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       # taz.de -- Latino-Senator Marco Rubio: Shooting Star der US-Republikaner
       
       > Marco Rubio antwortet am Dienstag auf Präsident Barack Obamas Rede zur
       > Lage der Nation. Er soll die Partei für Minderheiten wählbar machen.
       
   IMG Bild: Lebensgeschichte mehrmals gefälscht: Marco Rubio.
       
       WASHINGTON taz | Die Republikanische Partei, die bislang alle Versuche
       einer Einwanderungsreform verhindert hat, schickt ihren Vorzeigelatino in
       die Bütt: Marco Rubio wird am Dienstag auf die jährliche Ansprache von
       Barack Obama zur Lage der Nation antworten.
       
       Der Präsident wird sich nach Ankündigungen aus dem Weißen Haus auf
       Arbeitsplätze, Löhne und die Wirtschaft konzentrieren. In seiner Antwort
       soll der 41-jährige Senator aus Florida und Sohn kubanischer Einwanderer
       versuchen, die Massenflucht der Latinos zu den DemokratInnen aufzuhalten.
       Bereits in den letzten Wochen hat er die Kehrtwende seiner Partei in Sachen
       Einwanderungsreform angeführt, am Dienstag wird er einen Teil seiner Rede
       auf Spanisch halten.
       
       Nach dem Debakel der Republikanischen Partei bei den Wahlen im November –
       bei dem sowohl der Präsidentschaftskandidat, das alte Establishment als
       auch die rechte Tea-Party-Bewegung eine schwere Niederlage erlitten haben –
       gilt Rubio parteiintern als Hoffnungsträger.
       
       Er hat im Wahlkampf zwar Mitt Romney unterstützt und war auch derjenige
       Redner, der ihn auf dem Krönungsparteitag in Tampa, Florida vorgestellt
       hatte, doch dessen Niederlage schadete ihm persönlich nicht.
       
       ## „Der beste Kommunikator seit Ronald Reagan“
       
       Das liegt vor allem daran, dass Rubio nicht Romneys
       Vizepräsidentschaftskandidat wurde. Seit November hat Rubio es geschafft,
       sich darzustellen, als stünde er über den Fraktionen seiner tief
       gespaltenen Partei. Das Time Magazine bezeichnet ihn auf dem jüngsten Titel
       als „republikanischen Retter“. Der rechte Stratege Karl Rove nennt ihn den
       „besten Kommunikator seit Ronald Reagan“. Und manche RepublikanerInnen
       handeln ihn bereits als Präsidentschaftskandidaten für 2016.
       
       Dass Rubio tatsächlich über den Fraktionen seiner Partei steht, darf
       bezweifelt werden. In den vergangenen Jahren war er ein Held der
       Tea-Party-Bewegung. Als solcher hat er moderatere republikanische Stimmen
       weiter verdrängt. Und er hat die radikalisierten republikanischen
       Positionen vertreten. Er hat – gegenüber dem Steuerstürmer Grover Norquist
       – das Versprechen unterzeichnet, dass er gegen jede Form von Steuererhöhung
       ist – inklusive der Steuern für SpitzenverdienerInnen.
       
       ## Zweifel am menschengemachten Klimawandel
       
       Er tritt für radikale Einsparungen im Staatshaushalt – insbesondere auf
       Kosten von Sozialausgaben – ein. Er lehnt zusätzliche Umweltrichtlinien ab.
       Er bezweifelt, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Und er behauptet,
       Obama sei ein „Sozialist“ – Rubio vergleicht den Präsidenten mit Fidel
       Castro.
       
       Offen ist auch, wie viel Gehör Rubio bei den Latinos finden kann. Die schon
       jetzt größte Minderheit in den USA, die rasant wächst, spricht zwar
       dieselbe Sprache wie seine Vorfahren, doch damit sind die Gemeinsamkeiten
       schon fast erschöpft. Die Vorfahren der meisten Latinos in den USA stammen
       aus Mexiko, gefolgt von weiter südlich gelegenen lateinamerikanischen
       Ländern.
       
       Die meisten waren und sind bei ihrer Integration mit hohen Hürden
       konfrontiert. KubanerInnen hingegen sind eine kleine, administrativ
       privilegierte Minderheit: Wenn sie es auf das US-Territorium schaffen,
       bekommen sie problemlos Aufenthaltsgenehmigungen.
       
       Für seine politische Vita hat Rubio seine Familiengeschichte jahrelang
       gefälscht. Bis 2011 sprach er von sich als einem Sohn von „Exilierten“ und
       vor dem Castrismus Geflohenen. Als die Washington Post 2011 aufdeckte, dass
       die Rubios ihr heimisches Kuba tatsächlich schon unter Diktator Fulgencio
       Batista verlassen hatten, behauptete Rubio, er habe Jahreszahlen
       verwechselt. Dass er gegenwärtig dennoch so hoch gehandelt wird, zeigt, wie
       schlecht es um die Republikanische Partei steht.
       
       12 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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