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       # taz.de -- Proteste in Ägypten: Folter und Tote
       
       > Die Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten fordern in Kairo
       > immer neue Todesopfer. Jetzt ist ein Aktivist an den Folgen von
       > Misshandlungen gestorben.
       
   IMG Bild: Auch am Wochenende erschüttern Unruhen Kairo.
       
       KAIRO dpa/ap | Die jüngsten Krawalle in Ägypten haben zwei weitere
       Todesopfer gefordert. Lokale Medien berichteten, der junge Aktivist
       Mohammed al-Guindi sei im Al-Hilal-Krankenhaus in Kairo am Montag an den
       Folgen schwerer Misshandlungen gestorben. Er gehörte der Volksbewegung des
       ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Hamdien Sabahi an.
       
       Al-Guindi war während der Proteste gegen die islamistische Regierung am
       zweiten Jahrestag der „Revolution des 25. Januar“ mit einem Polizeioffizier
       aneinandergeraten. Er verschwand und soll später in ein Gefängnis der
       Ordnungspolizei gebracht worden sein. Vor einer Woche tauchte er dann in
       dem Krankenhaus auf. Das Innenministerium behauptete, er habe einen
       Autounfall gehabt.
       
       Mona Amer, Sprecherin der Oppositionspartei Popular Current erklärte am
       Montag in Kairo, sie habe Al-Guindis Körper mit den Folterspuren selbst
       gesehen. Dem Aktivisten seien Elektroschocks zugefügt worden. Außerdem habe
       er gebrochene Rippen und Spuren eines Seils um seinen Hals gehabt.
       
       Amr Saad (20), ein weiteres Mitglied der Bewegung, starb nach Informationen
       der Zeitung Al-Masry Al-Youm an den Folgen einer Schussverletzung. Diese
       hatte er sich bei einer Straßenschlacht zwischen Demonstranten und der
       Polizei vor dem Präsidentenpalast zugezogen.
       
       Damit sind in Ägypten, wo sich die regierenden Muslimbrüder und die
       säkulare Opposition ineinander verbissen haben, seit dem zweiten
       „Revolutionsjubiläum“ am 25. Januar 55 Menschen bei Krawallen ums Leben
       gekommen.
       
       ## Korrigierte Aussage
       
       Ein Ägypter, der bei einer Demonstration in Kairo von Polizisten nackt über
       die Straße geschleift wurde, entschloss sich indes in der Nacht zum Montag,
       die Polizei zu beschuldigen. Zunächst hatte er behauptet, Demonstranten
       hätten ihn misshandelt. Dies hatte den Verdacht nahegelegt, dass er von der
       Polizei unter Druck gesetzt worden war.
       
       Eine TV-Kamera hatte festgehalten, wie Polizisten den am Boden liegenden,
       nackten Mann schlugen und über den Asphalt zerrten. Der arbeitslose
       Anstreicher war nach der Prügelattacke vor dem Präsidentenpalast in der
       Nacht zum Samstag verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
       
       Das ägyptische Nachrichtenportal Al-Ahram berichtete am Montag, Hamada
       Saber habe dem Staatsanwalt jetzt berichtet, wie ihn die Ordnungspolizei
       vor dem Palast misshandelt habe. Inzwischen wird gegen einen
       Polizeioffizier und 15 Polizisten ermittelt.
       
       ## Anschlag auf Flughafen
       
       Unbekannte haben den zivilen Flughafen der ägyptischen Stadt Al-Arisch
       beschossen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde bei der Attacke am
       Montagmorgen niemand verletzt. Die Angreifer hätten eine Panzerfaust
       eingesetzt, hieß es. Der Flughafen wurde nach dem Vorfall nicht
       geschlossen.
       
       Die Sicherheitslage in der Provinz Nord-Sinai, die an Israel und den
       Gazastreifen grenzt, ist seit dem Sturz des Regimes von Präsident Husni
       Mubarak im Februar 2011 schlecht. Das Auswärtige Amt rät derzeit dringend
       von Reisen in die Provinz ab.
       
       4 Feb 2013
       
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