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       # taz.de -- Social Networking: Rechte Umtriebe im CDU-Forum
       
       > Rassistische Parolen finden in CDU-nahem Internetforum Anklang. Kritiker
       > rechtsradikaler Sprüche wurden hingegen aus dem Forum ausgeschlossen
       
   IMG Bild: Like it or not: Herrn Weinbergs Partei muss sich von ein paar Leuten entfreunden.
       
       Nazi-Alarm in Hamburgs CDU: Weil auf der von Hamburger Parteimitgliedern
       ins Leben gerufenen Facebook-Gruppe „CDU Hamburg Mitglieder diskutieren“
       allzu offen rechtsradikale Parolen verbreitet wurden, musste sich nun sogar
       der Hamburger Parteivorsitzende Marcus Weinberg einschalten und dafür
       sorgen, dass ein durch besonders kräftige Parolen auffallender User aus den
       Forum ausgeschlossen wurde. Dieser hatte religiös motivierte Beschneidungen
       als „abartigen Kram“ verunglimpft, davor gewarnt „beim Judentum und den
       Moslems komplett zu Kreuze“ zu kriechen und über Frauen hergezogen, „die
       mit einer Burka durch die Gegend rennen und teilweise so eine Schweißfahne
       hinter sich her ziehen, dass mir schlecht wird“.
       
       Dass „diese menschenverachtenden Äußerungen durch Mitglieder der CDU über
       einen Zeitraum von sechs Wochen geduldet und von einigen sogar unterstützt
       wurden“, beklagen der Hamburg-Altonaer Bezirksabgeordnete Stephan Müller
       und sein Parteifreund Tomas Spahn. Als beide gegen die rechten Pamphlete
       aufbegehrten, flog nicht etwa der User mit dem radikalen Gedankengut aus
       dem Forum, sondern seine beiden Kritiker. Müller und Spahn haben nun eine
       Dokumentation der verbalen Umtriebe des Stephan M. der Staatsanwaltschaft
       und dem Verfassungsschutz übergeben. Sie sehen den „Tatbestand der
       Volksverhetzung“ erfüllt.
       
       Außer ihnen, beklagen die beiden, sei fast niemand aus der mehr als 120
       Mitglieder starken Facebook-Gruppe, der auch zahlreiche
       CDU-Bürgerschaftsabgeordnete angehören, gegen die antiislamischen und
       antisemitischen Beiträge eingeschritten. Im Gegenteil: Einzelne
       CDU-Funktionäre hätten deutliche Zustimmung signalisiert.
       
       Genannt wird da zum Beispiel die Vize-Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes
       Sülldorf/ Iserbrook, Karina Weber, die Stephan M. mehrfach beipflichtete.
       Webers politische Karriere begann 2001 als Sprecherin der vom
       Rechtspopulisten Ronald Schill geführten „Partei rechtsstaatliche
       Offensive“. Noch nach Schills Abgang betonte Weber ein „bekennender Fan“
       des Rechtsauslegers zu sein, später schloss sie sich dann der CDU an.
       
       Auch von dem Ortsvorsitzenden der CDU-Rahlstedt, dem altgedienten
       Bürgerschaftsabgeordneten Karlheinz Warnholz erwarten Müller und Spahn eine
       öffentliche Erklärung. Er soll sich ebenfalls hinter Stephan M. gestellt
       haben – so behauptet es M. selbst. Während sich Warnholz bislang nicht
       äußern mag, dringt aus der CDU-Landesgeschäftsstelle, es sei „gewagt“ wenn
       Vorwürfe gegen CDU-Politiker auf Grundlage „unklarer Äußerungen eines
       extremistischen Trolls“ formuliert werden.
       
       Die CDU hat inzwischen Konsequenzen gezogen. Der Administrator wurde
       ausgetauscht und durch ein Team unter Federführung von CDU-Sprecher Martin
       Wielgus ersetzt. Spahn und Müller wurden wieder im Forum aufgenommen,
       Stephan M. dafür ausgeschlossen. Zudem weist Parteichef Weinberg darauf
       hin, dass die Plattform kein offizielles Parteiforum, sondern „eine private
       Gruppe ist“. Eines sei aber klar: „Bei uns ist für Rassisten und
       Antisemiten kein Platz.“
       
       20 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR Hamburg
       
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