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       # taz.de -- Kriegsverbrechen in Bangladesch: Islamistischer Politiker verurteilt
       
       > Islamisten im Visier der juristischen Aufarbeitung des Kampfes für die
       > Unabhängigkeit von Pakistan. Die Opposition wittert Rache des
       > Regierungslager.
       
   IMG Bild: Abdul Kadeer Mullah nach der Urteilsverkündung
       
       BANGKOK taz | Ein Gericht in Dhaka hat am Dienstag den stellvertretenden
       Generalsekretär der oppositionellen islamistischen Partei
       Dschamaat-i-Islami zu lebenslanger Haft verurteilt. Abdul Kader Mullah soll
       während des Unabhängigkeitskrieges 1971 schwere Kriegsverbrechen begangen
       haben.
       
       Nach der Teilung Britisch-Indiens 1947 war Bangladesch zunächst als
       „Ostpakistan“ Teil des durch Indien geteilten pakistanischen Staatsgebiets.
       Schon früh gab es Proteste gegen Bevormundung durch Westpakistan. 1970
       verschärften sich der Konflikt: Das Militärregime in Islamabad erkannte das
       Ergebnis der ersten Wahlen des Landes nicht an, die eine Partei aus dem
       Ostteil gewonnen hatte.
       
       Im März 1971 begann Westpakistans Militär, im Osten systematisch Studenten,
       Intellektuelle und vermutete Separatisten zu ermorden.
       
       Anhänger von Dschamaat-i-Islami beteiligten sich an den Morden. Die
       Islamisten forderten einen Verbleib des östlichen Landesteils im
       pakistanischen Staat, um einen starken islamischen Gegenstaat zu Indien zu
       erhalten.
       
       ## Indische Intervention
       
       Das Gemetzel endete erst Ende 1971, nachdem Indien eingegriffen und
       Pakistans Armee vernichtend geschlagen hatte. Wie viele Tote der Konflikt
       forderte, ist umstritten. Experten gehen von etwa einer halben Million
       Toten aus. Bangladeschs Regierung spricht von 3 Millionen Toten.
       
       Vor den Wahlen 2008 hatte Sheikh Hasina, die Chefin der heute regierenden
       Awami-Liga (AL), versprochen, gegen Unterstützer der pakistanischen Armee
       während des Unabhängigkeitskrieges vorzugehen. Nach ihrem Wahlsieg begannen
       Vorbereitungen zur Einrichtung eines Tribunals.
       
       ## Todesurteil gegen Kleriker in Abwesenheit
       
       Dort werden derzeit Verfahren gegen praktisch die gesamte Führung der
       Dschamaat-i-Islami verhandelt. Auch zwei Exminister der oppositionellen
       Bangladesh Nationalist Party (BNP) stehen vor Gericht. Vor zwei Wochen
       fällte das Tribunal sein erstes Urteil: Die Richter verurteilten den
       bekannten Kleriker Abul Kalam Azad in Abwesenheit zum Tode. Er soll sich
       derzeit in Pakistan aufhalten.
       
       Die Opposition wirft der Regierung vor, sie betreibe Rache an politischen
       Gegnern. Menschenrechtsgruppen stellten kritische Fragen zu Prozessdetails.
       Anhänger der Opposition lieferten sich am Dienstag in mehreren Landesteilen
       Straßenschlachten mit der Polizei. Dabei starb ein Mann. Für Mittwoch sind
       weitere Proteste angekündigt.
       
       5 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sascha Zastiral
       
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