschiff auf offener See betankt wird. „Wenn sie das nicht
       schaffen, müssen sie in wenigen Tagen aufgeben", sagt Hammarstedt –
       schließlich ist der nächste Hafen zwei Wochen entfernt. Das wissen wohl
       auch die Japaner – und werden brutaler.
       
       Nach Angaben von Sea Shepherd werfen sie mit nicht tödlichen
       Schockgranaten, die Aktivisten benutzen Stinkbomben aus Buttersäure, die so
       übel riechen, dass die Harpuniere keine Wale mehr schießen könne. Oder im
       simplen Blockieren: An diesem Mittwoch steuerte Hammarstedt die „Bob
       Barker“ an die Längsseite des Tankschiffs der Japaner, dort, wo eigentlich
       das Fabrikschiff andocken müsste. „Dann haben wir einfach Position
       gehalten“, sagt er.
       
       Gegen die 129 Meter lange „Nisshin Maru“ mit 8.000 Bruttoregistertonnen und
       der Höhe eines fünfstöckigen Hauses allerdings ist die „Bob Barker“ ein
       kleiner Nachen. Beim Versuch der Japaner, sich zwischen Tanker und
       Hammarstedts Schiff zu zwängen, rammten sie erst versehentlich ihren
       eigenen Tanker, dann die „Bob Barker“, zerstörten mit ihrem Anker die
       Radaranlage, beschädigten die Brücke, versuchten, den Maschinenraum mit
       Wasserkanonen zu fluten, und brachten das Schiff schließlich fast zum
       Kentern – so erzählt es Hammarstedt. Im Laufe des Gefechts ist auch das
       Flaggschiff der Sea-Shepherd-Flotte, die „Steve Irwin“, gerammt worden.
       „Mein Schiff schwimmt noch, der Crew geht es gut“, sagt Hammarstedt.
       
       Nach seinen Angaben sei das Auftanken im südlichen Pazifik ohnehin verboten
       – man versuche also lediglich, illegale Aktivitäten zu verhindern. Die
       Sea-Shepherd-Organisation um den Gründer Paul Watson geht bereits seit den
       siebziger Jahren gegen illegalen Walfang und Haifischer vor. Zahlreiche
       Hollywoodgrößen spenden regelmäßig, es gibt sogar eine Reality-Fernsehserie
       über die Aktionen. Die Crew besteht aus Freiwilligen, die ihr Leben
       riskieren. Wie auch jetzt: „Ich hab dem Kapitän gesagt: Wenn ihr uns
       loswerden wollt, müsst ihr uns versenken“, sagt Hammarstedt.
       
       20 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
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