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       # taz.de -- Kolumne Fernsehen: Die Schlampe und die Bierbel
       
       > Bankrotte Laiendarsteller, Promi-Wrestling und nervige Kinder. Die
       > Fernsehzukunft im „Titelschutz-Anzeiger“ sieht hervorragend aus.
       
   IMG Bild: Mehr davon: Markus Lanz (unten) beim spontanen Wrestling. Dolle Show!
       
       Bevor am Samstag das Sams zurückkommt, kommt am Mittwoch …? Genau: Der
       Titelschutz Anzeiger, „Deutschlands führendes Spezialmedium für
       Titelschutz“. Mit dessen Hilfe kann ich mir schon jetzt ausmalen, was die
       Sender in mehr oder weniger ferner Zukunft vorhaben.
       
       Mal ist kaum Fantasie gefragt: Wenn sich die Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH
       beispielsweise die Titel „Kallwass greift ein!“ und „Hilfe, ich bin pleite!
       Letzte Rettung Pfandhaus“ in allen Schreibweisen, Darstellungsformen und
       Wortverbindungen gesichert hat, weiß ich, dass erstens „Zwei bei Kallwass“
       einen neuen Namen bekommen hat, der es den MacherInnen fortan erlaubt, mehr
       als zwei Laiendarsteller pro Folge auszubeuten, und dass zweitens der
       Unterföhringer Supersender noch ein paar Scripted Reality-Opfer gefunden
       hat, die so tun müssen, als könne ihnen selbst der Zwegat nicht mehr helfen
       – und die zum Pfandhaus-Onkel dackeln, um ihre 5.000-Euro-Handyrechnung
       begleichen zu können.
       
       Auch was das Sat.1-Schwesterprogramm Kabel eins vorhat, wenn es sich den
       Namen „RRUMMS – Die Experimente-Show“ einverleibt, bedarf keiner Befragung
       des Fernsehorakels.
       
       Spannender wird’s da schon, wer wohl bei „Das große Promiwrestling“ in den
       Ring steigt, dessen Namensrechte sich Rechtsanwalt Prof. Dr. R. Ingerl für
       eine Mandatin (RTL? ProSieben?) gesichert hat. Vielleicht Markus Lanz, der
       hat doch letztens ganz spontan bei „Wetten, dass..?“ mit einem Kandidaten
       gewrestelt. Und huch, welch Zufall, lagen auf der Bühne Matten parat. Lanz
       könnte gegen Gottschalk …
       
       ## Die Welt ist voller Rätsel
       
       Aber zurück zum Titelschutz Anzeiger. Der gibt nämlich in der aktuellen
       Ausgabe auch preis, dass sich die Rechtsanwälte Altstötter & Spängler aus
       Nürnberg im Namen eines Dritten die Namensrechte an „175 Rätsel“, „Rätsel
       Perle“, „Rätsel Perlen“, „Kreuzwort Perle“, „ Kreuzwort Perlen“,
       „RätselSpiele“, „Kreuzwort Express“, „Kreuzwort Rätsel Spaß & Spannung“,
       „Rätsel Knobelei“ und „Bester Ratespaß“ gesichert hat. Ich hab lange
       gerätselt, aber ich schätze, dass deren Mandant irgendein Magazin mit
       Rätseln plant. Vielleicht mit 175 davon in einem Heft, oder so. Aber ich
       weiß es natürlich nicht.
       
       Für wen der Rechtsanwalt und Notar Michael Braun den Titel „Kinder machen
       die lustigsten Sachen“ hat schützen lassen, weiß ich auch nicht genau, habe
       aber eine Vermutung: Für die Produktionsfirma ITV, die schon im vergangenen
       Jahr „Tiere machen die lustigsten Sachen“ bei RTL 2 auf Sendung schickte –
       mit Moderator Ross Antony. Was vielleicht auch erklärt, warum Rechtsanwalt
       Braun parallel die Namensrechte an „Die Schlampe“ schützen ließ.
       
       Zwei Titel für Veröffentlichungen, die ich mir keinesfalls entgehen lassen
       werde, sicherten sich der Sportzeuchverlag und die Lodigkeit Rechtsanwälte:
       „Die Bierbel“ (die Luther-Bibel nach Warsteiner?) und „Das aufregende Leben
       einer ’Tuppertante‘“ (Veronica Ferres?).
       
       Am aktuellsten zeigte sich Anwalt Detlef Büscher. Er ließ Anfang Januar für
       einen Mandanten die „Insolvenzzeitung“ unter Schutz stellen. So muss ein
       neuer Printtitel heute heißen.
       
       24 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürn Kruse
       
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