URI: 
       # taz.de -- Diskussion um Netzneutralität: Googles neue Orangenhaut
       
       > Ein französischer Mobilfunkprovider wird vom US-Konzern für den
       > Datenverkehr in seinem Netz entschädigt. Das ist eine klarer Verstoß
       > gegen die Netzneutralität.
       
   IMG Bild: Google zahlt nun für orangene Kanäle in Frankreich.
       
       Die französische Presseagentur afp meldete es – unter anderem abrufbar bei
       Google – in der vergangenen Woche: der Orange-Geschäftsführer Stephane
       Richard gab [1][bekannt], dass er Google davon habe überzeugen können, dass
       die Firma dem Mobilfunkanbieter eine Entschädigung zahlen müsse. Mehr als
       50 Prozent des mobilen Datenverkehrs im Orange-Netz sollen von
       Googlediensten wie YouTube stammen.
       
       Gegenüber dem digitalen Fachportal [2][The Register] betonte [3][France
       Telecom], die Muttergesellschaft des Mobilfunkanbieters, dass dabei Geld
       fließe – etwas, das Google bislang offiziell immer ausschloss. Seit über
       einem Jahr soll Google nun, speziell für seine eigenen Dienste, finanziell
       zur Netzwerkqualität beitragen.
       
       Damit würde sich ein Szenario einstellen, vor dem Verfechter der
       sogenannten Netzneutralität immer gewarnt haben: statt dass wie bisher
       beide Seiten für ihren jeweiligen Anschluss ans Netz zahlen und die
       Provider untereinander die Daten einfach nur bestmöglich weiterreichen,
       würde nun ein Anbieter für eine bessere Durchleitung seiner Inhalte
       bezahlen.
       
       Google galt lange Zeit als Profiteur dieser Neutralität der Netze, bei
       denen kein Unterschied bei der Beförderung von Inhalten nach Absender oder
       Inhalt gemacht wurde. Doch im Mobilfunkmarkt hatte Google schon frühzeitig
       erkennen lassen, dass es dort andere Wege gehen könnte: als es in den USA
       zum ersten Mal zum großen Streit um die Frage kam, wer für die Nutzung
       bezahlen sollte, hatte Google mit dem US-Mobilfunker Verizon eine separate
       [4][//netzpolitik.org/2010/der-google-und-verizon-deal-zu-netzneutralitat/:
       Vereinbarung] getroffen.
       
       ## 50 Milliarden US-Dollar Umsatz
       
       Schon lange befürchten Netzneutralitäts-Befürworter, dass Google
       mittelfristig an einer Abkehr vom neutralen Netz interessiert wäre. Denn
       Google ist finanziell mächtig, erst gestern meldete die Firma, dass sie im
       vergangenen Jahr gut 10 Milliarden US-Dollar [5][Gewinn] gemacht habe – bei
       über 50 Milliarden US-Dollar Umsatz.
       
       Google kann sich eine Sonderbehandlung leisten, wenn es darauf ankommt:
       anders als kleinere oder nicht kommerzielle Anbieter. Schon heute wird kaum
       ein Google-Inhalt auf dem klassischen Weg durchs Netz transportiert, kaum
       eine Anfrage erreicht Googles [6][Rechenzentren] in den USA. Denn Google
       hat ein komplexes Netz an Auslieferungsrechnern an die Knotenpunkte der
       Provider angeschlossen, damit die Inhalte möglichst schnell beim Nutzer
       landen.
       
       Unklar bleibt allerdings, ob der Orange-Deal direkt mit einem solchen
       [7][Content Delivery Network] (zu Deutsch Inhaltauslieferungsnetz)
       zusammenhängt. Denn die Orange-Mutter France Telecom will keine weiteren
       Details verraten – und auch Google selbst hüllt sich in beredtes Schweigen.
       
       Wie so viele andere Schritte des Megakonzerns scheint auch dieser Bruch mit
       der Netzneutralität vor allem eines zu zeigen: Google agiert stets im
       eigenen Geschäftsinteresse. Das ist für ein börsennotiertes
       Wirtschaftsunternehmen keine wirkliche Überraschung. Aber unter den
       Netzaktivisten hätten viele lange Zeit gerne etwas anderes geglaubt.
       
       23 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5ipkAQJJNgj69HxLbKppH80WjUQJg
   DIR [2] http://www.theregister.co.uk/2013/01/17/google_orange/
   DIR [3] http://boutique.orange.fr/
   DIR [4] http://https
   DIR [5] http://www.wiwo.de/unternehmen/it/10-7-milliarden-dollar-gewinn-google-sahnt-vor-allem-bei-online-werbung-ab/7672936.html
   DIR [6] http://www.google.com/intl/de/about/datacenters/gallery/index.html#/
   DIR [7] http://de.wikipedia.org/wiki/Content_Delivery_Network
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Falk Steiner
       
       ## TAGS
       
   DIR Google
   DIR Datenverkehr
   DIR Entschädigung
   DIR Netzneutralität
   DIR Online-Petition
   DIR Telekom
   DIR Netzneutralität
   DIR Google
   DIR Fernsehen
   DIR Google
   DIR Suchergebnisse
   DIR Online-Petition
   DIR Schwerpunkt Meta
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Forderung nach Netzneutralität: Schneller Erfolg für Online-Petition
       
       Ein Gesetz soll Internetprovider zur Netzneutralität verpflichten. In nur
       drei Tagen erhielt eine entsprechende Online-Petition an den Bundestag
       50.000 Unterschriften.
       
   DIR Telekom drosselt DSL-Flatrates: Die eigenen Dienste fördern
       
       In Zukunft soll es Flatrates nur noch mit festgelegtem Datenvolumen geben.
       Die Videodaten der Telekom-Plattform zählen allerdings nicht zum Limit.
       
   DIR Telekom ohne Flatrates: Internet wie in den 90ern
       
       Gdüng, Gdüng, Gdüng... die Zeiten des Modems sind vorbei. Doch wenn die
       Anbieter die DSL-Flatrates abschaffen, ist die Netzneutralität nicht mehr
       gegeben.
       
   DIR Medientheoretiker über Filter Bubbles: „Was ich nicht finde, fehlt mir nicht“
       
       Jeder Nutzer bekommt bei Google personalisierte Treffer angezeigt. Der
       Medientheoretiker Felix Stalder fragt sich, woher das Unternehmen weiß, was
       das Beste für einen ist.
       
   DIR Kauft Vodafone Kabel Deutschland?: Alles in einer Hand
       
       Laut Medienberichten spielt Vodafone die Übernahme von Kabel Deutschland
       durch. Das Unternehmen könnte die Telekom angreifen.
       
   DIR Wegen unlauteren Geschäftspraktiken: Google macht Zugeständnisse
       
       Die EU-Kommission verdächtigt Google, bei Suchergebnissen eigene Dienste
       zuerst zu zeigen. Nun kommen sich Brüssel und der US-Konzern näher.
       
   DIR Suchmaschine mit Rekordgewinn: Google schwimmt im Geld
       
       Der Umsatz von Google beträgt über 50 Milliarden US-Dollar. 95 Prozent des
       Gewinns stammen aus der Werbung. Der Mobilmarkt verstärkt dabei zwei
       Trends.
       
   DIR Französische Verlage gegen Google: Keine Suchergebnisse
       
       Frankreichs Verlage wollen mehr als 50 Millionen Euro von Google.
       Staatspräsident François Hollande droht sogar mit einer „Google-Steuer“.
       
   DIR Google entfernt rassistische Apps: Statement gegen Stereotype
       
       Protest wirkt: Google hat als rassistisch kritisierte Foto-Apps aus seinem
       Play-Store entfernt. Damit wurde die Forderung einer Online-Petition laut.
       
   DIR Kommentar Facebooks Suchmaschine: Ein Netzwerk macht die Welt
       
       Die Idee hinter der Facebook-Suche: Was nicht passt, wird ausgeblendet,
       Informationen werden personalisiert – und das bringt Geld. Die Risiken
       tragen die User.