URI: 
       # taz.de -- Schalkes Pokal-Aus: Die erste Quittung
       
       > Der miserable Spätherbst von Schalke 04 geht auch mit dem neuen Trainer
       > weiter. Dieses Mal ist der Schaden jedoch irreversibel.
       
   IMG Bild: Klaas-Jan Huntelaar muss sich weiter das Haar raufen: Die ganz große Änderung kam mit dem neuen Trainer nicht.
       
       GELSENKIRCHEN taz | Horst Heldt wollte ja gern ein paar positive Sätze über
       die Erste-Hilfe-Maßnahmen des neuen Schalker Cheftrainers Jens Keller
       sagen, unterließ es dann aber aus Gründen der sportlichen Pietät. „Wir sind
       ausgeschieden, deshalb ist es ratsam, nicht erklären zu wollen, was alles
       besser gelaufen ist“, murmelte der S04-Manager nach dem 1:2 im
       Pokalachtelfinale gegen Mainz und führte seine Weigerung, Details zu
       nennen, wortreich fort: „Ich möchte die Veränderungen, die in der Kürze der
       Zeit stattgefunden haben, nicht kommentieren.“ Denn: „Ich möchte ihn nicht
       mit dem alten Trainer vergleichen.“
       
       Der alte Coach, Huub Stevens, war am Sonntagmorgen beurlaubt und durch
       U-17-Übungsleiter Keller ersetzt worden. Der frühere Verteidiger, als
       Interimstrainer des VfB Stuttgart im Herbst 2010 mäßig erfolgreich, soll
       die Königsblauen auf Teufel komm raus zumindest bis zum Ende der Saison
       betreuen. Ehe mutmaßlich ein Mann mit klangvollerem Namen Kellers Job
       übernimmt.
       
       In der Gerüchteküche brutzeln Kandidaten wie Frankfurts Armin Veh,
       Stuttgarts Bruno Labbadia – oder Thomas Tuchel. Wie Jens Keller, der die
       Stevens-Ära unter anderem mit dem Übergang von einer zu zwei Spitzen zu
       überwinden versuchte, entschloss sich auch der Mainzer Trainer beim
       Pokalduell zu einer Systemänderung. „Mit unserer Mittelfeldraute haben wir
       viele Auswärtsspiele dominiert, aber außer Lob nichts Zählbares
       mitgenommen“, erläuterte Tuchel, der sich auf Schalke „für ein flaches
       4-4-2 mit Heimspielprinzipien – für den Kopf“ entschied. Und mit dieser
       Taktik gewann.
       
       ## Räumlichkeiten im Mehrzwecktempel
       
       Die Räumlichkeiten im blau-weißen Mehrzwecktempel lernte der 39-Jährige –
       man weiß ja nie – dabei auch etwas genauer kennen. So erlebte Tuchel, dass
       es zehn lange Sekunden dauert, bis das, was auf dem Platz passiert, endlich
       auf den Bildschirmen im Stadioninneren zu sehen ist. Eine Folter, der
       Tuchel entgegentrat, indem er die Funktionstüchtigkeit der Wasserhähne in
       der Gästekabine überprüfte. Um den Lärm zu übertönen, der aus der Arena zu
       ihm in die Katakomben drang.
       
       Dorthin war der Trainer der 05er vom Schiedsrichter verbannt worden, weil
       er nach einem rüden Foul des bekannt bösen Buben Jermaine Jones an Marco
       Caligiuri unerlaubterweise den Platz betreten hatte.
       
       Vom Rasen schlichen eine halbe Stunde später dann die Schalker, mit der
       ersten bleibenden Quittung für ihren miserablen Spätherbst mit nun sieben
       sieglosen Partien en bloc im Gepäck. „Vor diesem Spiel war noch nicht so
       viel verloren – wir waren noch in der Liga, in der Champions League und im
       Pokal. Jetzt ist nicht mehr alles drin“, schniefte Angreifer Klaas-Jan
       Huntelaar.
       
       ## Saisonziel bleibt
       
       Eher uneinheitlich waren die Aussagen der Spieler zum ersten Wirken von
       Jens Keller. „Der Trainer macht einen guten Eindruck, er hat ein gutes
       Gefühl in die Mannschaft gebracht“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes, Kollege
       Jones betrachtete die Sache nüchterner: „Er hat schon versucht, etwas
       Eigenes reinzubringen. Aber die ganz große Änderung kam nicht.“
       
       Kellers Experiment mit dem gelernten Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta
       als rechtem Verteidiger – der Schweizer patzte beim ersten, vor allem aber
       beim zweiten Gegentor – ging jedenfalls schon mal daneben. Vom Saisonziel,
       ein Platz in der Champions League, will Horst Heldt aber trotz allem nicht
       abrücken. „Wir hatten in der Hinrunde mal zehn Punkte Vorsprung auf den VfB
       Stuttgart – und die Stuttgarter haben uns eingeholt“, erwähnte der Manager
       am Dienstagabend und fragte etwas angestrengt in die Runde: „Warum sollen
       wir uns jetzt nicht in die andere Richtung heranarbeiten?“
       
       19 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Morbach
       
       ## TAGS
       
   DIR Schalke 04
   DIR Fußball
   DIR DFB-Pokal
   DIR Trainer
   DIR Fußball
   DIR DFB-Pokal
   DIR DFB-Pokal
   DIR Schalke 04
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Schalke in der Krise: Dynamik des Niedergangs
       
       Schalke 04 blamiert sich gegen den Schlusslicht Fürth. Trainer Jens Keller
       steht schon nach vier Spielen in der Kritik – vor allem beim Publikum.
       
   DIR Achtelfinale des DFB-Pokal: Im Viertelfinale wird's knallen
       
       Borussia Dortmund ist mit einem 5:1 ins die nächste Runde des DFB-Pokals
       spaziert. Das nächste Spiel dürfte knapper werden: dann trifft Dortmund auf
       Bayern.
       
   DIR Achtelfinale des DFB-Pokals: Schalke raus, Offenbach weiter
       
       Schalke ist raus aus dem DFB-Pokal. Neben Bezwinger Mainz kamen auch der FC
       Bayern und der SC Freiburg weiter – und ein Drittligist.
       
   DIR Nach sechs sieglosen Spielen: Schalke trennt sich von Stevens
       
       Die Heimniederlage gegen Freiburg hat sein Schicksal besiegelt: Schalke 04
       hat Trainer Huub Stevens beurlaubt. Nachfolger wird der bisherige
       U-17-Coach.