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       # taz.de -- Kommentar Prostitutionsgesetz: Razzien in Bordellen helfen wenig
       
       > Ein verschärftes Prostitutionsgesetz wird minderjährige Mädchen nicht
       > besser schützen. Und kriminellen Machenschaften kommt man so auch nicht
       > bei.
       
       Gibt es ein neues politisches Format, das Weihnachtsloch? Ähnlich dem
       Sommerloch mit seiner Themenarmut in der Ferienzeit?
       
       So jedenfalls muten die Debatten zum Prostitutionsgesetz an, die mit dem
       jüngsten „Tatort“ und der anschließenden Talkshow-Runde aufgeflammt sind.
       So wichtig eine Auseinandersetzung über das Rotlichtmilieu ist – Neues ist
       nicht zu hören.
       
       Bordelle und Wohnungen sollen stärker kontrolliert werden dürfen, heißt es.
       Jede Döner-Bude müsse mehr Auflagen erfüllen als Einrichtungen im
       Sexgewerbe, so der Tenor. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) plant
       schon länger, das Sexgewerbe stärker zu reglementieren. Das entsprechende
       Gesetz befindet sich in einem offenbar längeren Umlauf zwischen den
       Ressorts.
       
       Mit einem verschärften Gesetz, so heißt es auch, sollen vor allem die
       Zwangsprostitution eingedämmt und minderjährige Mädchen geschützt werden,
       die von ihren Familien zur Prostitution gezwungen werden. Kann das Gesetz
       das wirklich leisten?
       
       Wohl kaum. Prostitution und Zwangsprostitution sind zwei verschiedene
       Bereiche. Trotz der verbalen Ähnlichkeit gibt es massive Unterschiede:
       Erwachsene, die freiwillig Sexarbeit für Geld anbieten, können sich in der
       Regel selbstbewusst äußern und verteidigen. Aber nicht Frauen, Männer und
       Kinder, die von Menschenhändlern verkauft werden. Sie können sich kaum
       wehren, weil sie dann um ihr Leben fürchten müssen. Ihnen werden häufig die
       Pässe abgenommen, viele werden wie Gefangene gehalten. Solchen kriminellen
       Machenschaften kommt man mit strengeren Auflagen für Bordelle und
       Prostituierte sicher nicht bei.
       
       Selbst unangekündigte Polizeirazzien in Bordellen werden wenig bringen. Das
       zeigen die Erfahrungen. Bevor es brenzlig wird, ändern Zuhälter und
       Schlepper ihre Identität oder verschwinden.
       
       19 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
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