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       # taz.de -- Altmaiers Strompreis-Sicherung: Kein Lob für den Bremser
       
       > Der Umweltminister will die Ökostrom-Umlage kürzen, um den
       > Strompreisanstieg zu dämpfen. Das findet selbst Philipp Rösler
       > unzureichend. Die SPD legt ein eigenes Konzept vor.
       
   IMG Bild: Altmeier: Um so viel steigt der Strompreis an
       
       BERLIN dpa | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) stößt mit seinen
       Plänen für eine Strompreisbremse auf zunehmenden Widerstand - nicht nur der
       Opposition, sondern auch aus der Bundesregierung. Wirtschaftsminister
       Philipp Rösler (FDP) hält die Idee eines befristeten Einfrierens der
       Ökostrom-Umlage für unzureichend. Die Opposition lehnt die Pläne ohnehin
       ab. Die SPD hat nun ein Gegenkonzept entworfen und will die Bürger mit
       einem Stromsteuerrabatt um 20 Euro entlasten.
       
       Altmaier erwartet einen drohenden Strompreisanstieg um weitere zehn Prozent
       bis zum Herbst, falls seine Pläne scheitern. „Deshalb brauchen wir eine
       gesetzliche Strompreis-Sicherung, die dafür sorgt, dass die Kosten für
       erneuerbare Energien und ihre Förderung nicht aus dem Ruder laufen“, sagte
       er der Bild am Sonntag.
       
       Umstritten ist an Altmaiers Plänen besonders eine nachträgliche
       Förderkürzung für bestehende Wind- und Solarparks. Mit diesem
       „Energie-Soli“ soll das Einfrieren der Ökostrom-Umlage finanziert werden.
       Die Idee berge „höchste rechtliche Risiken“, heißt es laut Spiegel in einer
       internen Bewertung des Wirtschaftsministeriums.
       
       Statt grundsätzlich an den Fehlanreizen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
       (EEG) anzusetzen, greife Altmaier zu „Scheinlösungen“. Auch aus den Ländern
       gibt es deswegen zunehmenden Widerstand. Thüringens Ministerpräsidentin
       Christine Lieberknecht (CDU) sagte: „Ich habe höchste Bedenken, ob sich die
       Vorschläge rechtlich umsetzen lassen.“
       
       Altmaier will nach einem Spitzentreffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
       und den 16 Ministerpräsidenten im März entscheiden, ob die Gesetze
       überhaupt in den Bundestag eingebracht werden sollen. Wegen der
       rot-rot-grünen Mehrheit im Bundesrat hätte das Gesetz ohne
       parteiübergreifende Einigung keine Aussicht auf Realisierung vor der
       Bundestagswahl. Altmaiers Ziel ist, dass die Pläne ab August gelten.
       
       ## Anstieg der Umlage auf bis zu 7 Cent
       
       Nach internen Berechnungen des Umweltministeriums könnte die
       Ökostrom-Umlage ohne Gegenmaßnahmen von derzeit 5,277 Cent bis 2014 auf bis
       zu 7 Cent steigen. Der zunehmende Ökostrom lässt die Einkaufspreise fallen,
       dadurch wächst die Differenz zu den auf 20 Jahre garantierten
       Einspeisevergütungen - und damit die Umlage. Bis zum Herbst droht ein
       zusätzliches Loch von mehreren Milliarden.
       
       Unabhängig von der Kritik haben die Pläne eine Debatte über Rezepte gegen
       weitere Strompreisanstiege ausgelöst. Die SPD kann sich vorstellen, die
       Stromsteuer für bis zu 1000 Kilowattstunden Verbrauch auszusetzen. Ein
       normaler Haushalt verbraucht im Jahr etwa 3500 Kilowattstunden Strom.
       Derzeit macht sie 2,05 Cent je Kilowattstunde aus, so dass pro Haushalt bis
       zu 20,50 Euro jährlich gespart werden könnten. Das Konzept von Minister
       Altmaier für ein Einfrieren der Ökostrom-Umlage hält die Partei hingegen
       für ein „reines PR-Manöver“.
       
       Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel unterstrich die Position, die
       Stromsteuer senken zu wollen, ohne auf die Details einzugehen. „Die
       Regierung ist in Sachen Strompreise unehrlich: Sie meckert zwar über die
       steigende Ökostrom-Umlage, nimmt aber über die Mehrwertsteuer Hunderte von
       Millionen Euro ein“, sagte er der Bild am Sonntag. Diese erhöhten Einnahmen
       müsse sie an die Stromkunden zurückgeben, betonte Gabriel.
       
       Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte
       eine Senkung der Stromsteuer ins Spiel gebracht. Am Donnerstag hatten sich
       die SPD-geführten Länder mit der Parteispitze in Berlin im Grundsatz auf
       diese Linie verständigt.
       
       ## Habeck: „SPD übernimmt FDP-Position“
       
       Die Grünen lehnten das Ansinnen der SPD jedoch ab. Schleswig-Holsteins
       Umweltminister Robert Habeck (Grüne) betonte: „90 Prozent aus der
       Stromsteuer gehen in die Rente. Wenn die SPD das jetzt korrigieren will,
       muss sie sagen, wie die Lücke für die Rente gestopft werden soll oder ob
       die Renten weiter sinken sollen.“ Der Vorstoß Gabriels sei merkwürdig und
       verwundere. „Er übernimmt damit eine FDP-Position“, betonte Habeck. Auch
       Altmaier kritisierte den SPD-Vorstoß: „Der Vorschlag ist absolut
       unzureichend, weil er weitere drastische Preissteigerungen zulasten der
       Verbraucher nicht verhindern kann“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur
       in Berlin.
       
       Die Stromsteuer war 1999 von Rot-Grün aus ökologischen Gründen eingeführt
       worden, um Anreize zum Energiesparen zu verstärken. Sie bringt dem Bund
       jährlich sieben Milliarden Euro und finanziert die Renten mit. Die Grünen
       setzen vor allem auf ein Zurückfahren der Rabatte für energieintensive
       Unternehmen - sie wollen die Bürger um bis zu vier Milliarden Euro
       entlasten.
       
       Die Linken-Politikerin Caren Lay unterstützte den SPD-Vorstoß, warf Gabriel
       aber zugleich Ideenklau vor: „Es ist schon bemerkenswert, dass der
       SPD-Vorsitzende zwar eine Zusammenarbeit mit der Linken ablehnt, aber
       permanent ungeniert seine politischen Forderungen bei ihr abschreibt.“
       
       3 Feb 2013
       
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