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       # taz.de -- KOMMENTAR ENQUETEKOMMISSION: Das Wachstum der Zweifel
       
       > Ein überparteilicher Konsens in der Enquetekommission ist nicht in Sicht.
       > Doch sie zeigt Uneinigkeit im bürgerlichen Lager und Übereinstimmung bei
       > der Opposition.
       
       Es sind die wirklich großen Fragen, mit denen sich die sogenannten
       Enquetekommissionen des Bundestages beschäftigen. Fern von Tagespolitik und
       Parteitaktik sollen Parlamentarier und Wissenschaftler gemeinsam Probleme
       analysieren und Lösungen erarbeiten.
       
       Legt man diesen Maßstab an, ist die Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand,
       Lebensqualität“ gescheitert. Ein überparteilicher Konsens ist nicht in
       Sicht; eine zentrale Arbeitsgruppe zum Stellenwert von Wachstum in
       Wirtschaft und Gesellschaft brachte keine einzige gemeinsame Zeile
       zustande, sondern nur zwei unterschiedliche Entwürfe von Regierungs- und
       Oppositionsfraktionen.
       
       Erkenntnisreich sind die Ergebnisse dennoch. Zum einen zeigen sie, dass
       Zweifel am Wachstumsdogma mittlerweile Mainstream sind. Weite Teile von
       Politik und Wissenschaft teilen die Einschätzung, dass das
       Bruttoinlandsprodukt allein kein sinnvoller Indikator für Wohlstand ist.
       Selbst einige von der Union benannte Experten mochten das Wachstumsdogma,
       an dem vor allem die FDP hängt, nicht mittragen – und sorgten dafür, dass
       der Bericht der Regierungsfraktionen zunächst keine Mehrheit fand.
       
       Während das bürgerliche Lager also seine Uneinigkeit in wichtigen
       wirtschaftlichen Fragen zur Schau stellte, wirkte die Enquetekommission auf
       der Oppositionsseite genau umgekehrt: Der Wachstumsbericht, den SPD, Grüne
       und Linke gemeinsam verfasst haben, zeigt ein erstaunliches Maß an
       Übereinstimmung in wichtigen wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen.
       
       Mit gemeinsamen Analysen der Vergangenheit und konkreten Vorschlägen für
       die Zukunft liest sich das 100-seitige Dokument wie die Blaupause für einen
       rot-rot-grünen Koalitionsvertrag. Zumindest hier scheint der Verzicht auf
       parteitaktische Zwänge funktioniert zu haben.
       
       14 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
   DIR Enquete-Kommission
   DIR Wohlstand
       
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