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       # taz.de -- Kolumne Besser: Und jetzt: Papst Mohammed I.
       
       > Wem nützt der Rücktritt Benedikt XVI.? Und wie ist es um die Chancen des
       > Papststandortes Deutschland bestellt – zwölf Fragen, zwölf Antworten.
       
   IMG Bild: Darf der Papst seine Schuhe als Souvenir in den Ruhestand mitnehmen oder muss er sie seinem Nachfolger überlassen?
       
       Der völlig überraschende Rücktritt Papst Benedikt XVI. hat Experten,
       Gläubige und Hauptstadtjournalisten völlig überrascht. Hier die zwölf
       Fragen, die die Welt seither umtreiben. Und noch besser: die zwölf
       Antworten, die die Welt, so Gott will, zufriedenstellen werden.
       
       1. „Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen“ – wer glaubt denn so was?
       Niemand natürlich, erst recht nicht in Zeiten des
       [1][//www.google.de/search?q=internet&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozill
       a:de:official&client=firefox-a:Internets]. „Gesundheitliche Gründe“ waren
       immer schon der fadenscheinigste aller Vorwände, vor allem bei deutschen
       Führern (Honecker, Bismarck, Kurt Beck). Etwas anderes wäre es gewesen,
       wenn Benedikt XVI. wegen schlechter Quartalszahlen oder akuter
       Abstiegsgefahr zurückgetreten wäre. Oder um mehr Zeit mit seiner Familie zu
       verbringen. So aber bleibt ein dickes Fragezeichen hinter den
       [2][Geschehnissen] des 11. Februar 2013: Warum ausgerechnet er? Wieso
       ausgrechnet jetzt? Ist so viel Zufall möglich?
       
       2. Qui bono Rücktritt? Den Liberalen, Homos und Muselmanen, denen Joseph
       Ratzinger stets zu illiberal, zu homofeindlich und zu unhalal galt. Vor
       allem aber jenen, denen Benedikt XVI. wegen seines unermüdlichen Einsatzes
       gegen die Gier und für den Frieden in der Welt (und im [3][Nahen Osten!])
       ein Dorn im Auge war. Mehr lässt sich zur Stunde nicht sagen, die
       11/2-Truth-Bewegung steht noch am Anfang.
       
       3. Kann ein Papst überhaupt zurücktreten? Logisch, geht. Allerdings treten
       nur Weicheier freiwillig oder aus „gesundheitlichen Gründen“ vom Stuhl
       Petri zurück. Ein [4][Gregor VII.] („Alle Fürsten sollen des Papstes Füße
       küssen“) wäre nie im Leben, unter gar keinen Umständen zurückgetreten. Tat
       er dann auch nicht.
       
       4. Ist Benedikt XVI. der erste Papst, der freiwillig von seinem Amt
       zurücktritt? Nein. Irgendwer ist schon mal zurückgetreten. Einzelheiten
       entnehmen Sie der [5][Qualitätspresse] oder schauen selbst bei
       [6][Wikipedia] nach.
       
       5. Wie geht es jetzt weiter? Noch vor Ostern soll in einer obskuren
       Rauchzeremonie der nächste Papst bestimmt werden. Gespannt darf man darauf
       sein, welchen Namen sich dieser geben wird. Innozenz wäre mal wieder an der
       Reihe. Oder Paschalis. Wirklich wagemutig und innovativ aber wäre etwas
       anderes: Papst Mohammed I. – als Geste der Dialogbereitschaft. Oder Papst
       Kevin I. – als Zeichen dafür, dass die heilige römische Kirche keine Seele
       aufgibt. Ob die Kirche aber so weltoffen und tolerant ist, bleibt
       abzuwarten bzw. abzuhoffen.
       
       6. Könnte Margot Käßmann Benedikts Nachfolgerin werden? Nope.
       
       7. Och mennö. Warum nicht? Hören Sie auf zu quengeln, das bringt nichts.
       
       8. Na gut. Könnte es wenigstens ein anderer Deutscher werden, [7][Walter
       Mixa], [8][Reinhard Marx] oder der [9][Scherzkeks] aus der Jauch-Sendung?
       Ausgeschlossen. Um die Chancen des Papststandortes Deutschland steht es
       denkbar schlecht. Ehe wieder einer von uns Papst wird, bekommen wir noch
       einmal den Zuschlag für eine Fußballweltmeisterschaft oder eine
       Handyfabrik. Und einen Papst, der erst dem [10][Führer] gedient und dann
       die Christenheit geführt hat, wird die Welt garantiert nicht mehr sehen.
       
       9. Und wer wird stattdessen Benedikt XVI. nachfolgen? Wahrscheinlich
       irgendein Ausländer; ein Latino vielleicht, ein Fidschi oder sogar ein
       Neger. (Aber kein Jude!) All jene, die die katholische Kirche eigentlich
       nicht leiden können, aber es total süß fänden, wenn so ein Hungerleider aus
       der Dritten Welt auf dem Heiligen Stuhl Platz nähme, werden sich noch
       wundern, wenn es tatsächlich soweit kommt, sich dieser Papst Afro I. aber,
       was gut passieren kann, als [11][Obama] der Inquisition erweist, der
       Ratzinger im Rückblick als legitimen Nachfolger [12][Adornos] erscheinen
       lassen wird.
       
       10. Wird der Neue den Zölibat abschaffen, Frauen zum Priesteramt zulassen,
       besoffen durch Hannover rasen, die Politik in Sachen Schwule und Abtreibung
       ändern und die Missbrauchsskandale schlimm finden? Sicher nicht. Dann
       könnte man den Laden gleich dichtmachen.
       
       11. Was wird aus dem Altpapst? Das weiß der Herr allein. Vielleicht betraut
       ihn ja sein Nachfolger mit wichtigen Aufgaben. Die Rumpelkammer des
       Vatikans aufräumen oder die Gebeine der Heiligen sortieren. Was immer er
       auch macht, seine [13][roten Puschen] jedenfalls wird er abgeben müssen.
       
       12. Ist jetzt Schluss mit der Zeile „Wir sind dit und dat“ auf
       [14][T-Shirts] und in [15][Zeitungsüberschriften]? Nein, das bleibt in
       Ewigkeit. Amen.
       
       12 Feb 2013
       
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   DIR [1] http://https
   DIR [2] /!110771/
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   DIR [4] http://www.zdf.de/Die-Deutschen/Papst-Gregor-VII.-5244052.html
   DIR [5] http://einestages.spiegel.de/s/tb/27721/ruecktritt-von-papst-benedikt-xvi.html
   DIR [6] http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_P%C3%A4pste
   DIR [7] /!54404/
   DIR [8] /!60075/
   DIR [9] http://www.kath.net/detail.php?id=39969
   DIR [10] /!105167/
   DIR [11] /!25285/
   DIR [12] /!30076/
   DIR [13] http://www.bistumspresse-zentralredaktion.de/content/warum-traegt-der-papst-rote-schuhe
   DIR [14] http://image.spreadshirt.net/image-server/v1/products/8725756/views/1,width=378,height=378,appearanceId=1/Weiss-Wir-sind-Bier-T-Shirts-(Kurzarm).png
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