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       # taz.de -- Wahl in Niedersachsen: Auf den Inhalt kommt es an
       
       > Den Überblick verloren? Die taz.nord erklärt, wer was in Niedersachsen
       > will.
       
   IMG Bild: Schönes Niedersachsen: Alle haben Pläne. Ob das dem Land gut tut?
       
       HANNOVER / HAMBURG taz | Am Sonntag wählt Niedersachsen. Für Unentschiedene
       fasst die taz.nord die Kernthemen des Wahlkampfs und die Parteipositionen
       zusammen.
       
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       Die drei Oppositionsparteien wollen das Turbo-Abi an den Gesamtschulen
       abschaffen, die Linke sogar an den Gymnasien zur Neun-Jahre-Regelung
       zurückkehren. Die Grünen würden dies als Option den Schulen überlassen, die
       Piraten wollen G 8-lediglich als Option beibehalten. Die SPD plant, runde
       Tische einzurichten. CDU und FDP halten am Turbo-Abi fest.
       
       Die 1.800 Grundschulen sollen für die Inklusion eine Basisversorgung von
       zwei Stunden pro Klasse und landesweit 50 Stellen erhalten. Zu wenig,
       finden SPD, Linke und Grüne. Die Piraten empfehlen, Home-Schooling
       zuzulassen. Den Status quo von 67.000 Lehrerstellen versprechen alle
       Parteien zu halten.
       
       Und das fordert die Nein-Partei: „Jeder soll selbst entscheiden, welchen
       Schultyp er will.“
       
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       Nächtliche Abschiebungen, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Unterbringung
       in Sammelunterkünften, Sozialleistungen in Gutscheinen statt Bargeld,
       alles, was die schwarz-gelbe Flüchtlingspolitik Niedersachsens ausgemacht
       hat, wollen SPD, Grüne wie Linke abschaffen.
       
       Anders als die SPD wollen Grüne und Linkspartei den Landesverfassungsschutz
       auflösen, die Piraten ihn wenigstens „überdenken“. Die Grünen schlagen vor,
       ihn durch eine unabhängige Dokumentationsstelle zu ersetzen, die
       Informationen über demokratiefeindliche Bestrebungen sammelt. Eine neue
       Landeszentrale für politische Bildung wünschen sich alle außer der
       Schwarz-Gelb-Koalition, die sie abgeschafft – und dem Verfassungsschutz die
       Aufklärung übertragen hatte.
       
       Eine Kennzeichnungspflicht für PolizistInnen sowie eine Beschwerdestelle
       für BürgerInnen fordern Grüne wie Linkspartei. Die SPD will davon nichts
       wissen, genau wie die CDU.
       
       Und das empfiehlt die Partei Bibeltreuer Christen (PBC): „Das Gebet ist das
       beste Mittel, um einen Zerfall von Sitte und Moral in unserem Volk
       aufzuhalten.“
       
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       Die CDU will die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Agrarbranche
       stärken. Dass ihre Direktkandidaten dafür ausnahmslos Ja zum Anbau
       genmanipulierter Organismen sagen, findet keinen Niederschlag im Programm –
       so machen die das also. Ganz offen drängt die FDP auf die Anwendung grüner
       Gentechnik. SPD, Linke und Piraten lehnen das so kategorisch ab wie die
       Grünen.
       
       Deren Landwirtschaftsprogramm versucht, Produzenten- und Verbraucherschutz
       zu harmonisieren. Flächenfraß und Bioförderung, Dörfersterben und
       Haltungsbedingungen, Qualitäts- und Umweltauflagen sind zusammengedacht.
       Unterbelichtet bleibt das Verbraucherschutz-Thema bei SPD, CDU und Piraten,
       während die FDP es strategisch einsetzt, etwa wenn sie die Kennzeichnung
       von GVO-Lebensmitteln fordert – deren Zulassung implizit gefordert ist.
       
       Der Linken gelingen spezifische Akzente – wie die Idee, bäuerliche
       Sozialbeiträge an die Einkommen statt weiter an die bewirtschaftete Fläche
       zu koppeln (was Weidehaltung benachteiligt, Mäster begünstigt).
       
       Und das blökt DIE FREIHEIT: „Den Verkauf von Halal-Produkten lehnen wir
       ab.“
       
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       In einem sind sich alle einig: Sie wollen, dass der strahlende Müll aus dem
       ehemaligen Salzbergwerk Asse zurückgeholt wird. In der Gorleben-Frage
       gibt’s schon mehr Differenzen: Die FDP hält die Suche nach einem Endlager
       für hochradioaktive Abfälle dort für erfolgversprechend. Grüne und CDU
       plädieren für eine „ergebnisoffene Suche“, bei der sich Gorleben durch
       geologische Gründe schon disqualifizieren würde. SPD, Piraten und Linke
       fordern ein sofortiges Aus der Erkundung im Wendland.
       
       Für eine Vertiefung der Elbe zum Hamburger Hafen sprechen sich FDP und CDU
       aus, letztere macht aber die garantierte Deichsicherheit zur Bedingung. SPD
       und CDU halten eine Fortsetzung der Küstenautobahn A 20 für sinnvoll, Grüne
       und Linke nicht. Die Gasgewinnung durch Fracking schließen CDU, SPD und FDP
       nicht aus.
       
       Und die Freien Wähler möchten erst mal die Frage stellen, „ob, inwieweit,
       in welchem Zeitraum und mit welchen Konsequenzen (für die Region) eine
       100-prozentige Deckung des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien
       möglich/überhaupt umsetzbar ist.“
       
       18 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
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