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       # taz.de -- Genitalbeschneidung in Indonesien: Religionshüter wollen Verstümmelung
       
       > Indonesische Muslimgelehrte wehren sich gegen eine UN-Resolution, die
       > weibliche Beschneidung verbietet. Doch dagegen erhebt sich Protest.
       
   IMG Bild: Mögliche Betroffene: Junge Muslima in Jakarta.
       
       JAKARTA taz | Weibliche Genitalbeschneidung als verfassungsmäßiges Recht?
       Darauf pochen in Indonesien Vertreter des Rats der Muslimgelehrten (MUI).
       Dieses „Recht“ sieht das konservative Gremium durch die im vergangenen
       Monat beschlossene [1][Resolution der UN-Vollversammlung gegen weibliche
       Beschneidung] in Gefahr.
       
       „Wir wehren uns entschieden gegen ein Verbot. Wenn jemand eine Beschneidung
       durchführen lassen will, darf er nicht zurückgewiesen werden“, äußerte der
       Vorsitzende des MUI, Maruf Amin, am Montag vor Medienvertretern. Amin
       forderte alle Krankenhäuser und Gesundheitszentren des Landes auf, bei
       Bedarf weibliche Beschneidungen vorzunehmen.
       
       Indonesien ist kein islamischer Staat, hat aber die höchste muslimische
       Bevölkerungszahl weltweit. Rund 90 Prozent der 240 Millionen Einwohner sind
       Muslime. Beschneidungsrituale sind in Indonesien auch für Mädchen
       verbreitet und reichen vom rein symbolischen Akt (dem Durchtrennen eines
       Stücks Gelbwurz) bis zur tatsächlichen Beschneidung der Klitoris.
       
       Mit der Kampagne für weibliche Beschneidung liefert der MUI ein neues
       Beispiel, wie mit einer konservativ-islamischen Agenda Druck auf die
       indonesische Regierung ausgeübt wird. Damit war der Rat bereits 2010
       erfolgreich, als ein Erlass des Gesundheitsministeriums gegen weibliche
       Beschneidung auf Druck des MUI umformuliert wurde in eine
       Handlungsanleitung, wie medizinisches Personal diese vorzunehmen habe.
       „Beschneidung ist ein Teil der islamischen Lehre und wird für Männer und
       Frauen empfohlen, so der MUI-Vizegeneralsekretär Amirsyah Tambunan, am
       Montag auf einer Pressekonferenz.
       
       ## Angebliche „religiöse Pflicht“
       
       Huzaemah, Mitglied der Fatwa-Kommission des MUI, sagte der Jakarta Post,
       weibliche Beschneidung sei eine religiöse Pflicht, um die sexuellen Gelüste
       von Frauen zu kontrollieren. Der Akt der Beschneidung wird vom MUI
       verharmlost. Nach islamischer Lehre sei es bei weiblichen Beschneidungen
       ausreichend, die Klitorisvorhaut zu entfernen, so der MUI-Chef Maruf Amin.
       
       Protest gegen diese Auslegung regt sich bei Fatayat, der Frauenorganisation
       von Nahdlatul Ulama (NU), der größten muslimischen Massenorganisation des
       Landes. „Weder im Koran noch in den Hadithen wird weibliche Beschneidung
       als verpflichtend erwähnt“, so Muzaenah Zain, Leiterin des Arbeitskreises
       für Gesundheit bei Fatayat. Weibliche Beschneidung sei kein religiöses
       Gebot, sondern ein Produkt kultureller Normen.
       
       Auch die Frauenrechtshilfe der Indonesischen Frauenvereinigung für
       Gerechtigkeit (LBH Apik) protestiert gegen die Beschneidungsverherrlichung
       durch den MUI. „Aus gesundheitlicher Perspektive stellt die Beschneidung
       von Mädchen und Frauen eine große Gefährdung für ihre
       Fortpflanzungsfähigkeit dar“, so die Organisation in einer
       Pressemitteilung. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Frauen durch diesen
       Eingriff ihrer Möglichkeit, lustvollen Sexualverkehr zu erleben, beraubt
       werden.
       
       Der MUI versuche, mittels quasireligiöser Begründungen Gewalt an und
       Diskriminierung von Frauen und Mädchen zu rechtfertigen, so die
       Organisation. Des Weiteren forderte LBH Apik die indonesische Regierung
       auf, den umstrittenen Erlass des Gesundheitsministeriums von 2010, der
       weibliche Beschneidung legalisiert, zurückzunehmen.
       
       25 Jan 2013
       
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