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       # taz.de -- Malis Regierungschef: Rücktritt nach Festnahme
       
       > Der malische Ministerpräsident Cheick Modibo Diarra ist am Dienstagmorgen
       > zurückgetreten. Er war vorher von Soldaten im Auftrag von Hauptmann
       > Sanogo festgenommen worden.
       
   IMG Bild: Zurückgetreten: Ministerpräsident Cheick Modibo Diarra.
       
       BAMAKO afp/rtr | Wenige Stunden nach seiner gewaltsamen Gefangennahme durch
       einen Trupp von Soldaten hat der unter Druck geratene malische
       Regierungschef Cheick Modibo Diarra den Rücktritt der gesamten Regierung
       bekanntgegeben. „Ich trete mit meiner Regierung zurück“, sagte Diarra am
       Dienstagmorgen in einer kurzen Erklärung im staatlichen Fernsehen, ohne
       eine Begründung für die Entscheidung anzuführen. In der Hauptstadt Bamako
       blieb es zunächst ruhig.
       
       Der Trupp von Soldaten habe die Eingangstür von Diarras Haus „demoliert“
       und den Regierungschef „ziemlich brutal“ behandelt, sagten die Mitarbeiter
       des bisherigen Regierungschefs. Diarra wollte den Angaben zufolge in der
       Nacht nach Frankreich reisen, um sich in Paris einem Gesundheits-Check zu
       unterziehen. Er habe zuvor eine kurze Fernseh-Ansprache aufgenommen. Die
       Aufnahme sei jedoch vom Militär beschlagnahmt worden.
       
       Der 60-jährige Astrophysiker Diarra wurde weit über die Landesgrenzen
       hinaus als Wissenschaftler bekannt. Er arbeitete früher an
       Weltraumprojekten der US-Raumfahrtbehörde NASA mit. Später vertrat er den
       Internet-Riesen Microsoft in Afrika.
       
       Diarra wurde in der Nacht nach Angaben von Mitarbeitern von Soldaten
       festgenommen, die aus der Militär-Garnison Kati zu seiner Wohnung in der
       Hauptstadt Bamako kamen. Die Militärs hatten gesagt, dass sie im Auftrag
       von Hauptmann Amadou Haya Sanogo handelten. Sanogo war bereits an einem
       Putsch im März beteiligt, bei dem der langjährige Präsident Amadou Toumani
       Touré gestürzt wurde.
       
       In dem Machtvakuum nach dem Putsch im März gelang es Tuareg-Rebellen und
       mit ihnen verbündeten Islamisten innerhalb weniger Tage, den gesamten
       Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Diarra sprach sich
       wiederholt dafür aus, eine internationale Militärtruppe solle gegen die
       Islamisten einschreiten. Offiziell übergab Hauptmann Sanogo zwei Wochen
       nach dem Putsch vom März die Macht wieder an eine zivile Regierung,
       faktisch aber behielt er in Bamako erheblichen Einfluss.
       
       Sanogo sprach sich gegen den Plan zur Stationierung ausländischer Soldaten
       in Mali aus. Nach dem letzten Stand wollte die westafrikanische
       Staatengemeinschaft ECOWAS im Auftrag der UNO 3300 Mann nach Mali
       entsenden.
       
       11 Dec 2012
       
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