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       # taz.de -- Kreuzberg: Brennende Reifen
       
       > Ein großes Polizeiaufgebot verhindert eine unangemeldete Demonstration
       > gegen den Polizeikongress. Farbeier auf Senatsverwaltung.
       
   IMG Bild: Farbwürfe auch auf die Bundesdruckerei
       
       Am Samstagabend herrschte in Kreuzberg Ausnahmezustand wie sonst nur am 1.
       Mai. In vielen Straßen, insbesondere rund um das Kottbuser Tor, waren
       Polizisten postiert, Wasserwerfer standen bereit, ein Hubschrauber drehte
       Runden über dem Stadtteil. Anlass für den Großeinsatz war eine
       unangemeldete Demonstration autonomer Gruppen, für die im Internet und auf
       Plakaten unter dem Motto „Gegen den Staat und seine Freunde“ geworben
       worden war. Sie richtete sich gegen den Europäischen Polizeikongress, der
       Montag und Dienstag im Berliner Congresszentrum am Alexanderplatz tagt.
       Ihre Entscheidung, die Kundgebung nicht anzumelden, begründeten die
       Autonomen so: „Es erscheint uns untragbar, einen Protest gegen die
       Zerstörung der Freiheit und die todbringende Repression ausgerechnet von
       einer Behörde legitimieren zu lassen, die dafür verantwortlich ist.“
       
       Rund 600 überwiegend dunkel gekleidete Personen trafen sich um 20 Uhr auf
       dem Mariannenplatz und bewegten sich in zwei Zügen durch Kreuzberg. Als
       ihnen nach knapp 10 Minuten eine Polizeihundertschaft am Lausitzer Platz
       den Weg versperrte, zerstreuten sie sich. Im Anschluss agierten
       Kleingruppen an verschiedenen Orten. In Kreuzberg, aber auch in
       Friedrichshain gingen zahlreiche Schaufenster zu Bruch. Die Oranienstraße
       war fast eine Stunde lang für den Verkehr gesperrt, nachdem
       DemonstrantInnen vor dem Gebäude der Bundesdruckerei Autoreifen angezündet
       hatten. Das Feuer konnte nach knapp 15 Minuten gelöscht werden. Die Fassade
       der Druckerei wurde mit Farbeiern beworfen – wie es hieß, weil die Behörde
       Ausweise und andere Dokumente zur Personenidentifikation herstellt.
       Beworfen wurde auch die gegenüberliegende Senatsveraltung für Arbeit,
       Integration und Frauen. In Flugblättern wurde betont, neben dem Widerstand
       gegen staatliche Repression spiele die Solidarität mit den Kämpfen der
       Flüchtlinge eine zentrale Rolle auf der Demonstration.
       
       Gegen 22 Uhr hatte sich die Situation in Kreuzberg weitgehend beruhigt,
       viele DemonstrantInnen mischten sich unter die PartygängerInnen, die wie
       üblich am Wochenende Kreuzberg dominierten. Der Protest gegen den
       Europäischen Polizeikongress soll allerdings in den nächsten Tagen
       fortgesetzt werden. Am Dienstag ist für 16.30 Uhr eine Kundgebung gegenüber
       dem Berliner Congresszentrum angemeldet. Dort soll gegen die unmenschliche
       Behandlung von Flüchtlingen in Deutschland und Europa und rassistische
       Gesetzgebung protestiert werden.
       
       17 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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