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       # taz.de -- SPD-Rechte beklagen Medienkampagne: „Scheinheilig und lächerlich“
       
       > Der Seeheimer Kreis, Flügelorganisation der SPD-Rechten, hat die
       > Schuldigen für Peer Steinbrücks Imageprobleme gefunden: die Medien.
       
   IMG Bild: Hat in diesen Tagen wohl keine Freude bei der Zeitungslektüre: Peer Steinbrück.
       
       BERLIN taz | Es gehört zu den ungeschriebenen medialen Gesetzen, dass
       Journalisten Politiker kritisieren dürfen, dies umgekehrt aber unüblich
       ist. Es gilt bestenfalls als Zeichen von Nervosität oder gar als
       übergriffig. Beim „Seeheimer Kreis“, namentlich Petra Ernstberger, Johannes
       Kahrs und Carsten Schneider liegen angesichts der Schlagzeilen über Peer
       Steinbrück offenbar die Nerven blank. „Es reicht!“, so ist der
       [1][Brandbrief] übertitelt, in dem die drei SPD-Konservativen Steinbrück
       verteidigen und sich die Medien vorknöpfen.
       
       „Seitdem Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD fest steht hat es
       fortdauernde Versuche gegeben, seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Stets
       hat Peer Steinbrück zu allen Fragen offen und ehrlich Stellung genommen,
       die von einigen erhofften Skandale blieben aus“ so die Analyse des Trios.
       
       Die Debatte um die Nebeneinkünfte des Kanzlerkandidaten sei „scheinheilig“,
       weil Steinbrück alles auf Euro und Cent offengelebt habe, wogegen sich „die
       Kanzlerin und ihre schwarz-gelbe Koalition im Bundestag“ wehren. Als
       „Höhepunkt der Peinlichkeit“ erscheint dem Trio, dass „nach den Preisen von
       Weinflaschen und Zimmertemperaturen im Hause Steinbrück“ gefragt wurde:
       „Einfach nur lächerlich!“
       
       Richtig sauer macht die drei Bundestagsabgeordneten, dass das Handelsblatt
       kritisierte, dass Steinbrück sich im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp für die
       Befreiung des Konzern von der Ökosteuer stark gemacht hat. Das, so die drei
       empört, „schlägt dem Fass den Boden aus!“. Steinbrück habe damit nur „die
       vornehmste Pflicht jedes Bundestagsabgeordneten erfüllt, die
       wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die darauf gründende soziale
       Stabilität unseres Landes zu wahren.“
       
       Die Befreiung von energieintensiven Unternehmen habe schon die rot-grüne
       Bundesregierung unter Gerhard Schröder betrieben. Kritiker hatte Steinbrück
       eine unzulässige Vermischung von seinen Rollen als Politiker und Mitglied
       des Aufsichtsrates vorgehalten.
       
       ## Appell an die Medienlandschaft
       
       Peer Steinbrück war noch Anfang 2011 einfacher SPD-Bundestagabgeordneter
       und Ex-Minister, dem in der SPD noch kaum jemand eine politische Zukunft
       zutraute. Dass er Teil der Troika mit SPD-Chef Sigmar Gabriel und
       Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wurde, verdankte sich auch Medien wie
       dem Spiegel, die Steinbrück als einzigen Sozialdemokraten in Szene setzten,
       der Angela Merkel gefährden könne.
       
       Dass von den Medien nun Sperrfeuer kommt, die Steinbrücks Aufstieg zum
       Kanzlerkandidaten beförderten, erzürnt die drei Sozialdemokraten besonders:
       „Es sind dieselben Medien, zum Teil sogar dieselben Personen, die ihm noch
       vor wenigen Monaten wegen seiner offenen und ehrlichen Sprache
       Szenenapplaus spendeten.“
       
       Und: „Wir appellieren an die deutsche Medienlandschaft, sich wieder auf die
       Sachebene zu begeben. Es mag reizvoll sein, mit Politikern im Aufzug nach
       oben und anschließend nach unten zu fahren. Die aktuelle, an
       Kampagnenjournalismus grenzende Berichterstattung kann jedoch dazu
       beitragen, dass immer weniger in diesen Fahrstuhl einsteigen. Nochmal, Es
       reicht!“
       
       9 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.seeheimer-kreis.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Reinecke
       
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