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       # taz.de -- Luftangriff in Syrien: Dutzende Tote vor einer Bäckerei
       
       > Bei einem Luftangriff auf die zentralsyrische Stadt Halfaya sterben
       > mindestens 60 Menschen. Sie standen in einer Schlange, um Brot zu kaufen.
       
   IMG Bild: Halfaya nach dem Luftangriff von Sonntag
       
       KAIRO/ DAMASKUS dpa | Bei einem Luftangriff auf eine Ortschaft in
       Zentralsyrien sind am Sonntag nach Oppositionsangaben mehrere Dutzend
       Zivilisten getötet worden. Wie die Organisation syrischer
       Menschenrechtsbeobachter berichtete, starben dabei vor einer Bäckerei in
       Halfaya mindestens 60 Menschen. Hunderte hätten vor dem Geschäft
       angestanden, um nach tagelang ausgebliebenen Mehllieferungen Brot zu
       kaufen, berichtete der Sender Al-Dschasira. Syrischen Aktivisten zufolge
       wurden bei dem Luftangriff viele Menschen schwer verletzt, 50 sollen sich
       noch am Sonntagabend in kritischem Zustand befunden haben.
       
       Auf im Internet veröffentlichten Videos war zu sehen, wie Menschen zu der
       zerstörten Bäckerei laufen, Trümmer von Leichen räumen und Verletzte
       wegbringen. Die Aufständischen hatten erst in der vergangenen Woche die
       Einnahme des Ortes gemeldet.
       
       Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte dem Regime von
       Präsident Baschar al-Assad bereits im Sommer Kriegsverbrechen vorgeworfen,
       weil ihre Truppen gezielt Menschen ins Visier nähmen, die wegen der
       schlechten Versorgungslage häufig in großer Zahl vor Bäckereien warteten.
       
       Nach Angaben der syrischen Menschenrechtsbeobachter kamen am Sonntag bei
       Kämpfen und Angriffen in Syrien insgesamt mehr als 180 Menschen ums Leben.
       Demnach handelte es sich neben den 60 vor der Bäckerei in Halfaya Getöteten
       um weitere 55 Zivilisten, 25 Aufständische und 41 Regierungssoldaten. Dem
       seit März 2011 andauernden Konflikt sind inzwischen mehr als 42 000
       Menschen zum Opfer gefallen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind auf der
       Flucht.
       
       Unterdessen kündigten radikale Islamisten an, nach einem Sturz von
       Präsident Baschar al-Assad in Syrien einen Gottesstaat errichten zu wollen.
       In einem Internetvideo verkündeten sie am Wochenende die Bildung einer
       Islamistenfront. Ihr Ziel sei eine islamische Gesellschaft, die nach den
       Regeln der Scharia regiert werde, nach islamischem Recht. Die im November
       von zahlreichen Oppositionsgruppen gegründete "Nationale Koalition"
       erkennen sie - anders als die internationale Staatengemeinschaft - nicht
       als legitime Vertreterin des syrischen Volkes an.
       
       Auch Dschihadisten gewinnen zunehmend an Einfluss. So hat sich im Norden
       des Landes wie auch im Großraum Damaskus die islamistische Al-Nusra-Front
       breitgemacht, die von der US-Regierung jüngst zur Terrororganisation
       erklärt wurde.
       
       Aus der Unruheprovinz Hama meldete sich nun eine weitere Rebellengruppe zu
       Wort und drohte zwei christlichen Ortschaften in der Region. In der
       Videobotschaft waren sieben bewaffnete Männer zu sehen, die schwarze
       Stirnbänder mit dem islamischen Glaubensbekenntnis trugen. Aus deren Mitte
       verlas ein bärtiger Mann eine Warnung an die Christen. Sollten sie
       Assad-Kämpfer nicht ausliefern, würden sie angegriffen, betonte er.
       
       Im Umland von Damaskus brachten Rebellen die Regierungstruppen weiter in
       Bedrängnis. Nach Oppositionsangaben eroberten sie am Sonntag einen
       Militärstützpunkt in der Nähe der Hauptstadt. Wie der Nachrichtensender
       Al-Dschasira unter Berufung auf die Freie Syrische Armee berichtete, hatte
       es zuvor heftige Kämpfe um das Lager unweit der Ortschaft Ras al-Ain
       gegeben.
       
       24 Dec 2012
       
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