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       # taz.de -- Ausweitung der Energiewendekreise: Mit Schwarm-Intelligenz heizen
       
       > Terrawattkabel, Offshorewindparks - beim Stichwort "Energiewende" haben
       > viele nur Mega-Projekte im Kopf. Lichtblick hält mit Minikraftwerken
       > dagegen
       
   IMG Bild: Ein Lichtblickmitarbeiter erklärt ein Zuhausekraftwerk.
       
       Alle reden von Energiewende, aber wie macht man das? Der Hamburger
       Energie-Anbieter „Lichtblick“ hat eine Idee: „Schwarmstrom“. Seit Samstag
       wird für diese Idee in einer repräsentativen Niederlassung in einer Villa
       an der Schwachhauser Heerstraße geworben.
       
       Bremen ist damit Vorreiter, alle Niederlassungen sollen Schritt für Schritt
       in repräsentativere Räume umziehen oder einen derartigen Anstrich bekommen,
       sagt Ralf Kampwirth, der „Leiter Unternehmenskommunikation“ von Lichtblick.
       Manchen Bremern ist er noch bekannt aus den Jahren, als er hier ein
       Bürgerbegehren für mehr Demokratie organisierte – das am Ende vom
       Staatsgerichtshof kassiert wurde mit der bemerkenswerten Begründung, das
       Volk dürfe nur über Dinge entscheiden, die kein Geld kosten.
       
       Lichtblick will die Energiewende mit Bürger-Engagement vorantreiben. Die
       Grundidee von „Schwarmstrom“: Wenn 100.000 Immobilien ein kleines
       „Zuhausekraftwerk“ (ZHK) im Keller haben, das auch Strom produzieren kann,
       dann könnten diese Anlagen zusammengeschlossen ein großes Kraftwerk
       ersetzen.
       
       Die Techniker von VW haben für Lichtblick das Modell entwickelt. Es geht in
       einen größeren Keller und ist ausgelegt für den Wärme-Bedarf von rund vier
       Einfamilienhäusern. Die Muster-Anlage in der Schwachhauser Heerstraße heizt
       1.000 Quadratmeter Nutzfläche. Lichtblick bietet an, die Anlagen zentral zu
       steuern und zu warten - und immer dann, wenn Heizwärme vorproduziert werden
       kann und der Strommarkt es hergibt, nebenbei auch Strom zu produzieren. In
       dem alten Vertriebsmodell blieben die Keller-Kraftwerke im Eigentum von
       Lichtblick, in dem neuen Modell können Investoren das ZHK kaufen und
       entscheiden, ob die einen Vertrag mit Lichtblick machen oder mit einem
       anderen Versorger. Die Investition betrage rund 40.000 Euro, die Einnahmen
       aus dem Stromverkauf liegen über 2.000 Euro im Jahr. Nach sieben Jahren
       sollen die Zusatz-Investitionen im Vergleich zu herkömmlichen
       Brennwert-Kesseln amortisiert sein, sagt die Lichtblick-Modellrechnung.
       
       Denn das Zuhausekraftwerk hat je nach Größe der Wasserspeicher einen
       Wirkungsgrad von rund 90 Prozent. Und es trägt, jedenfalls wenn es in Masse
       eingesetzt wird, zum Ersatz herkömmlicher Verstromungs-Kraftwerke bei. Für
       die erforderliche Masse soll nun die neue Werbe-Offensive sorgen. In
       Hamburg sind seit dem Jahr 2010 schon 400 Anlagen gebaut worden. Bremen
       liegt derzeit bei gut 30 Anlagen – es ist also noch Luft nach oben.
       
       Als Problem erwies sich bisher, dass Lichtblick das Angebot seiner
       exklusiven Technik daran gekoppelt hatte, dass man auch Gaskunde wurde.
       Diese beiden Angebote sind jetzt unabhängig voneinander, so dass auch eine
       Kooperation mit den lokalen Versorgern, hier der SWB, möglich wäre. Bei der
       ist dieses Angebot aber noch nicht wirklich angekommen: Sie arbeitet bei
       größeren Neubauprojekten mit klassischen Blockheizkraftwerken und hat sich
       bisher skeptisch gefragt, warum die Verbreitung der Lichtblick-Technologie
       so viel langsamer geht als von der Öko-Firma angekündigt.
       
       Bei der Baufirma Brebau verweist man darauf, dass Bremer Häuslebauer gern
       die Wärmeversorgung in den eigenen vier Wänden haben und gegenüber
       kollektiven Versorgungs-Anlagen eher skeptisch seien. Die Bremer
       Tobias-Schule in Oberneuland dagegen hat im vergangenen Jahr die alte
       Ölheizung durchs „Zuhausekraftwerk“ von Lichtblick ersetzt. 60 Prozent
       weniger CO2-Ausstoß bedeute die neue Technik, sagt Schulleiter Dieter von
       Glahn, und der Vertrag mit Lichtblick halbiere die Energiekosten.
       
       3 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
       
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