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       # taz.de -- Kommentar FDP-Führungsstreit: Showdown vor der Wahl
       
       > Die Niedersachsen-FDP fürchtet nichts so sehr wie einen Streit um ihren
       > Vorsitzenden Rösler. Dabei könnte er die Partei wieder ins Parlament
       > bringen.
       
   IMG Bild: Die Spitzenkandidat Oberbürgermeister von Hannover Stephan Weil (SPD, l.) und Ministerpräsident von Niedersachsen David McAllister
       
       Alles kam anders als geplant: Der Jahreswechsel sollte für die
       niedersächsische FDP zum Auftakt in den Wahlkampf zum Landtag werden, der
       am 20. Januar gewählt wird. Elan und Optimismus sind jetzt aber auf der
       Strecke geblieben, stattdessen gibt es erneut eine handfeste
       Personaldebatte um die Bundesspitze.
       
       FDP-Präsidiumsmitglied Dirk Niebel greift Parteichef Philipp Rösler
       öffentlich an, Schleswig-Holsteins Fraktionschef Wolfgang Kubicki sieht gar
       die Existenz der Partei bedroht. Das traditionelle Dreikönigstreffen der
       Liberalen am Sonntag in Stuttgart – exakt zwei Wochen vor der Wahl in
       Röslers Heimat – droht zum offenen Showdown zu werden.
       
       Das dürfte das Schreckensszenario von Niedersachsens FDP-Strategen sein.
       Die Personalquerelen im Bund will man dort tunlichst aus dem Wahlkampf
       heraushalten. Die Wahl sei eine Abstimmung über die Niedersachsen-FDP,
       nicht über den Parteichef, ist die Losung, die Liberale in Hannover seit
       Monaten stoisch ausgeben.
       
       Sorgen hat man hier genug mit sich selbst: Für die FDP geht es weniger um
       den Wiedereinzug in ein schwarz-gelbes Landeskabinett als um den ins
       Parlament. Seit Monaten klebt sie in Umfragen unter der Fünfprozenthürde.
       Slogans wie „Finger weg vom Gymnasium“ oder „Mittelstand stärken“ wollen
       nicht so recht zünden. Spitzenkandidat Stefan Birkner, der Rösler vor gut
       einem Jahr als FDP-Landeschef folgte, bleibt blass. Auch die zehn Jahre,
       die CDU und FDP mittlerweile weitgehend harmonisch regieren, schlagen nicht
       positiv zu Buche.
       
       ## Vier statt drei Prozent
       
       Und so müht sich die Niedersachsen-FDP, den Eindruck der Loyalität mit
       Rösler zu wahren, der Hannover einst verließ, um die Partei als Nachfolger
       von Guido Westerwelle an der Bundesspitze zu retten. Die Attacken mitten in
       Wahlkampfzeiten nennt man „völlig deplatziert“. Vorsorglich wurde Rösler
       schon vor Monaten zum Niedersachsen-Spitzenkandidaten für die
       Bundestagswahl aufgestellt. Dass der Rückhalt auch in Röslers Heimat
       bröckelt, klingt nur gelegentlich an. Etwa wenn Birkner in Sachen
       Mindestlohn einen „entspannteren“ Umgang fordert – und konstatiert, faire
       Löhne müssten auch Ziel der FDP sein.
       
       Für den Landtagswahlkampf aber hat man Rösler fest eingeplant: Ab kommende
       Woche wird der Bundeschef durchs Land tingeln. Absetzbewegungen wie in
       Bayern, wo die FDP mit Blick auf die Landtagswahl im Herbst erst gar nicht
       mehr mit Rösler plant, will man nicht aufkommen lassen.
       
       Was Niedersachsens Parteistrategen dabei allerdings nicht sehen: Womöglich
       ist es ausgerechnet die von ihnen so gefürchtete Debatte um den notorisch
       erfolglosen Parteichef, die sie am Ende doch noch in den Landtag in
       Hannover fegen könnte. Erst gestern prognostizierte die neueste NDR-Umfrage
       den Liberalen erstmals seit Monaten den Hauch eines Aufschwungs in der
       Wählergunst – vier statt drei Prozent. Erhoben wurde das Stimmungsbild just
       in den Tagen, als das öffentliche Sägen an Röslers Stuhl einsetzte.
       
       4 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Teresa Havlicek
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