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       # taz.de -- Coming-Out eines US-Fußballers: „Ich bin ein freier Mann“
       
       > Der frühere US-Nationalspieler Robbie Rogers bekennt sich zu seiner
       > Homosexualität. Danach beendet er seine Fußball-Karriere.
       
   IMG Bild: Der US-Fußballer Robbie Rogers hat sich geoutet.
       
       „Hab mir grade etwas Sch*ße von der Seele geschrieben.“ Diesen Satz hat
       Robbie Rogers am Freitagabend [1][per Twitter in die Welt gesendet] und
       dabei auf seinen [2][Blog] verlinkt. Dort hat der Fußballer, der 18-mal für
       die US-Nationalmannschaft gespielt hat, einen beeindruckenden Eintrag
       gepostet, in dem er mitgeteilt hat, dass er schwul ist.
       
       Er schreibt: „Ich dachte immer, ich könnte das Geheimnis bewahren. Der
       Fußball war mein Fluchtweg, meine Bestimmung, meine Identität. Der Fußball
       hat mein Geheimnis versteckt.“ Die Zeit des Versteckens ist vorbei. Vorbei
       ist aber auch die Zeit des 25-Jährigen als Fußballer. Er beendet seine
       Laufbahn. „Ich bin ein freier Mann“, schreibt er am Ende seines
       Blogeintrags.
       
       Rogers’ Coming-out hat viele beeindruckt. Dass der junge Mann, der zuletzt
       in Englands dritter Liga bei Stevenage gespielt hat, indes verkündete,
       seine Karriere zu beenden, stimmt auch nachdenklich. [3][Kasey Keller], der
       lange Zeit Torwart der US-Auswahl war, twitterte: „Ich hoffe, er merkt,
       dass er nicht aufzuhören braucht. Er wird mehr unterstützt werden, als er
       denkt.“
       
       Keller war nicht der einzige aus dem Nationalteam, der Rogers zu seinem Mut
       beglückwünschte. Brian Ellner, der Bürgerrechtler, dessen Engagement für
       gleichgeschlechtliche Ehen in New York so erfolgreich war, spricht nach den
       überwiegend positiven Reaktionen auf Rogers’ Blogeintrag gar von einem
       „Wendepunkt“. Ellner, der sich im Vorstand von Athletes Ally, einer
       Sportlervereinigung gegen Homophobie, engagiert, meinte in einer
       Stellungnahme: „Es ist offensichtlich, dass sich die Kultur in Sport
       verändert.“
       
       ## Kein Stimmungswechsel
       
       Und doch gibt es in keiner der großen Ligen in den USA Profis, die sich als
       schwul geoutet haben. Ein Stimmungswechsel lässt sich allenfalls an kleinen
       Details erkennen. So hat Kobe Bryant, einer der Topstars in der National
       Basketball Association, in der vergangenen Woche auf Twitter einen Fan
       zurechtgewiesen, der einen anderen mit dem Satz „Du bist schwul“
       verunglimpfen wollte.
       
       Als Bryant darauf hingewiesen wurde, dass er selbst noch vor zwei Jahren zu
       einer Geldstrafe von 100.000 Dollar verdonnert worden war, weil er einen
       Schiedsrichter mit einem homophoben Ausdruck beleidigt hatte, antwortete
       der Superbasketballer: „Das war nicht cool, sondern ignorant von mir. Ich
       weiß das und lerne daraus und erwarte das Gleiche auch von anderen.“
       
       Auch in Europa hat der von immer mehr Profis und Funktionären demonstrierte
       gute Wille nicht dazu geführt, dass sich Profis outen. Dabei weiß der
       englische Fußballverband FA von schwulen Kickern, die das leidige
       Versteckspiel einem Outing vorziehen. „Sie haben noch nicht den Mut“, sagt
       der Generaldirektor der FA, Gordon Taylor. „Aber das kommt hoffentlich,
       wenn der Rest der Welt zivilisierter wird.“ Noch sei die Fußballwelt indes
       nicht weit genug. Taylor: „Wir haben schwule Spieler, die sich nicht sicher
       genug für ein Outing fühlen.“
       
       ## Hoffnung auf Karriere begraben
       
       Auch Rogers erwägt nach seinem Bekenntnis keine Rückkehr auf das Feld. Er
       hat ein Praktikum beim Männermagazin Men’s Health in London angefangen und
       die Hoffnung auf die ganz große Fußballerkarriere schon vor Längerem
       begraben. Die hat in Kalifornien begonnen, ging über die Niederlande,
       führte zurück die USA und endete beim FC Stevenage, der Rogers vom
       Zweitligisten Leeds United ausgeliehen hat.
       
       Fußballerisch war Rogers, der 2011 in Jürgen Klinsmanns erstem Länderspiel
       als US-Coach noch ein Tor geschossen hat, beinahe in Vergessenheit geraten.
       Seit seinem Coming-out fliegen ihm viele Herzen zu. Auch Fifa-Boss Sepp
       Blatter sieht eine neue Zeit gekommen: „Es ist 2012. Danke“, ließ er
       zwitschern. Rogers zeigte sich überrascht von so viel Zuspruch. „Vielen
       Dank allen für die Unterstützung und die Liebe. Das habe ich nicht
       erwartet“, twitterte er am Samstag.
       
       17 Feb 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/robbierogers
   DIR [2] http://robbierogers8.moonfruit.com/
   DIR [3] http://twitter.com/KaseyKeller18
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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