# taz.de -- Verfassungsreferendum in Ägypten: Soldaten und Panzer stehen bereit
> Anhänger und Gegner einer islamischen Verfassung versammeln sich in Kairo
> erneut zu Demonstrationen. ElBaradei fordert die Verschiebung des
> Referendums.
IMG Bild: Ägyptische Soldaten warten auf ihren Einsatz.
KAIRO rtr | Einen Tag vor der Volksabstimmung über die neue Verfassung in
Ägypten sind Anhänger und Gegner des islamistischen Präsidenten Mohammed
Mursi am Freitag erneut auf die Straße gegangen. Vor einer Moschee in der
Nähe des Präsidialamtes versammelten sich Gefolgsleute Mursis, um für die
Annahme des Regelwerkes zu werben.
In Sprechchören riefen sie „Ja zur Verfassung“, ließen den Präsidenten
hochleben und priesen das islamische Recht der Scharia.
Nahezu zeitgleich versammelten sich Anhänger der säkularen Opposition vor
dem Präsidentenpalast. Liberale, Linke und Christen lehnen die neue
Verfassung ab, weil sie ihrer Ansicht nach einseitig islamistisch
ausgerichtet ist und die Rechte von Minderheiten missachtet.
Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei forderte Mursi auf, das
Referendum zu verschieben. Der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga,
Amr Mussa, rief die Ägypter auf, mit „Nein“ zu stimmen.
Dass die Bevölkerung die neue Verfassung ablehnen wird, ist angesichts der
Machtverhältnisse unwahrscheinlich. Die Muslim-Brüder, die das Parlament
dominieren, sind die am besten organisierte politische Kraft.
Viele Ägypter sind zudem der Unruhen müde, die das Land seit der Erhebung
gegen den langjährigen Präsidenten Husni Mubarak 2011 erschüttert haben.
Die erste Runde des Referendums findet an diesem Samstag in Kairo und den
großen Städten statt. Der zweite Durchgang ist am Samstag darauf im Rest
des Landes geplant. Dann sollen auch erste Ergebnisse veröffentlicht
werden. Allerdings wird erwartet, dass Resultate schon vorab durchsickern
werden.
## Soldaten und Panzer
Zum Schutz des Referendums wurden umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen
getroffen. So erhielt die Armee Polizeibefugnisse und soll Wahllokale sowie
Regierungsgebäude schützen.
Zum Schutz des Präsidentenpalastes sind Panzer in Stellung gegangen. Die
Streitkräfte wollen etwa 120.000 Soldaten mit 6.000 Panzern oder
gepanzerten Fahrzeugen einsetzen.
Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis wurden in
den vergangenen Wochen mindestens acht Menschen getötet und Hunderte
verletzt.
14 Dec 2012
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