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       # taz.de -- Artenschutz in Kamerun: Jagd auf Wilderer
       
       > Illegale Elfenbeinjäger rüsten immer weiter auf. Kameruns Regierung will
       > jetzt 600 Soldaten abstellen, um Elefanten, aber auch Ranger zu
       > beschützen.
       
   IMG Bild: Begehrt: Tausende Elefanten werden jedes Jahr gewildert.
       
       Kameruns Regierung will der illegalen Elefantenjagd in ihrem Land Einhalt
       gebieten – auch mit militärischen Mitteln. Nach Angaben des
       Verteidigungsministeriums sollen an der Mission etwa 600 Soldaten der
       Schnelleinsatzeinheit BIR beteiligt sein. Ziel: die Wilderer möglichst
       schon abzufangen, bevor sie Kamerun überhaupt erreichen.
       
       Seit Wochen bewegt sich eine Bande von Elefanten-Jägern auf die
       Landesgrenzen des Westafrikanischen Staates zu. Mitarbeitern verschiedener
       Wildschutzorganisationen zufolge handelt es sich dabei teils um dieselben
       rund 150 Männer, die im Februar 2012 mehr als 300 Elefanten im
       kamerunischen Nationalpark Bouba Ndjidah töteten.
       
       „Das ist ohne Zweifel eine der größten militärischen Operationen gegen
       Wilderer in der Geschichte“, sagt Jules Caron, Leiter der
       Kommunikationszentrale des World Wide Fund For Nature (WWF) für
       Zentralafrika. „Die Regierung ist deshalb so aktiv, weil ihr das Desaster
       Anfang des Jahres viele Negativschlagzeilen bescherte, als die Behörden
       viel zu langsam reagierten.
       
       Den Wilderern geht es um die Stoßzähne. 2011 beschlagnahmten Grenzbeamte
       weltweit knapp 23 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein. Die Experten des
       UN-Programms Traffic schätzen, dass allein dafür etwa 2.500 Tiere getötet
       wurden, die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher. Dabei kann die
       Population afrikanischer Elefanten keine weiteren Verluste vertragen. Waren
       nach Informationen der Internationalen Union für Umweltschutz in den 1980er
       Jahren noch rund 1,2 Millionen afrikanische Elefanten quer über den
       Kontinent verteilt, leben heute noch etwa 500.000 bis 700.000 Tiere.
       
       ## Wilderei finanziert Krieg
       
       Appelle, die natürlichen Schätze der eigenen Heimat zu wahren, erreichten
       die Wilderer nicht, meint Lamine Sebogo, Koordinator des afrikanischen
       Elefanten-Programms des WWF. Der Verband habe beobachtet, dass Elfenbein
       und Elefantenfleisch zunehmend zu wichtigen Triebfedern in regionalen
       Konflikten wurden. Mit dem Erlös aus dem illegalen Verkauf finanzieren
       Warlords etwa in Kongo-Kinshasa, Kongo-Brazaville, dem Tschad oder der
       Zentralafrikanischen Republik ihre Kriege.
       
       Vor allem in Ägypten und dem Sudan hat sich zudem eine neue lokale
       Nachfrage nach Elefantenfleisch als Delikatesse entwickelt. Doch die
       meisten Aufträge erhalten die Wilderer aus Ländern wie Vietnam oder China.
       Sebogo glaubt, dass die Wilderei auch deshalb so stark zugenommen hat, weil
       sich China als einer der Hauptabnehmer für Nashorn-Horn und Elfenbein immer
       stärker in Afrika engagiert – mit Bauprojekten, im sozialen Bereich, legal
       und in Grauzonen: „Die Exposition gegenüber China hat extrem zugenommen“,
       sagt der Tierschützer. So gelangten auch Informationen über
       vielversprechende Wildereigründe nach Asien.
       
       Die Ranger in Afrika können den gutausgestatteten Wilderern nichts
       entgegensetzen. Ihnen fehlen Ausrüstung wie Nachtsichtbrillen,
       schusssichere Westen und Waffen. Auch deshalb sieht der WWF neben der
       Etablierung ausreichender Naturschutzstandards in den betreffenden Ländern
       militärische Einsätze als Option an. Man befürchtet, dass die Jagd auf
       Elefanten zu einer Jagd auf Menschen wird. Das gut ausgerüstete Militär
       solle vor allem abschrecken.
       
       Um den Banden langfristig ihr Fundament zu entziehen, helfen aus Sicht von
       Experten nur zwei Maßnahmen: die Nachfrage in den Konsumentenländern und
       die Akzeptanz von Wilderei innerhalb der afrikanischen Bevölkerungen zu
       senken.
       
       Ein Problem ist aktuell, dass sich viele Dorfbewohner von Elefanten bedroht
       fühlen, da ausgedehnte Siedlungen immer weiter in die Rückzugsräume der
       Tiere eindringen. Eine Lösung wäre, bestehende Schutzreservate zu verbinden
       und Korridore für die Elefanten zu schaffen. „Langsam setzt bei der
       afrikanischen Bevölkerung die Wahrnehmung ein, dass durch die massenweisen
       Morde an Elefanten ein heimischer Schatz verloren geht“, sagt Sebogo.
       
       18 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Karen Grass
       
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