# taz.de -- Kommentar Rüstungsreport der Kirchen: Die Pinguine sind unschuldig
> Von Afghanistan bis zur „Arabellion“: Die Friedensinstitute haben fast
> alles verschlafen. Und auch bei den Rüstungsexporten setzt sich ihre
> Trägheit fort.
IMG Bild: Afghanistan? Diese brisante Frage der vergangenen Jahre haben die Friedensinstitute verschlafen.
Sage niemand, es werde in Deutschland nicht am Frieden geforscht. Fünf
namhafte Friedensforschungsinstitute leistet sich die Republik. Einen
Auftritt haben sie alljährlich – so auch am Montag –, [1][wenn die
katholische und die evangelische Kirche den friedensinstitutlich
erarbeiteten Rüstungsexportbericht vorstellen] und den deutschen
Waffenexport kommentieren. Die Routine ist, dass der Rüstungsexportbericht
der Bundesregierung ausgewertet wird und die Rüstungsexportzahlen vom
Stockholmer Sipri-Institut zitiert werden. Plus Warnung und Mahnung, dass
das alles so nicht weitergehe.
Damit haben Friedensforscher wie Kirchenvertreter vollkommen recht. Nur
reicht das nicht. Der deutsche Waffenexport hat sich in wenigen Jahren
spektakulär umgestellt. Beliefert werden nicht mehr vor allem Nato-Staaten,
sondern quasi alle Menschenrechtsverächter in Asien, die so gerade noch als
Verbündete im Kampf „gegen den Terror“ oder für eine geopolitische
„Stabilität“ durchgehen.
Aus der – ausländischen – Rüstungsexportliteratur weiß man, dass selten ein
Geschäft ohne Bestechung zustande kam. Das Interesse der
Geschäftsvermittler ist ein wichtiger Treibstoff der Nachfrage. Wozu sollte
etwa Südafrika all das deutsche Gerät eigentlich brauchen? Zum Kampf gegen
die Pinguine weiter südwärts – oder gegen streikende Bergleute?
Nahezu jede brisante Frage der vergangenen Jahre von Afghanistan bis zur
„Arabellion“ haben die Friedensinstitute verschlafen. Auch für die
Auseinandersetzung mit Rüstungsexporten gilt: Für einen politischen Kampf
braucht es eigene Empirie, eigene Analyse und den Willen, sich unbeliebt zu
machen. Friedensforscher müssen die Waffen kennen und nennen, die
exportiert werden, die Leute, die sie exportieren, und die Politiker, die
diese Interessen bedienen.
Fortgesetzte Trägheit könnte sonst darauf schließen lassen, dass da jemand
um seine staatliche Finanzierung bangt.
10 Dec 2012
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## AUTOREN
DIR Ulrike Winkelmann
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