URI: 
       # taz.de -- Kommentar designierter CIA-Chef: Obamas Kampfdrohne
       
       > Unter Bush hat Brennan Folter gerechtfertigt, unter Obama wird er wohl
       > Drohnen-Angriffe rechtfertigen. Gut daran sind die Debatten, die er
       > auslöst.
       
       Das Gute an der Nominierung von John Brennan für den Posten als künftiger
       CIA-Chef, ist die Debatte, die die Ernennung auslöst: Endlich sind die
       „gezielten Tötungen“ mit Drohnen, die Washington seit vier Jahren ebenso
       intensiv wie geheim betreibt, ein Thema im US-Kongress. Endlich steht die
       systematische Folter im „Krieg gegen den Terror“, für die kein
       US-amerikanischer Amtsträger je verurteilt worden ist, auf der
       Tagesordnung.
       
       Endlich befassen sich Abgeordnete mit der nie öffentlich erörterten
       internationalen Kollaboration bei Gefangennahme, Auslieferung, Verstecken
       und Foltern von mindestens 136 Menschen, die als „Terroristen“ galten. Und
       endlich hat die Obama-Verwaltung sich entschieden, zumindest den für die
       Geheimdienste zuständigen Kongressabgeordneten ein Dokument vorzulegen, das
       juristische Argumente zur Rechtfertigungen für „gezielte Tötungen“ liefert.
       All das war überfällig.
       
       Dabei gebührt einer kleinen Gruppe von Anti-Kriegs-AktivistInnen besonderer
       Respekt: „Code Pink“. Ihre Mitglieder – mehrheitlich Frauen – sind schon
       unter Ex-Präsident George W. Bush gegen Verletzungen des nationalen und
       internationalen Rechtes auf die Straße gegangen. Und sie tun das unter
       Obama mutig weiter. Bei der Anhörung von Brennan vor dem
       Geheimdienstausschuss des Senats haben nacheinander fünf
       Code-Pink-Mitglieder mit Zwischenrufen und Transparenten die Illegalität
       von Drohnen-Angriffen angeprangert. Anschliessend ist die ganze Gruppe des
       Saales verwiesen worden.
       
       Indessen haben große US-Medien einmal mehr bewiesen, wie eng verflochten
       sie mit US-Militär und Geheimdiensten sind. Erst in dieser Woche haben die
       New York Times und die Washington Post über eine US-Drohnen-Basis in
       Saudi-Arabien berichtet, von der sie schon seit zwei Jahren wussten.
       Unterdessen schickte der CIA Drohnen zu Tötungsmissionen in den Jemen –
       unter anderem gegen zwei US-Staatsangehörige.
       
       Und jetzt die schlechte Nachricht: John Brennan dürfte aller Debatten zum
       Trotz von den SenatorInnen als CIA-Chef bestätigt werden. Damit entscheiden
       sie sich für einen Mann der Kontinuität. Brennan ist nahtlos von seiner
       Arbeit für Bush – in einer führenden Position im CIA – zu seiner Arbeit mit
       Obama übergangen – als Counter-Terrorismus-Experte im Weißen Haus. Unter
       Bush hat er geheime Gefangennahmen und Folter gerechtfertigt.
       
       Unter Obama rechtfertigt er Tötungen per Drohne. Vermutlich wird die
       Bedeutung des CIA in der „nationalen Sicherheit“ der USA in der Ära Brennan
       weiter steigen. Insbesondere im Verhältnis zum Pentagon. Denn während Obama
       neue Kriege am Boden vermeiden will und sogar eine gewisse Kürzung des
       Militärhaushalts erwägt, hat dem Drohnenkrieg des CIA bislang niemand eine
       Grenze gesetzt.
       
       8 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
   DIR Drohnenkrieg
   DIR John Brennan
   DIR Folter
   DIR Kongress
   DIR Barack Obama
   DIR US-Wirtschaft
   DIR John Brennan
   DIR Drohnen
   DIR Drohnen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Obamas Rede zur Lage der Nation: Weniger Knarren, mehr Arbeit
       
       Die Mittelschicht und ein Freihandelsabkommen sollen der US-Wirtschaft
       wieder auf die Beine helfen. Nebenbei lobt US-Präsident Obama das deutsche
       Bildungssystem.
       
   DIR Designierter neuer CIA-Chef Brennan: „Demokratie mit Füßen getreten“
       
       Bei seiner Befragung hat der designierte CIA-Chef Brennan Drohnenangriffe
       verteidigt. Protestierende gegen Obamas Kandidaten wurden geräumt.
       
   DIR Geheimpapiere über Drohnenangriffe: Obama will den Kongress einweihen
       
       In den USA ist ein Streit über Drohnenangriffe auf US-Bürger unter
       Terrorismusverdacht entbrannt. Nun soll der Kongress Einblick in
       Geheimpapiere bekommen.
       
   DIR Militärstrategie in den USA: Legale Lizenz zum Töten
       
       Ein TV-Sender veröffentlicht den Leitfaden des US-Justizministeriums für
       Drohnenangriffe. Sie haben sich seit dem Amtsantritt Obamas vervielfacht.