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       # taz.de -- Koalitionsverhandlungen Niedersachsen: Freie Fahrt für Rot-Grün
       
       > Niedersachsens Grüne lenken beim Bau der A20 und der A39 ein. Damit ist
       > ein Knackpunkt in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD vom Tisch.
       
   IMG Bild: Was macht die FDP denn da? Baustellenschilder in Niedersachsen.
       
       HANNOVER taz | Niedersachsens Grüne geben in einem der Hauptstreitpunkte
       bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD nach: Die Planungen für die
       umstrittene Küstenautobahn A20 und die A39 zwischen Wolfsburg und Lüneburg
       werden fortgesetzt, allerdings nicht mehr als Vorrangprojekte.
       
       Das hat Rot-Grün am Mittwochabend in einer kurzfristig anberaumten
       Koalitionsrunde vereinbart. Zuvor hatten sich die Parteien getrennt zu
       internen Beratungen getroffen.
       
       Die Gegenleistung für das Einlenken bei den beiden Autobahnen, gegen die
       die Grünen seit Jahren protestieren: Die „Turbomittel", die bislang in eine
       beschleunigte Planung gesteckt wurden, sollen unter Rot-Grün in
       Schienenprojekte fließen, verkündeten die Verhandlungsführer am Mittwoch in
       Hannover. 16 Millionen Euro zusätzlich hat sich die noch-amtierende
       schwarz-gelbe Landesregierung die Vorbereitungen für die A20 und die A39 im
       Jahr kosten lassen.
       
       Der designierte Regierungschef Stephan Weil (SPD) sprach von einem „in sich
       stimmigen Konzept". Die Umwidmung der Mittel von der Straße zur Schiene
       seien „keine Goodies" für die Grünen, sondern vom realistischen Bedarf wie
       der Hinterlandanbindung der Häfen geleitet.
       
       ## Gülle-Kataster kommt
       
       „Die entscheidende Frage ist aber, ob jemand die Finanzmittel für die
       Realisierung zur Verfügung stellt, und da ist der Bundesverkehrsminister
       gefordert“, führte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel an. Insgeheim hoffen
       die Grünen, dass sich A20 wie A39 an dieser Frage quasi von selbst
       erledigen – ganz nach dem Vorbild Schleswig-Holsteins.
       
       Dort haben sich die Grünen mit der SPD auf einen ähnlichen Kompromiss zur
       Küstenautobahn A20 geeinigt, die vom schleswig-holsteinischen Bad Segeberg
       an Hamburg vorbei bis nach Niedersachsen fortgeführt werden soll.
       
       Komplett ausverhandelt hat Rot-Grün am Mittwoch zudem die
       Landwirtschaftspolitik: Mit Landes- und EU-Mitteln will man künftig
       Ökolandbau und bäuerliche Familienbetriebe statt Riesenmast- und
       Schlachtbetriebe fördern. Ein so genanntes Gülle-Kataster soll
       Nitratbelastungen des Grundwassers durch Überdüngung der Böden und
       eindämmen. „Die Agrarwende kommt", sagte Wenzel. Und signalisierte bei
       dieser „großen Dialogaufgabe" Gesprächsbereitschaft in Richtung Agrar- und
       Bauernlobby.
       
       ## Vereidigung am 19. Februar
       
       Abzuräumen haben SPD und Grüne in Hannover jetzt nur noch die
       Gorleben-Frage. Sie sind sich zwar einig, dass der Salzstock in
       Niedersachsen nicht als Atommüllendlager geeignet ist. Knifflig wird
       allerdings die genaue Formulierung im Koalitionsvertrag: Weil hat schon
       früh gefordert, Gorleben aus einer bundesweiten Endlagersuche
       auszuschließen.
       
       Die Grünen dagegen müssen sich an einen Bundesparteitagsbeschluss halten,
       nach dem Gorleben nicht von vornherein, sondern anhand strenger Kriterien
       im Suchverfahren wegfallen soll. An einer Formel, die diese Punkte ohne
       Gesichtsverlust auf einer der Seiten verbindet, wird noch gearbeitet.
       
       Gefunden werden muss die spätestens bis Sonntag. Dann sollen der
       Koalitionsvertrag, die Ressortzuschnitte und die Personalien stehen.
       Bereits am 19. Februar, 30 Tage nach der Landtagswahl, muss die neue
       Landesregierung vereidigt werden, diese Frist sieht Niedersachsens
       Landesverfassung vor. Erste Bewährungsprobe für Rot-Grün wird dann schon
       die Wahl Weils zum Ministerpräsidenten – SPD und Grüne haben im Landtag nur
       eine Stimme Mehrheit.
       
       7 Feb 2013
       
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   DIR Teresa Havlicek
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