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       # taz.de -- Vergewaltigung in Indien: Weitere Proteste in Neu Delhi
       
       > Zur Überführung und Einäscherung der Leiche der jungen Frau, die Opfer
       > einer brutalen Vergewaltigung wurde, äußern Politiker wie Bürger
       > Sympathie und Protest.
       
   IMG Bild: Menschen in Neu Delhi zeigen Wut und Solidarität mit großflächigen gemeinsamen Zeichnungen.
       
       NEU DELHI dpa | Die Leiche der von mehreren Männern vergewaltigten Inderin
       ist am Sonntagmorgen nach Neu Delhi zurückgebracht und eingeäschert worden.
       Der Sarg sei in einer von der Regierung gemieteten Chartermaschine aus
       Singapur überführt worden, sagte ein Sprecher der Polizei.
       
       Dort war die 23-Jährige in einer Spezialklinik behandelt worden, aber
       schließlich ihren schweren inneren Verletzungen erlegen. Ihr 13 Tage
       währender Überlebenskampf hatte in Indien Wut und Schamgefühle ausgelöst.
       Am Samstag trauerten tausende Menschen öffentlich und demonstrierten für
       mehr Frauenrechte. Auch am Sonntag wurden wieder Proteste erwartet.
       
       Sowohl Premierminister Manmohan Singh als auch die Chefin der regierenden
       Kongresspartei, Sonia Gandhi, waren am Flughafen, als die Chartermaschine
       eintraf, wie der staatliche Rundfunksender AIR berichtete. Mit an Bord der
       Air-India-Maschine waren auch die Eltern der Toten sowie zwei Brüder, die
       alle in den letzten Stunden bei der Studentin gewesen waren. Die letzten
       Riten empfing die 23-Jährige laut dem Radiosender an ihrem einstigen
       Wohnort in Neu Delhi, ehe sie zum Krematorium gebracht wurde.
       
       Die junge Frau war am 16. Dezember in Neu Delhi von mehreren Männern in
       einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange malträtiert und nackt aus dem
       fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Die sechs Tatverdächtigen sollen des
       Mordes angeklagt werden. Ihnen droht die Todesstrafe. Bis zum Donnerstag
       will die Polizei das Anklageprotokoll ausfüllen. Ehe die schwer verletzte
       Frau nach Singapur geflogen worden war, hatten Ermittler sie befragt. Diese
       Aussagen sollen vor Gericht verwendet werden.
       
       Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drückte sein „tiefes Bedauern“ über den
       Tod der Frau aus. Zugleich habe er das Verbrechen aufs Äußerste verurteilt,
       teilte ein Sprecher Bans mit. „Gewalt gegen Frauen darf nie hingenommen,
       nie entschuldigt, nie toleriert werden“, heißt es in der in der Nacht zum
       Sonntag in New York verbreiteten Erklärung.
       
       Die Hauptstadt Neu Delhi rüstete sich unterdessen für neue Proteste. Nach
       Polizeiangaben blieben das Regierungsviertel und das Wahrzeichen India Gate
       wieder weiträumig abgesperrt und zehn Metro-Stationen geschlossen. Für
       Gedenken und Proteste wurden zwei Plätze ausgewiesen. Am Samstag waren
       tausende Menschen überall in Indien friedlich auf die Straßen gegangen. In
       mehreren Städten zündeten sie Kerzen für das Opfer an.
       
       Bei den Protesten im Laufe des Sonntag gegen sexuelle Gewalt in Indien ist
       es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten
       gekommen. Der Nachrichtensender NDTV zeigte am Sonntag Bilder, auf denen
       einige aufgebrachte Menschen versuchten die Barrikaden der Beamten
       niederzureißen. Außerdem seien Steine in Richtung der Polizisten geflogen,
       berichtete ein Reporter. Hunderte trauerten allerdings friedlich um die
       23-Jährige.
       
       Am Samstag hatten alle führenden Politiker kondoliert und Maßnahmen
       versprochen, damit sich ein solcher Fall nicht wiederhole. So wird
       untersucht, ob in besonders schweren Vergewaltigungsfällen auch die
       Todesstrafe verhängt werden kann – diese Forderung war von zahlreichen
       Demonstranten erhoben worden. Auch sollen Vergewaltiger nicht mehr auf
       Kaution freikommen und besonders schnell vor Gericht gestellt werden.
       
       Für Vergewaltigungsopfer soll ab dem ersten Januar eine spezielle Hotline
       bei der Polizei eingerichtet werden. Außerdem soll es in der Hauptstadt
       mehr Beleuchtung geben und öffentliche Busse besser überwacht werden.
       Daneben versucht die Polizei, mehr Frauen für ihren Dienst auszubilden.
       
       30 Dec 2012
       
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