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       # taz.de -- Kampfeinsatz in Mali: Keine Truppen der UN
       
       > Der UN sendet Militärausbilder früher nach Mali als geplant. Afrikanische
       > und europäische Länder sowie die USA unterstützen den französischen
       > Militäreinsatz aktiv.
       
   IMG Bild: Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (l.) verteidigt Frankreichs Militäreinsatz: Frankreich habe „konsequent und richtig gehandelt“.
       
       BAMAKO/HAMBURG/BERLIN/BRÜSSEL dapd/dpa/afp | Die Europäische Union will
       sich auch nach dem militärischen Eingreifen Frankreichs in Mali nicht an
       einem Kampfeinsatz in dem Krisenstaat beteiligen. Die EU halte an ihren
       Plänen für eine Ausbildungsmission für die malische Armee fest, sagte der
       Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel.
       
       Die Pläne sollten nicht geändert werden, ein EU-Kampfeinsatz sei
       ausgeschlossen. Die EU hatte bereits im vergangenen Jahr eine
       Ausbildungsmission für die malische Armee beschlossen, aufgrund der sich
       zuspitzenden Lage in dem westafrikanischen Land sollen die Planungen dafür
       nun beschleunigt werden.
       
       Der Einsatz könne wahrscheinlich „in der zweiten Februarhälfte oder Anfang
       März“ beginnen, sagte der Ashton-Sprecher. „Die Trainingsmission hat immer
       noch Sinn. Es ist jetzt sogar noch drängender, unseren Einsatz zu
       beginnen.“ Die EU will rund 250 Ausbilder entsenden.
       
       Kampfflieger griffen die Aufständischen am Sonntag in der Stadt Gao an. Das
       französische Verteidigungsministerium teilte mit, die Flugzeuge hätten in
       der Nähe der Bezirkshauptstadt zahlreiche Ziele identifiziert und zerstört,
       darunter den Flughafen sowie von den Aufständischen genutzte
       Ausbildungszentren und Lagerhäuser. Zugleich räumten Militärvertreter ein,
       die [1][Rebellenkämpfer seien besser ausgerüstet] und trainiert als
       erwartet.
       
       Die Islamisten verfügen vor allem über Waffen aus dem Arsenal des früheren
       libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi und über erbeutete Ausrüstung der
       malischen Streitkräfte. Ein Befehlshaber der Rebellen in Goa bestätigte die
       Angriffe und warnte, sie hätten keinen Effekt, da seine Einheiten ständig
       in Bewegung seien. Die Kampflust der Islamisten sei durch den Beschuss noch
       gestärkt worden, sagte er.
       
       [2][Mehr als 400 französische Soldaten] sind laut Verteidigungsminister
       Jean-Yves Le Drian bereits nach Mali verlegt worden, um Regierungstruppen
       im Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Außenminister Laurent Fabius
       sagte, die Offensive der Islamisten sei gestoppt worden. „Es ist uns
       gelungen, die Terroristen abzublocken“, sagte Fabius.
       
       ## Die Unterstützung der anderen
       
       Großbritannien will den Franzosen logistisch beistehen. Die Regierung in
       London werde zwei große Transportflugzeuge in die Region schicken, sagte
       Afrika-Minister Mark Simmonds dem Sender Sky News. Möglicherweise würden
       sich die Briten auch in europäischer Zusammenarbeit an der Ausbildung der
       malischen Streitkräfte beteiligen, sagte Simmonds. Eigene Kampftruppen will
       das Land aber nicht entsenden.
       
       Die afrikanischen Nachbarn Niger, Burkina Faso, Senegal und Nigeria
       stimmten zudem der Entsendung von Soldaten zu. Am Sonntag sollten die
       ersten afrikanischen Truppen, darunter jeweils bis zu 500 Soldaten aus
       Burkina Faso und Niger, in Mali eintreffen, berichtete das Staatsfernsehen.
       
       Die USA wollen Frankreich ebenfalls beim Transport und bei der
       Kommunikation unterstützen. Für Deutschland stehe ein Einsatz von
       Kampftruppen in Mali hingegen nicht zur Debatte, teilte Bundesaußenminister
       Guido Westerwelle (FDP) mit.
       
       Aus der Sicht der SPD sollte Deutschland Frankreich beim Militäreinsatz in
       Mali unterstützen. Der verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion,
       Rainer Arnold, sagte am Montag dem Hörfunksender NDR Info, im Falle einer
       Anfrage sollte die Bundesrepublik ernsthaft etwa über logistische Hilfe
       debattieren. Es sei falsch – wie Außenminister Westerwelle – reflexhaft
       alles auszuschließen. Für Frankreich sei dies die Nagelprobe für eine
       gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik.
       
       ## Soldatenausbildung möglich
       
       Aus bündnispolitischen Gründen müsse Deutschland deshalb darüber
       nachdenken, gemeinsam mit Frankreich etwa malische Soldaten auszubilden,
       schlug Arnold vor. Voraussetzung sei, dass es nicht zu einem Kampfeinsatz
       komme. Klar sei aber auch, dass niemand deutsche Kampftruppen nach Mali
       entsenden wolle.
       
       Auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière schließt einen Kampfeinsatz
       deutscher Soldaten in Mali aus. Über eine mögliche Beteiligung Deutschlands
       an einer Ausbildungsmission sei noch keine Entscheidung gefallen, sagt der
       CDU-Politiker am Montag im Deutschlandfunk. Erste Planungen gebe es aber
       bereits. Bevor deutsche Ausbilder in das afrikanische Krisenland geschickt
       werden könnten, benötige man politischen Konsens über das Engagement der
       internationalen Gemeinschaft in Mali.
       
       Die Gefahr einer Verwicklung solcher Ausbilder in bewaffnete Einsätze
       schloss der Minister aus. Das zivilmilitärische Konzept sehe vor, dass
       deutsche Truppen nicht an der bewaffneten Rückeroberung des Nordens
       beteiligt würden. De Maizière lobte jedoch die Entscheidung Frankreichs,
       die Offensive der Islamisten im Wüstenstaat militärisch zu stoppen.
       
       Gegebenenfalls will die Bundesregierung auch prüfen, ob sie logistische
       Unterstützung bieten kann, etwa mit Flugzeugen für die westafrikanische
       Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas zum Transport von Truppen.
       Transportkapazitäten in Afghanistan, im Kosovo und im Grundbetrieb zu Hause
       seien jedoch gebunden, sagte de Maizière.
       
       ## Drei Kinder ertrunken
       
       Genaue Opferzahlen der Kämpfe waren zunächst nicht bekannt. Laut dem
       malischen Staatsfernsehen kamen jedoch in Konna mindestens elf Zivilisten
       ums Leben. Darunter seien auch drei Kinder gewesen, die sich bei einem
       Luftangriff in einen Fluss stürzten und ertranken, sagte der Bürgermeister
       der umkämpften Stadt.
       
       Das westafrikanische Mali war nach einem Putsch im März vergangenen Jahres
       ins politische Chaos gestürzt. [3][Die islamistische Gruppe Ansar Dine]
       übernahm die Kontrolle über den Norden des Landes und führte dort das
       islamische Rechtssystem, die Scharia, ein. In den vergangenen Monaten
       rückten die Kämpfer immer weiter nach Süden vor. Frankreich hatte daraufhin
       am Freitag kurzerhand einen Militäreinsatz beschlossen.
       
       Malische Islamisten haben am Montag die Stadt Diabali, 400 Kilometer
       nördlich der Hauptstadt Bamako, erobert. In die Stadt seien „viele
       Islamisten“ eingerückt, nachdem sie sich am Morgen einen Schusswechsel mit
       malischen Regierungssoldaten geliefert hätten, sagte der Kommunalpolitiker,
       der nicht namentlich genannt werden wollte, in einem Telefonat mit der
       Nachrichtenagentur afp. Die französische Regierung bestätigte die Eroberung
       der Stadt durch Islamisten.
       
       14 Jan 2013
       
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