# taz.de -- Kommentar Klimawandel: Wenn die Versicherung nicht hilft
> Versicherungskonzerne entwickeln heute neue Produkte für Klimaschäden. Ob
> sich das rechnen wird? Deutlich wird nur das Scheitern der Klimapolitik.
Der Klimawandel ist unsichtbar? Keineswegs: Zwar sind Kohlendioxid-Moleküle
nicht zu sehen, aber ein Blick in den alljährlichen Bericht über
Naturkatastrophen genügt ja auch: Seit Jahren warnt der
Versicherungskonzern Münchener Rück vor den Folgen des Klimawandels und
dokumentiert, wie die „Wetter-Extremereignisse“ zunehmen.
Das Engagement des Versicherungskonzerns zeigt aber auch das Scheitern der
internationalen Klimapolitik. Denn die Statistiken belegen nicht nur, dass
die Schäden aus Hochwasser, Stürmen und Dürren tendenziell immer weiter
steigen. Sie dokumentieren auch, dass die Politik es nicht schafft, gerade
die Verwundbarsten zu schützen: die Armen, die auch noch steigenden
Meeresspiegeln, versalzenden Feldern oder zerstörten Ernten ausgesetzt
sind. Sie werden zu Fußnoten der Schadensberichte, weil sie keine großen
Werte besitzen und sich keine Versicherungen leisten können.
Auch die Geschäftspolitik der Versicherer ist ein Beleg für das Versagen
der großen Klimapolitik. Denn inzwischen entwickeln die Konzerne neue
Finanzprodukte, die gegen Klimaschäden vorsorgen sollen. Zum ersten Mal hat
bei der Klimakonferenz in Doha im Dezember die Staatengemeinschaft
beschlossen, nicht nur über Emissionsreduzierungen zu verhandeln oder sich
um die Anpassung an den Klimawandel zu kümmern – sondern auch zu regeln,
wer für welche Klimaschäden entschädigt werden kann.
Die Versicherer sehen hier ein neues Geschäftsfeld, aber ob sich das
rechnet, weiß niemand. Die Armen haben oft nicht genug Geld für wirksamen
Schutz. Aber auch die reichen Länder stehen vor einem ökonomischen
Desaster, wenn der Klimawandel die Bilanz verhagelt. Die Bauern im
Mittleren Westen der USA können davon leidvoll berichten. Da hilft auf
Dauer auch keine noch so gute Versicherung.
3 Jan 2013
## AUTOREN
DIR Bernhard Pötter
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