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       # taz.de -- Gebrauchte Konsolen-Games: Sony verdongelt die Gamer-Szene
       
       > Der Wiederverkauf gebrauchter Konsolenspiele ist ein Milliardengeschäft.
       > Die Hersteller gehen leer aus. Sony sucht jetzt nach technischen
       > Lösungen.
       
   IMG Bild: Gebrauchte Konsolenspiele günstig kaufen: Für Spiele eine Freude, für Sony ein Gräuel.
       
       BERLIN taz | Videospiele auf DVD sind erstaunlich kundenfreundlich: Im
       Gegensatz zu Musikstücken, Filmen, E-Books oder Apps, die per
       Internet-Download erworben wurden, lassen sie sich nach Gebrauch problemlos
       an Freunde verschenken, per Online-Auktion an andere Menschen verkaufen
       oder in den Laden tragen, um damit etwas Geld zu verdienen. Dem
       physikalischen Datenträger, den man kauft und besitzt, sei Dank. Bei den
       meisten Online-Medientiteln erwirbt man dagegen nur eine virtuelle Lizenz.
       
       Der organisierte Handel mit gebrauchten Spielen ist mittlerweile ein
       Milliardengeschäft geworden: Eine Kette wie [1][Gamestop] macht mehr als
       die Hälfte ihres Gewinns mit dem Handel gebrauchte Games. Der
       Spieleindustrie schmeckt das selbstverständlich nicht: Während sich Kunden
       freuen, Spiele etwas billiger zu bekommen oder aber wieder loszuwerden,
       wenn sie ausgezockt sind, sehen Entwickler und Konsolenhersteller von dem
       Gebrauchtverkauf keinen Cent.
       
       Denis Dyack, Chef des kanadischen Publishers [2][Silicon Knights] („X-Men:
       Destiny“) findet dazu [3][drastische Worte]: „Wenn es bei den gebrauchten
       Spiele so weitergeht wie bisher, werden wir kannibalisiert und dann wird es
       bald keine Industrie mehr geben.“ Verbraucherschützer sehen das anders: Die
       Möglichkeit, im Internet-Geschäft den Gebrauchtmarkt zu unterdrücken,
       scheine den Anbietern wohl zu Kopf gestiegen zu sein, argumentieren sie.
       Der einmalige Verkauf des dinglichen Datenträgers reiche ihnen nicht.
       
       ## RFID-Chips als Lösungsidee
       
       Beim Playstation-Hersteller Sony will man den Gebrauchthandel nun mit
       technischen Methoden unterdrücken. Dafür spricht zumindest ein soeben
       veröffentlichter [4][Patentantrag] für ein sogenanntes Electronic Content
       Processing System inklusive passender Verpackung elektronischer Inhalte und
       einem „Nutzungsfreigabe-Apparat“. Die von Hidehiro Inooka für Sony Computer
       Entertainment entwickelte Technik soll in den USA und vermutlich auch in
       Europa geschützt werden und für eine spezielle Markierung von
       physikalischem Medien und DVD-Hülle sorgen.
       
       Diese kann beispielsweise aus einem RFID-Chip bestehen, der sich per Funk
       auslesen lässt. Legt man den Datenträger ein, wird dieser mit der Konsole
       abgeglichen und eine Datenbank befragt, ob das Spiel denn überhaupt
       wiedergegeben werden kann. In der Praxis würde das dann bedeuten, dass sich
       ein physikalischer Datenträger nur mit einer (oder einigen wenigen)
       Konsolen nutzen lässt.
       
       Auch eine Verdongelung von DVD und Hülle wäre machbar: Dann arbeitet ein
       Spiel beispielsweise nicht, wenn nur die DVD vorhanden ist und nicht die
       Hülle. Ist RFID nicht vorhanden, könnten Identifizierungsmerkmale auch per
       Kamera eingeholt werden. Selbst an biometrische Technologien wie den Scan
       der Iris des Spielers denkt Sony offenbar. Zudem könnten die
       Abspielvorgänge einer DVD gezählt werden.
       
       ## Unklar, ob die Technik wirklich kommt
       
       Die Erfindung mit der europäischen Patentnummer US2013007892 ist nicht die
       erste technische Entwicklung bei Sony, die den Kopierschutz von Spielen auf
       die Spitze treibt: Ein [5][älteres Patent] spricht von der Erfassung des
       Spielers durch biometrische Merkmale. Dadurch könnte man dann
       beispielsweise sicherstellen, dass nur der eigentlich Käufer ein Spiel
       nutzen darf.
       
       Bei all dem Wirbel, den beide Patente in der Gamer-Szene auslösten, muss
       man allerdings bedenken, dass sich Großunternehmen zahlreiche Technologien
       eintragen lassen, ohne diese jemals in die Realität umzusetzen. Ob es also
       tatsächlich zu solchen Maßnahmen kommt - etwa bei der nächsten Playstation
       - ist noch unklar.
       
       Michael Pachter, Börsenanalyst bei Wedbush Morgan, [6][glaubt nicht], dass
       Sony das wagen würde, weil es zu einem Aufschrei unter den Spielern führen
       würde. Das sei ähnlich wie das umstrittene Copyright-Gesetz "SOPA". An der
       Börse nutzte das dem Gebrauchtanbieter Gamestop indes nichts: Die Aktie
       ging [7][um 1,57 Dollar] in die Knie, gewann dann aber später wieder
       leicht.
       
       6 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.gamestop.de
   DIR [2] http://en.wikipedia.org/wiki/Silicon_Knights
   DIR [3] http://www.gamesindustry.biz/articles/2012-03-27-pre-owned-increases-cost-of-games-cannibalizes-industry-says-dyack
   DIR [4] http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/biblio?DB=worldwide.espacenet.com&II=0&ND=3&adjacent=true&locale=en_EP&FT=D&date=20130103&CC=US&NR=2013007892A1&KC=A1
   DIR [5] /Patent-von-Microsoft/!105157/
   DIR [6] http://www.eurogamer.net/articles/2013-01-04-analysts-doubt-sony-will-risk-gamer-backlash-with-anti-used-game-tech-for-ps4-as-gamestop-shares-fall
   DIR [7] http://www.complex.com/video-games/2013/01/gamestop-stock-prices-tumble-after-sony-announces-pre-owned-game-blocking-tech
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ben Schwan
       
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