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       # taz.de -- Umgebung des Retro-Schlosses: Trostloses Pflaster
       
       > Die Gestaltung des Berliner Schlossumfeldes ist entschieden, aber die
       > Jury verlangt Nachbesserungen am Siegerentwurf, der einen kargen
       > Schlossplatz vorsieht.
       
   IMG Bild: Sieht öde aus: Der Entwurf für Berlins Retro-Schloss.
       
       Das künftige Berliner Schloss – genannt Humboldtforum – soll rundum
       zugepflastert werden. Eine Jury entschied am Dienstagabend den Wettbewerb
       zur Gestaltung des Schlossumfelds. Sieger ist das Büro bbz
       landschaftsarchitekten, das fast den ganzen Schlossplatz im Süden des
       Areals versiegeln will.
       
       Nicht nur an dieser Stelle meldete die Jury Änderungswünsche an. „Der
       Entwurf ist hier etwas schwach inspiriert, das ist nicht genug für Berlins
       wichtigsten Platz“, sagte der CDU-Abgeordnete Stefan Evers, eines von 13
       Jurymitgliedern, der taz. Eine Rekonstruktion des alten Schlossplatzes
       müsse möglich sein – sprich: die Rückführung der historischen
       Rossebändiger-Skulpturen und des Schlossbrunnens, der seit Jahrzehnten als
       Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus steht.
       
       Ohnehin war die Jury offenbar nicht einhellig von den vorgestellten Plänen
       begeistert: Laut Tagesspiegel stimmten fünf Juroren für den Entwurf des
       zweitplatzierten Büros WES LandschaftsArchitektur Kraft. Auch
       Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und Kulturstaatssekretär André Schmitz
       hätten wohl den unterlegenen Entwurf favorisiert, so das Blatt. Dennoch gab
       sich Lüscher am Mittwoch zufrieden: Der Entwurf von bbz sei „eine Arbeit,
       deren Dimensionierung des öfffentlichen Raumes überzeugt, die sich
       zeitgenössisch mit den historischen Spuren auseinandersetzt und zum
       Lustgarten vermittelt.“
       
       Hier, zur Karl-Liebknecht-Straße hin, erinnert der Siegerentwurf mit
       schmalen Grünstreifen nahe der Fassade an die einstigen Schlossterrassen.
       Eine Baumgruppe markiert den früheren „Apothekerflügel“, im Südosten
       bezeichnet eine Trauerweide den Ort des Schlossgartens und einige Bäume im
       Südwesten die historischen Bauten am Platzrand. Ansonsten dominiert grauer
       Stein: Der Schlossplatz im Süden soll „hart und urban“ gepflastert und mit
       riesigen Sitzbänken versehen werden.
       
       Hier war der zweitplatzierte Entwurf historisch „korrekter“: Er wollte den
       Schlossbrunnen an seinen alten Platz rücken. Ansonsten habe er sich aber
       nicht an der Geschichte des Areals orientiert, so Evers. Die Jury habe sich
       daher für das Modell entschieden, dass sich mit den historischen
       Gegebenheiten auseinandersetze. „Ich hätte allerdings auch mit dem zweiten
       Entwurf leben können“, so der CDUler.
       
       Für Antje Kapek, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der
       Grünen-Fraktion, ist das größte Manko des Wettbewerbs, dass er nur die
       Vorplätze um das Schloss, aber nicht den Straßenverlauf berücksichtigt.
       „Schon jetzt drängen sich die Touristenströme zwischen Dom und
       Schlossplatz.“ Damit hier kein Dauerstau entsteht, plädiert Kapek für eine
       verkehrsberuhigte Zone.
       
       16 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
       ## TAGS
       
   DIR Potsdam
       
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