URI: 
       # taz.de -- Flapsiger Pfarrer Fliege: Fast wie „judenfrei“
       
       > Jürgen Fliege entschuldigt sich dafür, die katholische Kirche in einer
       > Talkshow als „türkenfrei“ bezeichnet zu haben. Die Kritik an seiner
       > Äußerung bleibt.
       
   IMG Bild: Bloß eine flapsige Bemerkung? Jürgen Fliege
       
       Der Pfarrer Jürgen Fliege hat seine Aussage „Die katholische Kirche ist
       türkenfrei!“, die er in der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“ am
       vergangenen Dienstag machte, nun relativiert. Den Begriff „türkenfrei“
       halte er für nicht angemessen.
       
       „Das ist so ein typischer Reflex vom Fliege, der zwar etwas auf den Punkt
       bringt, aber auch sehr provozierend ist“, sagte er der taz.
       
       In der Talkshow sei die Zeit nicht ausreichend gewesen. Erst später habe
       Fliege begriffen, warum seine Aussage missverständlich sei: Als Pfarrer
       werde man mit der Kirche total identifiziert, sodass sein Ausruf wie ein
       „Triumph“ der katholischen Kirche gewirkt haben müsse.
       
       Die Motive, warum Eltern ihre Kinder auf konfessionelle katholische Schulen
       schicken, sollten differenzierter betrachtet werden, sagt Fliege. Denn es
       gebe Eltern, die ihre Kinder absichtlich auf diese Schulen schicken, weil
       dort weniger Migrantenkinder seien.
       
       Als Einziger in der Talkrunde hatte sich der Journalist Matthias Matussek
       empört. Der Begriff „türkenfrei“ sei ihm fast wie „judenfrei“ erschienen,
       sagte er gestern am Telefon. Die öffentliche Aufregung versteht Matussek
       aber nicht. Er sei überrascht, weil man doch erkenne, dass Fliege flapsig
       reagiert habe, sagte Matussek.
       
       Ayse Demir, stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in
       Deutschland (TGD), sieht die Aussage nicht so harmlos. Der Begriff sei
       „diskriminierend und rassistisch“. Wenn Fliege seine Kritik wirklich
       relativieren wolle, solle er als Vertreter der Kirche aktiv werden und ein
       Signal gegen Ausgrenzung setzen.
       
       Die tatsächliche Gefahr sieht Demir darin, „dass Personen wie Jürgen
       Fliege, die in der Mitte der Gesellschaft sind, solche Äußerungen machen.
       Das ist für uns eine Bestätigung, dass Diskriminierung in der Mitte der
       Gesellschaft angelangt ist.“
       
       18 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marion Bergermann
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Katholische Kirche
   DIR Kirche
   DIR Schwarz
   DIR Schwerpunkt Rassismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Einfluss der Kirchen: Gottes Tippgeber
       
       Journalisten beraten Kirchen im Umgang mit Medien. Der
       Deutsche-Journalisten-Verband kritisiert das und sieht Interessenkonflikte.
       
   DIR Rassismus-Debatte: Schwarz ist keine Farbe
       
       Zur Toleranz erzogen, obere Mittelschicht, Akademikerin, weltoffen,
       weiblich, weiß. Und irgendwo, tief im Innern, rassistisch?
       
   DIR Rassismus auf dem Land: Weg mit dem Gäste-Schreck
       
       Der Gemeinderat Undeloh hat gegen eine Flüchtlingsunterkunft in seinem Dorf
       gestimmt. Flüchtlinge würden rumgammeln und Besucher vergraulen.
       
   DIR Kolumne Das Tuch: Rassistin? Ich?
       
       Die Kritik an Wörtern wie „Neger“ ist im Internet oft nicht sehr
       freundlich. Die Kolumnistin hat das zunächst verletzt. Heute findet sie es
       richtig.